«Ich wollte mich nicht einfach damit abfinden.»
Ebikon, 24. September 2025 – Nach einem schweren Unfall entdeckte Louiza in einer Klinik in Indien Ayurveda als Weg, ihre Gesundheit wiederaufzubauen. Noch wichtiger war jedoch die Erkenntnis, dass Heilung nicht mit der Therapie endet, sondern sich auch im Alltag fortsetzen lässt.

Heute studiert sie an der Heilpraktikerschule Luzern Ayurveda-Medizin mit Ziel eidg. Diplom und teilt ihr Wissen über ganzheitliche Verjüngung mit ihrer Instagram-Community. Ab Januar 2026 auch in ihrem eigenen Praxisraum in Zürich. Bild: Heilpraktikerschule Luzern
Was war dein erster Berührungspunkt mit Ayurveda?
Mit 19 habe ich von meiner Mama die Yoga-Lehrerausbildung geschenkt bekommen. Schon damals war mir bewusst, dass Yoga viel mehr ist als nur körperliche Übungen, dass dahinter eine ganze Philosophie steckt. Aber ich habe es für mich selbst noch nicht so tief praktiziert.
Hast du nach der Ausbildung auch selbst unterrichtet?
Genau, ich habe 10 Jahre lang Yoga in Fitness- und Gesundheitszentren unterrichtet. Jung und gesund, wie ich war, stand für mich damals vor allem das Teilen der Praxis im Vordergrund. Erst nach meinem Unfall wurde mir klar: Jetzt bin ich selbst mein eigener Patient, jetzt kann ich Yoga wirklich für meine Gesundheit einsetzen.
Was für ein Unfall war das Jahr?
Mit 23 Jahren habe ich mir bei einem Unfall die Wirbelsäule gebrochen, knapp an der Querschnittslähmung vorbei.
Was waren die Folgen des Unfalls?
Nach der Operation hatte ich viele MS-ähnliche Symptome. Dazu gehörten vor allem Gleichgewichtsstörungen, also ein sehr unsicheres, instabiles Gehen, wenig Kraft in der Muskulatur, insbesondere in den Beinen, sowie Blasenschwäche.
Was hast du dagegen unternommen?
Über meinen Stiefvater habe ich von einer Ayurveda-Klinik in Kerala in Indien erfahren und beschlossen, es für mich auszuprobieren. Ich war sehr offen dafür, weil ich vorher schon viele Jahre Yoga praktiziert hatte und wusste, wie sehr mir Yoga nach dem Unfall geholfen hat.
Was für eine Klinik war das genau?
Sie ist eigentlich seit 24 Jahren auf Multiple Sklerose und andere neurologische Erkrankungen spezialisiert. Deshalb war ich dort eine der wenigen, die tatsächlich kein MS hatten.
Wie war das für dich?
Ich hatte dadurch viele interessante Begegnungen. Mit einigen der Patienten habe ich bis heute Kontakt – und das ist mittlerweile über 15 Jahre her. Ich konnte so über die Jahre den Weg verschiedener Menschen beobachten: Je nachdem, mit welcher Vorgeschichte sie in die Klinik kamen und wie schwer die Krankheit bei ihnen schon war, konnten manche tatsächlich ein komplett symptomfreies Leben erreichen, während andere zumindest eine deutliche Verbesserung erlebt haben.
Wie haben sie deine Folgen des Unfalls dort behandelt?
Vor allem auf neurologischer Ebene – mit viel Ruhe, mit Yoga- und Atemübungen, mit Entspannung sowie mit wertvollen Ölen und Kräutern aus dem Ayurveda. Dadurch hat sich mein Zustand deutlich verbessert: Ich hatte insgesamt wieder mehr Kraft, mehr Gleichgewicht und Stabilität, und auch meine Blasenfunktion hat sich erholt. Noch wertvoller war aber die Erkenntnis, dass das nicht das Ende ist – dass ich mich auch weiterhin damit beschäftigen und weitere Verbesserungen erreichen kann, nicht nur in der Klinik, sondern auch in meinem Alltag.
