«Manche haben mich dafür belächelt»
Ebikon, 13. August 2025 – Nina hätte Schulmedizin studieren können, hat sich aber bewusst dagegen entschieden. Der Grund für ihren Weg in die Alternativmedizin war neben der Ganzheitlichkeit auch ihre Migräne, die schulmedizinisch nicht erklärbar und behandelbar war. Erst durch eine Ernährungsumstellung mit Darmsanierung fand sie Linderung.

Heute studiert sie an der Heilpraktikerschule Luzern Naturheilkunde TEN und arbeitet bereits während dem Studium in einer Gemeinschaftspraxis. Ihren Schwerpunkt möchte sie künftig neben der manuellen Therapie auf die Ausleitung und Ernährung legen. Bild: Heilpraktikerschule Luzern
Wie bist du zur Naturheilkunde gekommen?
Da ich das Gymnasium gemacht habe und mich schon immer für Medizin interessierte, lag die Schulmedizin natürlich nahe. Im Zwischenjahr und nach einigen Schnupperstunden entschied ich mich dann aber bewusst gegen diesen Weg und für die Alternativmedizin.
Warum hast du dich gegen ein klassisches Medizinstudium entschieden?
Diese Frage habe ich tatsächlich oft gehört und manche haben mich dafür auch ein wenig belächelt: «Warum machst du nicht Schulmedizin, wenn du doch die Möglichkeit dazu hättest?» oder «Warum entscheidest du dich für etwas Alternatives?» – Nach dem Motto: «Für so etwas brauchst du doch keine Matura.» Heute kann ich gut darüberstehen.
Gab es einen Auslöser, der dich zur Naturheilkunde gebracht hat?
Ja. Im fünften Gymnasialjahr begann ich, intensive Migräne– mit Aura, starken Schmerzen, manchmal sogar so schlimm, dass ich in der Notaufnahme landete, zu entwickeln. Der Stress rund um die Maturaarbeit und Prüfungen hat das Ganze noch verschärft. Ich war teilweise eine halbe Woche krank und versuchte, dann wiederum das Verpasste aufzuholen – was es natürlich nicht besser machte.
Hast du damals schulmedizinische Hilfe gesucht?
Ja, ich bekam dutzende Medikamente verschrieben, aber sie halfen mir nicht. Eine Bekannte empfahl mir Bücher zur Alternativmedizin. Ich begann, mich intensiv selbst zu informieren und verschiedene Ansätze einfach auszuprobieren – ganz nach dem Prinzip: «Was wirkt wie bei mir selbst?» Und relativ schnell habe ich gemerkt, dass meine Migräne stark mit meiner Ernährung zusammenhing – vor allem mit dem Histamin. Sobald ich histaminhaltige Lebensmittel mied, ging es mir deutlich besser. Durch eine längerfristige Umstellung und weiteren Therapieansätzen hatte ich es dann auch recht schnell im Griff. Mein letzter Migräneanfall liegt inzwischen über ein Jahr zurück.
Und wie ging dein Weg dann weiter in Richtung Naturheilkunde als Beruf?
Wie bereits gesagt, hatte ich mich schon immer für medizinische Themen interessiert – aber je mehr ich mich damit beschäftigte, desto weniger zog mich das rein Schulmedizinische an. Zuerst interessierte mich Chiropraktik, dann Osteopathie. Damals konnte man Osteopathie noch nicht direkt als Studium machen. Deshalb überlegte ich mir vorher zuerst Physiotherapeutin zu machen – da dies der schnellste Weg dann zum Osteopath war.
Warum hast du es schlussendlich nicht gemacht?
Physio – schön und gut – aber irgendwie hat es für mich nicht ganz gestimmt. Dann habe ich gesehen, dass man auch den Naturheilpraktiker mit eidgenössischem Diplom machen kann und danach den verkürzten Studiengang zur Osteopathin. Das hat für mich einfach mehr gestimmt, weil ich das Gefühl hatte, ich kann mehr daraus mitnehmen. Im Moment weiss ich gar nicht, ob ich den Osteopath überhaupt noch machen werde.
Warum?
