Ein Floh im Ohr
Ebikon/Stans, 5. Juni 2025 — Nach fünf gebrochenen Wirbeln ist Florian Truffer ein kaputter Rücken geblieben. Und doch gibt er jetzt Shiatsu. Wie das Unmögliche möglich geworden ist: ein Praxisbesuch.

Florian Truffer in seiner TCM- und Shiatsu-Praxis, direkt im Panthera Ladys Gym in Stans gelegen. Und gleich eine Tür nebenan arbeitet auch eine Absolventin der Heilpraktikerschule Luzern: Claudia Schelbert, sie behandelt mit Shiatsu und Fussreflex.
Wir treffen uns in Florians Praxis in Stans. Er kommt aus Zermatt, man hört es gut. Er ist gelernter Lastwagenmechaniker und jetzt geht’s direkt rein in seine Geschichte: Sein Hobby war Motocross. Und da wurde er von einem anderen Motorrad gestreift, während eines Sprunges, hoch in der Luft. Er fiel fünf Meter in die Tiefe. Rega und alles. Fünf Wirbel gebrochen. Knie ramponiert.
Benzin
So ernst das Thema auch ist – den Motocross-Unfall macht er zu einer lustigen Episode: «Unfälle gibt’s im Motocross immer wieder», sagt er. «Und als die Leute sahen, dass ich nicht mehr zurück auf die Piste komme, fragten sie sich sicher: Was ist mit dem los? Ist ihm das Benzin ausgegangen?»
Schuhe binden
Immer wieder war er in der Physiotherapie, kaum Fortschritte gab’s. Schmerzen beim Bücken, beim Binden der Schuhe. Für Shiatsu braucht es eine gute Beweglichkeit, und in der Ausbildung verbessert man sie mehr und mehr. Ohne intakten Rücken und Knie geht das nicht.
Nun, zunächst arbeitete er weiter, mittlerweile nicht mehr als Lastwagenmechaniker. Dieser Job tat dem Rücken ja sowieo nicht gut. Jetzt war er Versuchsmechaniker im Prototypenbau, in einem kleinen, sympathischen Betrieb. Das ging. Einigermassen.
Der alte Mann
Dann WK. Es war Ausgang. Es war in einer Bar. Florian kam mit einem älteren Einheimischen ins Gespräch, das Gespräch kam auf Florians Motocross-Unfall. Und auf etwas, das der alte Mann Akupunktur nannte. Er sagte: «Komm gleich mit, ich nadle dir den Rücken.» Diese Nadeln, das spürte er sofort, halfen. Das war eine Sensation nach diesen Monaten, Jahren mit Physio. Auch die Übungen, die ihm der alte Mann mitgab, taten gut.
Bald tauchten die Lebensfragen auf: «Was soll ich mit dem Leben anfangen? Ohne richtige Gesundheit?» Die Ärzte wollten den Rücken versteifen. Sollte er das wirklich tun? Und was war mit Geld Verdienen? Den Job hatte er gekündigt.
«Der Betrieb war stark gewachsen, irgendwann war ich nur noch eine Nummer. Und weil ich so viel wusste, wurde bald immer nur ich als Troubleshooter eingesetzt.» Und als Troubleshooter war er viel und sehr spontan unterwegs, kurz nach Italien, Indien, China.
Entschluss
Er beschloss: «Ich mache etwas Neues.» Nur was? Er bewarb sich als Rettungssanitäter in Zofingen. Fast aussichtslos, die Prüfung zu bestehen, nur zehn Prozent der BewerberInnen schaffen das. «Und bei neun Aargauerinnen und Aargauern und einem Walliser – wen nimmt man da sowieso eher nicht?»
Dann hatte er eine Idee, vielleicht konnte ihm der alte Mann aus der Bar weiterhelfen. «Ich versuchte ihn zu erreichen, doch er war in der Zwischenzeit gestorben.» Er forschte im Internet, was das eigentlich ist mit den Nadeln. Ah, das ist sogar ein Beruf. Es gibt Ausbildungen dazu. In der Schweiz.
Packt sich den Schulleiter
Florian fuhr nach Luzern, die Gesegnettmattstrasse hoch. Es war 2012, damals war die Schule noch dort. «Hein kam soeben zur Tür hinaus. Ich packte ihn mir, und er erklärte mir die TCM-Ausbildung. Ich startete sie sofort: Akupunktur, Diätetik, Phytotherapie, QiGong und Shiatsu.»
