«Die Ausbildung hat mich beruflich und persönlich weitergebracht»
Ebikon, 3. September 2025 – Nadine Eng ist gelernte Prophylaxeassistentin in der Kieferorthopädie. Eine gute Ausbildung, doch etwas fehlte: das Gefühl, dass Menschen die Praxis mit einem guten Gefühl verlassen.

Nach drei intensiven Ausbildungsjahren an der Heilpraktikerschule Luzern ist Nadine diplomierte KomplementärTherapeutin in der Methode Craniosacral-Therapie und eröffnet im Oktober ihre eigene Praxis. Bild: Heilpraktikerschule Luzern.
Wie bist du zur Craniosacral-Therapie gekommen?
Ich hatte jahrelang starke Migräne – fast jeden Monat, manchmal sogar alle zwei Wochen.
Was hast du dagegen unternommen?
Ich habe regelmässig Tabletten genommen – eigentlich ging es gar nicht mehr ohne. Das waren recht starke Migränemedikamente, nach deren Einnahme musste ich mich immer etwa eine halbe Stunde hinlegen. Danach ging es mir besser, aber in dieser Zeit war ich komplett ausgeknockt. Auf Dauer ist das sehr anstrengend, so zu leben. Man funktioniert zwar, macht alles, aber innerlich fühlt man sich miserabel. Irgendwann meinte dann mein Mann: «So kann es nicht weitergehen.»
War das der Wendepunkt?
Genau. Daraufhin habe ich vieles ausprobiert: Physiotherapie, Osteopathie, Chiropraktik. Das half jeweils kurz, aber nie nachhaltig. Dann kam ich zur Craniosacral-Therapie – und die hat mir wirklich sehr geholfen. Meine Migräne ist nicht komplett verschwunden, aber sie ist deutlich seltener und viel weniger stark geworden.
Wie kam es dazu, dass du gesagt hast: Das möchte ich nun beruflich machen?
Ich hatte immer das Gefühl: Ich bin zwar gut ausgebildet, aber da fehlt noch etwas. Mir war wichtig, dass die Menschen meine Praxis mit einem guten Gefühl verlassen. Bei Kieferorthopäden ist das nicht immer der Fall – nach einer Zahnreinigung gehen manche PatientInnen glücklich über ihre sauberen Zähne hinaus, während andere eher etwas bedrückt wirken – oft, weil sie dabei hören, was sie beim Zähneputzen noch verbessern sollten.
Und dann ist dir deine positive Erfahrung mit Craniosacral-Therapie wieder in den Sinn gekommen?
Richtig! Ich habe mich intensiv mit der Ausbildung beschäftigt und dann ein sehr freundliches Telefonat mit Ayke vom Sekretariat der Heilpraktikerschule Luzern geführt. Das Gespräch hat mich so überzeugt, dass ich nur eine halbe Stunde später bereits die gesamte Ausbildung gebucht habe.
Und wie hast du dir diese zusammengestellt?
Ich habe die Ausbildung in drei Jahren gemacht, weil ich sie sehr kompakt geplant hatte. Währenddessen konnte ich die Module aber jederzeit noch anpassen – ein kurzer Anruf oder eine E-Mail und das Sekretariat hat alles sofort organisiert.
Wie war dieser modulare Aufbau für dich?
Von der Flexibilität her fand ich ihn super. Klar, manchmal hätte ich mir gewünscht, alles mit denselben Leuten zu machen, aber gleichzeitig war es auch spannend, immer wieder neue Menschen kennenzulernen. Besonders der Austausch mit denen, die schon weiter waren, war sehr interessant – ich konnte mir Feedback holen oder nachfragen, wenn ich etwas nicht wusste. Deshalb würde ich nicht sagen, dass das eine besser oder schlechter ist.
Und nebenbei hast du immer gearbeitet?
Ja, zeitweise habe ich sogar 80 % als Prophylaxeassistentin gearbeitet. Auch das hat funktioniert, obwohl es natürlich viel war. Später bin ich wieder auf 60 % zurückgegangen. Ich muss aber auch sagen, dass ich viel Unterstützung von meinem Chef und dem Praxisteam bekommen habe, sodass ich meine Arbeitstage flexibel legen konnte und alles gut mit dem Unterricht zusammengepasst hat. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar.