Und dann hast du dein Wissen zuhause selbst vertieft?
Genau. In den ersten Jahren habe ich mich intensiv über Bücher und das Internet damit beschäftigt und auch meine Ernährung etwas umgestellt. Auch mein Yoga habe ich verändert: weniger sportlich, dafür mehr therapeutisch, und das habe ich dann auch für mich angewendet. Ich habe mir generell gedacht: Da steckt mehr dahinter, da darf ich ruhig noch mehr vertiefen.
Was hat dich dazu bewegt, die Ausbildung zur Ayurveda-Medizinerin zu machen?
Einerseits war es sicher mein Alter. Nach zwei Schwangerschaften habe ich gemerkt, dass mein Körper ziemlich ausgezehrt war – und dass er sich mit den Jahren wahrscheinlich nicht mehr so schnell von alleine regenerieren wird. Deshalb habe ich nach natürlichen Wegen gesucht, wie ich mich wieder aufbauen kann.
Wie bist du vorgegangen?
Ich habe verschiedene Ausbildungen im Bereich Anti-Aging gemacht sowohl fürs Gesicht, aber auch zu Ernährung, Nahrungsergänzungsmitteln und sogar eine Epigenetik-Ausbildung. Das waren alles wie kleine Puzzlesteinchen, die ich im Ayurveda plötzlich alle wiedergefunden habe. Da habe ich verstanden: Ayurveda ist eigentlich Anti-Aging-Medizin – eine Präventivmedizin. Wir warten nicht erst, bis Beschwerden auftreten, sondern wir arbeiten täglich an uns. Das hat mich unglaublich fasziniert. Plötzlich hat alles zusammengepasst. Ayurveda erschien mir wie die Medizin, die all die anderen Bereiche in sich vereint.
Und wie bist du dann auf die Heilpraktikerschule Luzern gekommen?
Durch Googeln. Ich kannte niemanden, der hier studiert hat, sondern habe einfach recherchiert: Was ist in der Schweiz eine anerkannte Ausbildung? Mir ist es sehr wichtig, staatlich anerkannt zu sein.
Und wie hast du dich über die Schule informiert?
Ich habe mir ausführlich die Webseite angeschaut. Eigentlich war sie ständig geöffnet – ich habe mir die ganzen Kurse angesehen und dachte nur: Wow! Da konnte ich gar nicht mehr Nein sagen.
Arbeitest du neben dem Studium auch noch?
Ja, ich bin Softwareberaterin und habe eine kleine Consultingfirma in Zürich. Natürlich musste ich meine Arbeit etwas reduzieren, damit ich die Schule besuchen kann. Aber ansonsten: Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf jeden Fall in meinem Job.
Wie sieht es mit der Work-Life-Balance aus?
Ehrlich gesagt empfinde ich die Schule bisher nicht als Belastung. Im Gegenteil, sie interessiert mich so sehr, dass es für mich bisher wirklich nicht anstrengend ist. Ich muss dazu sagen, dass mein Mann und meine ganze Familie mich dabei sehr unterstützen. Nach einem Jahr merke ich daher noch keine Belastung in dieser Hinsicht. Vielleicht ändert sich das noch, aber bisher nicht.
Du hast ja auch noch eine Instagram-Community. Was für Content teilst du dort?
Angefangen habe ich mit Anti-Aging-Themen wie Face-Fitness, Gesichtsmassagen, Ernährung und Fasten – zu diesen Bereichen biete ich sowohl Online-Kurse als auch persönliche Beratungen an. Mittlerweile merke ich jedoch, dass ich immer mehr ayurvedische Einflüsse einfliessen lasse, sei es bewusst oder unbewusst.
Inwiefern?
Zum Beispiel biete ich gerade eine Scheinfastenkur mit ayurvedischem Anteil an.
Das machst du alles online?
Momentan ja. Aber ab Januar 2026 plane ich meinen eigenen Praxisraum zu eröffnen, um nicht nur online, sondern auch vor Ort mit Menschen arbeiten zu können. Nach all den Jahren rein online habe ich gemerkt, dass mir der persönliche Kontakt fehlt.