Shiatsu? Für all die Bewegungen auf dem Futon müsste der Bewegungsapparat doch voll in Ordnung sein. «Ja, Shiatsu», sagt er. «Das war es, was mir wirklich geholfen hatte. Shiatsu war die Therapie für mich.»
Shiatsu, Florians Eigentherapie
Doris, also Doris Mutter, seine Shiatsu-Dozentin damals, habe ihm diesen Floh ins Ohr gesetzt: Shiatsu als Eigentherapie. «Sie ist sehr streng mit mir gewesen. Fair, aber streng.» Es hilft. Der Rücken wird frei, voll beweglich wieder. Keine Wirbel-Versteifung, auch die Knie: gut.
Ab und zu steht er auf, öffnet und schliesst eines der Fenster. Es ist ein warmer Frühlingstag, hier in Stans, in seiner Praxis für TCM und Shiatsu. Sein Praxisraum ist integriert ins Panthera Ladys Gym, gut gelegen an Autobahnausfahrt und Bushaltestelle, viele Parkplätze hat es auch.
Wer hier brennt
«Und», sagt er, «der Raum enthält alle 5 Elemente der TCM.» Er zeigt auf ein Bild mit einem Brunnen, also Wasser. Zeigt auf eine hoch gewachsene Pflanze, also auf Holz und Erde, auf die Struktur der Fenster, Metall. Lacht: «Und das Feuer, das bin ich.»
«Hier also», sagt er, «bringe ich jetzt den Ladies die TCM näher.» Ernährungshinweise und -pläne, QiGong-Übungen, Kräutertinkturen, TuiNa. Und natürlich Shiatsu und Akupunktur. Männer seien auch willkommen, nur im Gym nicht, hier in der Praxis schon. Seine KlientInnen und PatientInnen kommen sogar aus dem Tessin. Lustig sei, dass eher Männer Nadelangst hätten. Besonders die mit vielen Tattoos.
Ja, der Floh im Ohr
Bei aller Fröhlichkeit wird er jetzt nachdenklich, sagt: «Ohne diesen Floh im Ohr von Doris könnte ich mich nicht so frei und normal bewegen, mein Rücken wäre versteift.»
Nicht nur dieser Floh, Shiatsu als Eigentherapie, half. Auch die psychologischen und sozialwissenschaftlichen Ausbildungsteile. «Da ging es darum, sich selbst zu entdecken, die Muster, die Prägungen. Da wurde mir klar, dass ich mir selbst jahrelang zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe. Also körperlich, psychisch, geistig und, ja, sogar spirituell.»
Zum Abschluss die Werbefragen
«Ja, das modulare System der Heilpraktikerschule ist sehr hilfreich gewesen.» So habe er Zeiten einplanen können zum Arbeiten, er habe ja Geld verdienen müssen. «Und ja, das Sekretariat ist mehr als super.» Sie hätten immer freundlich geholfen, wenn er zwischendurch auch ausserplanmässig habe arbeiten und Module verschieben müssen. Es habe schon viel Hin- und Hergeschiebe von Kursen gegeben, immer freundlich. Die Frage nach der Qualität der DozentInnen erübrigt sich, siehe Floh im Ohr. Also Werbeblock Ende.
Sowieso: Eine Patientin ist auf halb zwei angesagt, und das Mittagessen steht noch aus. Wir verabschieden uns sehr herzlich. Ja, das Benzin ist ihm wirklich nicht ausgegangen.
Fun facts
Direkt neben Florians Praxisraum im Ladys Gym gibt es einen zweiten. Es stellt sich heraus: Auch hier arbeitet eine Absolventin der Heilpraktikerschule Luzern, es ist die Praxis von Claudia Schelbert, sie behandelt mit Shiatsu und Fussreflex.
Ausserdem: Damals, 2012, bestanden die 5 Säulen der TCM an der Heilpraktikerschule aus Akupunktur, Diätetik West-TCM, Phytotherapie West-TCM und Medizinischem QiGong plus, als manuelle Methode, Shiatsu. Danach, mit der Einführung von Akupunktur mit TuiNa als neuem Beruf mit eidg. Diplom, wurden die Ausbildungen erneuert.
www.gesundheitspraxis-truffer.ch
https://www.panthera-ladysgym.ch/

Florian Truffer, Lastwagenmechaniker EFZ, ehemaliger Hobby-Motocrosser, jetzt TCM- und Shiatsu-Therapeut, Rücken gut, Humor sowieso. Seine Praxis führt Florian in Stans:
www.gesundheitspraxis-truffer.ch