Zum einen wegen der Krankenkassen-Abrechnung – wie das in Zukunft genau laufen wird, ist im Moment ziemlich unklar. Zum anderen habe ich im Studium gemerkt, wie vielseitig der Naturheilpraktiker eigentlich ist. Neben den manuellen und ausleitenden Verfahren möchte ich mich später vor allem auch auf die Ernährung spezialisieren.
Wie bist du auf die Heilpraktikerschule Luzern gekommen?
Durch eine Kollegin meiner Mutter habe ich überhaupt erst von der Heilpraktikerschule Luzern erfahren. Daraufhin habe ich mir die Schule angeschaut – und schon das Gebäude hat mich total angesprochen. Danach habe ich verschiedene Schulen miteinander verglichen. Das modulare Prinzip an der HPS hat für mich besser gepasst. Ich kann mir alles individuell einteilen und strukturieren.
Daher konnte ich auch letzten Herbst sechs Wochen nach Südostasien. Reisen bringt einem unglaublich viel bei: über sich selbst und Andere. Solche Erfahrungen möchte ich nicht missen.
Wie hast du dir deine Ausbildung modular zusammengestellt?
Im Juli 2022 habe ich meine Ausbildung begonnen und wollte mich zunächst langsam herantasten. Deshalb habe ich am Anfang nur wenige Module geplant, um das Teilzeitstudium auszuprobieren. Mein Ziel war es, herauszufinden, wie es ist, nebenbei zu arbeiten. Da ich jedoch direkt vom Gymnasium kam und keine Berufslehre hatte, stellte sich dieses Modell für mich schnell als wenig sinnvoll heraus. Deshalb entschied ich mich relativ bald, das Studium kompakter zu gestalten. In der Folge machte ich etwa 1,5 Jahre lang ein Vollzeitstudium ohne Semesterferien und Lernphase daraus. Im letzten Viertel habe ich nun nur noch die Klinische Therapeutik und das externe Praktikum.
Hast du nebenbei immer gearbeitet?
Ja, ich habe nebenbei die ganze Zeit im Verkauf gearbeitet. Mal mehr, mal weniger, so wie es mein Zeitplan zuliess. Nun habe ich aber zum Ende des Monats gekündigt, weil ich meiner Berufung nachgehen will.
Hast du bereits etwas gefunden?
Ja, ich arbeite seit diesem Mai in einer Gemeinschaftspraxis in Luzern und zusätzlich in einer anderen Praxis als Masseurin.
Was machst du denn in der Gemeinschaftspraxis?
Bei der Gemeinschaftspraxis Medicare bin ich als Masseurin und Fussreflexzonen-Therapeutin tätig. Ab Januar 2026 werde ich dort zusätzlich als Ernährungscoach und sobald ich die Berufsausübungsbewilligung erhalten habe, auch als Naturheilpraktikerin tätig sein.
Eine eigene Praxis möchtest du also nicht eröffnen?
Mit 22 Jahren möchte ich einfach noch nicht komplett selbstständig sein. Bei Medicare bin ich zwar angestellt, aber trotzdem quasi selbstständig, weil du selbst für dein Klientel verantwortlich bist. Ich arbeite gerne an einem Ort, an dem ich sagen kann: «Schau, nebenan ist jemand, der dir bei diesem oder jenem Anliegen besser weiterhelfen kann.» Tagsüber andere TherapeutInnen um mich zu haben und den Austausch zu pflegen, finde ich sehr wertvoll.
Deine abschliessenden Worte?
Wenn du die Module selbst strukturieren kannst, hast du viel Freiheit – aber genau das erfordert auch Disziplin. Du bestimmst nicht nur den Ablauf, sondern auch, wann du eine Prüfung ablegst. Und genau hier liegt die Herausforderung: Es ist verlockend, Dinge aufzuschieben.
Deshalb mein Tipp an dich: Wenn du ein Modul abgeschlossen hast, dann sag dir ganz bewusst «Jetzt schliesse ich das auch wirklich ab.»
Vielen Dank liebe Nina.
Sehr gerne.

Nina Ammann
Die 22-jährige Nina Ammann studiert bei uns Naturheilkunde TEN mit Ziel eidg. Diplom und arbeitet bereits heute als Dipl. Fussreflextherapeutin und klassische Masseurin in der Medicare Luzern: https://medicare-luzern.ch/