Hast du schon einen Praxisraum, oder bist du noch auf der Suche?
Ich starte zunächst in kleinem Rahmen: In unserem Firmenbüro habe ich mir den schönsten Raum reservieren können. Er ist lichtdurchflutet, zentral gelegen und bietet die ideale Atmosphäre für meine Ayurveda- und Anti-Aging-Angebote. Mein besonderer Fokus liegt dabei auf der Begleitung bei neurologischen Erkrankungen sowie auf ganzheitlichen Anti-Aging-Konzepten.
Wie bist du eigentlich auf das Thema Anti-Aging gekommen?
Das hängt auch eng mit meinem Unfall zusammen. Nach dem Unfall habe ich zwölf Jahre lang kaum richtig geschlafen, weil ich fünf- bis siebenmal pro Nacht aufwachte wegen meiner schwachen Blase. Schlaf ist das wichtigste Mittel, um jung zu bleiben. Wenn der Schlaf gestört ist, altern wir schneller, egal wie gut Ernährung oder Bewegung sind. Bei mir bestätigte ein epigenetischer Test, dass ich biologisch älter war als mein tatsächliches Alter im Pass damals. Äusserlich war es vielleicht nicht so sichtbar, aber ich fühlte mich kraftlos, energielos und alt. Da wusste ich: Ich muss dem aktiv entgegenwirken.
Hat sich das alles eigentlich aus deiner persönlichen Geschichte heraus entwickelt?
Ja, ich glaube schon. Wenn sich etwas aus der eigenen Geschichte ergibt, dann ist das wie ein natürlicher Lauf. Für mich war es meine eigene Suche. Ich wollte mich nicht einfach damit abfinden, sondern mich wirklich verbessern. Am Anfang war das sicher ein Stück weit egoistisch: «Ich will, dass es mir besser geht.» Das war mein erster Wunsch. Und wenn man dann merkt: Ah, jetzt weiss ich, wie es funktioniert, dass es mir besser geht, dann kommt im nächsten Schritt der Wunsch, das weiterzugeben: zu erzählen, dass es Mittel und Wege gibt, die auch anderen helfen können.
Was ist deine Vision für die Zukunft?
Das Zusammenspiel von klassischer Medizin und Alternativmedizin. Früher dachte ich, man müsse sich entscheiden. Heute weiss ich: Man muss es nicht. Beide lassen sich sehr gut miteinander verknüpfen. Als meine Wirbelsäule gebrochen war, half nur die Notfallmedizin. Doch für den Aufbau konnte sie nichts mehr tun. Ayurveda hingegen sagte: «Wir können sehr viel machen – und du selbst kannst sehr viel machen.» Immer mehr klassische Ärzte setzen Komplementärmedizin ein, und Alternativärzte verneinen nie die westliche Medizin. Vielleicht unterscheiden wir in 100 Jahren gar nicht mehr. Denn das Ziel ist das gleiche: gesund, vital und jung bleiben. Und jeder hat dafür ein anderes Schlüsselchen und warum nicht mehrere Schlüsselchen nutzen?
Zum Abschluss noch ein wenig Werbung in eigener Sache: Welches HPS-Modul empfiehlst du Ayurveda-Einsteigern?
Ich finde, Ernährung ist ein Thema, das man sehr leicht greifen kann, ohne dass man sich gross vorbereiten muss. Es lässt sich direkt umsetzen und beschäftigt einen täglich – egal, ob man Beschwerden hat oder nicht. Deshalb ist es, glaube ich, ein sehr guter Einstieg.
Danke Louiza.
Sehr gerne.

Louiza Schwick Brose studiert seit einem Jahr Ayurveda-Medizin mit Ziel eidg. Diplom bei uns.
Mehr zum Thema ganzheitliche Verjüngung gibt auf ihrem Instagram-Account @louizabrose oder auf ihrer Webseite: machdichjung.com