Stabilisieren – oder vom Schwitzen, von unsichtbarem Schleim und Brainfog

Ebikon/Chur, 2. September 2024 — Drei Fragen an TCM-Dozent Jürg Wilhelm zu seinem Kurs «Chinesische Arzneimittel: Stabilisieren».

Bild von einer Wasserrutsche. Bild: Pixabay

Ins Rutschen zu kommen, macht Spass. Ausser, wenn es die Gesundheit ist, die das tut. Die TCM hat Mittel und Wege, die Gesundheit bei akuten und chronischen Beschwerden zu stabilisieren, auch zur Vorbeugung. Bild: Pixabay

TCM-Dozent Jürg Wilhelm unterrichtet Chinesische Arzneimittel: Stabilisieren. Drei Fragen.

Jürg, was ist Stabilisieren in der TCM? Hast du eine konkrete Situation, in der Stabilisieren wichtig ist?

Unter Stabilisieren verstehen wir in der TCM eine Festigung, ein «Sichern oder Bewahren», um vor «Verlust» zu schützen. Es nicht ein Tonisieren und Aufbauen, sondern eine Präventivmassnahme, um vor dem «Auslaufen» zu schützen. So stabilisiert man zum Beispiel den Darm, um Durchfall zu stillen. Oder man stabilisiert die Nieren, um das Jing, also die Essenz zu bewahren, z.B. bei nächtlichem Samenverlust. Oder man stabilisiert die Lungen bei spontanem Schwitzen. Denn sie ist für das Öffnen und Schliessen der Poren zuständig ist. Ein geschwächtes Lungen-Qi bringt diese Performance nicht mehr hin, da braucht es erst eine Stabilisation. Die Strategie lautet: das Organ stabilisieren und vor dem «Auslaufen bewahren». 

In der Ausschreibung steht auch «Sinnesöffnungen frei machen». Das hört sich irgendwie sehr gut an, aber was versteht man darunter?

In der TCM gibt es den sogenannten «unsichtbaren Schleim». Er blockiert die Herzöffnungen und somit auch den Shen, also den Geist. Der Shen kann dadurch nicht mehr frei wandern. Es kommt zu Symptomen wie Verwirrtheit, Wortfindungsstörungen, gewisse Formen von Demenz, Wesensveränderungen, ein Gefühl von «Brainfog»: Klares Denken und Handeln ist erschwert. Wir sprechen auch von einer Art Shen-Störung. Es entwickeln sich also psychische bzw. psychosomatische Symptome. Die Strategie lautet: die Herzöffnungen von unsichtbarem Schleim befreien und den Shen beruhigen.

Braucht es zum Stabilisieren nicht Ruckzuck-Hilfe? Zumindest meistens? Sind Kräuter so schnell?

Bei akutem Durchfall z.B. geht es mit sauren und adstringierenden Arzneimitteln, die uns zusammenziehen und vor Verlust schützen. Bei einer chronischen Situation dauert es länger, insbesondere wenn die Nieren-Essenz betroffen ist. In der Regel aber wirken die Arzneimittel rasch und effizient.

Danke, Jürg.

Martin, gern.

Jürg Wilhelm studierte Traditionelle Chinesische Medizin an der «Five Branches University» in Santa Cruz, USA, und schloss das Studium 1998 mit dem Master’s Degree in Traditional Chinese Medicine ab. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz legte er die kantonale Prüfung zum Naturheilpraktiker GR und SG ab. Seit 2000 ist er Dozent für Chinesische Medizin an verschiedenen Schulen. Seine Praxis führt er in Chur GR:
www.tcm-chur.ch

Chinesische Arzneimittel: Stabilisieren

Das ist der Kurs

Module Detail

Arzneitherapie TCM

Das ist die Ausbildung dazu. Mit Ziel eidg. Diplom

Arzneitherapie TCM: Chinesische Arzneitherapie Ausbildung
https://www.heilpraktikerschule.ch/newsroom/news-detail/news/2024/09/02/stabilisieren-oder-vom-schwitzen-von-unsichtbarem-schleim-und-brainfog