Und jetzt nach deinem Studium. Arbeitest du immer noch beim Kieferorthopäden?
Ja, genau. Ich arbeite immer noch zu 60 % als Prophylaxeassistentin. Den Rest widme ich meiner Selbstständigkeit – das sind so 40 bis 50 %, je nach Woche. Fix bin ich jeweils am Montag und Donnerstag in meiner Praxis und zusätzlich jeden zweiten Samstagvormittag.
Wo befindet sich deine Praxis?
Im Moment arbeite ich noch bei mir zu Hause. Ab dem 1. Oktober eröffne ich aber meine eigene Praxis in Lostorf – das liegt zwischen Olten und Aarau.
Dann hast du sicherlich einiges zu tun?
Oh ja! Ich bin gerade dabei, die Selbstständigkeit anzumelden – und da gibt es wirklich viele Ämter und Formalitäten, die man beachten muss. Im Moment warte ich noch auf mein Diplom von der OdA KT, das brauche ich für die Anmeldung beim EMR zur Krankenkassenanerkennung. Gleichzeitig richte ich die Praxis ein: Mein Warenkorb ist schon voller Möbel, die bald bestellt werden. Sobald ich die Schlüssel habe, wird eingerichtet, damit am 1. Oktober wirklich alles startklar ist.
Hast du ein Spezialgebiet?
Also der Fokus ist Kopfschmerzen, Migräne, Kiefergelenksprobleme, Nackenschmerzen und Rückenschmerzen. Aber es dürfen natürlich auch alle anderen zu mir kommen. Besonders im Bereich Kiefergelenksprobleme und Zähneknirschen/Zähnepressen möchte ich Weiterbildungen machen, damit ich das noch besser verstehe und noch gezielter unterstützen kann.
Und woher kommt dieser Fokus?
Das hat sich eigentlich aus mehreren Einflüssen zusammengesetzt: aus meiner Cranio-Ausbildung, aus meiner eigenen Erfahrung mit Migräne und Kiefergelenksproblemen und natürlich auch durch meine Arbeit in der Kieferorthopädie. Alles greift ineinander. Und ich bin überzeugt: Am meisten erreicht man, wenn Schulmedizin und Komplementärtherapie Hand in Hand arbeiten.
Ist das auch deine Vision?
Ja, genau, auch mit den Zahnärzten. Wir als KomplementärTherapeutInnen können unterstützend wirken.
Zum Abschluss – was war dein Lieblingsmodul?
Ein richtiges Lieblingsmodul hatte ich nicht, ich fand alles sehr spannend. Besonders beeindruckt haben mich aber die M4-Module. Anfangs haben mich die ständigen Reflexionen in den M4-Modulen genervt. Ich habe mich gefragt: «Warum muss man alles reflektieren, alles hinterfragen?» Doch irgendwann, beim Schreiben meiner Reflexionen, ist mir bewusst geworden, dass man ja ständig reflektiert – auch im Alltag, nur eben nicht schriftlich. Dadurch habe ich die Faszination am Reflektieren entdeckt. Heute nutze ich das auch in der Therapie mit KlientInnen.
Hat dich die Ausbildung also auch persönlich weitergebracht?
Ja, auf jeden Fall! Ich habe dabei vieles erkannt: Zum Beispiel, wie sich die eigene Wahrnehmung verändert, wenn man sich bewusst mit den Faktoren auseinandersetzt. Ich habe gelernt, dass man andere nicht ändern kann, sondern nur sich selbst oder den eigenen Blickwinkel – und dass das erstaunlich viel bewirken kann. Das hat mich sehr beeindruckt. Besonders die Cranio-Module haben mich geprägt: Ich habe gespürt, was passiert, welche Wirkung es auf Menschen hat und wie es mich selbst verändert hat. Rückblickend merke ich: Am Anfang war ich zwar offen, aber noch eher zurückhaltend. Inzwischen gehe ich viel selbstbewusster auf Menschen zu und wage Dinge, an die ich mich früher nicht herangetraut hätte.
Danke, Nadine.
Gerne!

Nadine Eng
Hat bei uns die Ausbildung zur KomplementärTherapeutin in der Methode Craniosacral-Therapie erfolgreich abgeschlossen und eröffnet am 1. Oktober 2025 ihre eigene Praxis in Lostorf: https://www.cranio-therapie-eng.com/