Pulte, KI, Zukunft – alles fein
Ebikon, 1. Mai 2025 – Vor zehn Jahren sind wir von Luzern nach Ebikon gezogen. Peter von Blarer spricht über seine Pulte und die Möglichkeiten der Naturheilkunde in schwierigen Zeiten. Und über das Tolle an KI.

Immer für Erneuerungen gut, in jeder Hinsicht, und immer mehr auf Praxis als Theorie bedacht: Peter von Blarer von der Schulleitung hier beim Reparieren eines elektronischen Gadgets zum Erkennen von Ohr-Akupunktur-Punkten. Foto: zVg
Peter, ein Blick zurück, und zwar genau zehn Jahre. Wie war's? Zum Beispiel mit dem Umzug in euer eigens gebautes Gebäude?
Das ging ruckzuck, wir hatten alles bestens vorbereitet und konnten fast alles aus dem alten Schulhaus verwenden. Neue DozentInnen-Pulte mit der ganzen Technik hatten wir schon vorgängig selber gebaut.
Diese Hightech-Pulte hattest du ja entwickelt.
Ja, auf dem Markt hatte ich nichts gefunden, das unseren Anforderungen entspricht: so einfach wie möglich, mit so vielen Anschlüssen wie möglich, so klein wie möglich und erst noch auf Rollen. Also habe ich meinen Erstberuf, Elektroniker, aktiviert, und los.
Was ist das Beste am Schulgebäude?
Die DozentInnen-Pulte natürlich ... also im Ernst: das Klima, also Lüftung, Kühlung, Wärme, dazu die entspannte, offene und fröhliche Atmosphäre im Haus.
Die Zeiten sind anders geworden seit dem Bezug des Gebäudes damals 2015: Pandemie, Krieg und jetzt grad die USA, die alles durchschüttelt. Wie siehst du die Naturheilkunde in diesen Zeiten?
Die Naturheilkunde bietet pragmatische Systeme, ohne high tech und ist deshalb immer und überall anwendbar. Kurzum, auch in grössten Krisensituationen können wir einiges zur Linderung in entgleisten Situationen beitragen. Natürlich hat die Naturheilkunde Grenzen, aber Nichtstun ist vermutlich auch nicht die Lösung. Was mich eher beschäftigt, ist, dass heute die Naturheilkunde eher nur für die Reichen und Schönen einfach zugänglich ist. Alle anderen müssen sich das von anderen Dingen absparen. Es braucht ja eine Zusatzversicherung, und die verursacht monatliche Kosten. Das hindert wohl die einen oder anderen, Naturheilkunde zu nutzen. So kommen viele erst dann, wenn sich Beschwerden chronifiziert haben. Immerhin, könnte man jetzt sagen, denn gerade chronische Erkrankungen sind für Behandlungen mit Naturheilkunde bestens geeignet. Neben Prävention, das ist ihre zweite Stärke.
Und Naturheilkunde als Beruf? Das muss ich fragen, es gibt ja Leute, die sich dafür interessieren, wie siehst du da die Naturheilkunde heute?
Als Beruf ist die Naturheilkunde sowieso grossartig: Du bist dein eigener Chef, du hast mit Menschen zu tun, du hilfst ihnen. Du machst für sie den Unterschied. Der Beruf macht wirklich Sinn. Hinzu kommt, dass Gesundheit ein Megatrend ist. Alle kümmern sich darum, wollen gesund bleiben. Zum Geburtstag wünschen alle allen Gesundheit. Nicht Musse oder Humor, sondern Gesundheit. Nachfrage ist da.
Wie ist es mit der künstlichen Intelligenz? Die liefert einem einfach so einen TCM-Ernährungsplan. KI und Naturheilkunde, passt das?
Ja, das passt, denn so kommen neue Kombinationen auf den Monitor, auf die ich selber noch nicht gekommen bin. Aber es braucht immer die Kontrolle und Überprüfung. Die KI würfelt ja immer noch Sachen zusammen, die sich zwar gut anhören, aber auch mal Quatsch bis völlig falsch sind.
2025 ist ein wichtiges Jahr für die Heilpraktikerschule. Was waren die wichtigsten Neuerungen in den letzten zehn Jahren?
Erstens der Online-Unterricht für die theoretischen Inhalte. Das war ganz wichtig und grad in der Pandemie entscheidend dafür, dass unsere StudentInnen ihre Ausbildungspläne einhalten konnten. Zweitens die langsame Übergabe der ganzen Schulleitung an Hein. Fuss vor Fuss, Schritt für Schritt. Es ist Zeit für den Generationenwechsel mit den entsprechenden Weiterentwicklungen. High tech – high touch.
Was meinst du mit high tech – high touch?
Je hochtechnologisierter wir und unsere Welt sind, desto mehr brauchen wir menschliche Berührung.
Und wie geht es weiter? Ich habe das Wort Pension gehört?
Äh, was ist das?
Danke, Peter. Wir sehen uns am Grossen Schnuppertag wieder.
Gern, Martin, da freue ich mich drauf.

Peter von Blarer ist Mitglied der Schul- und Klinikleitung und Miteigentümer der Heilpraktikerschule Luzern; Heilpraktiker für Chinesische Medizin mit Akupunktur, Phyto-West-TCM, Ernährung und Shiatsu; Komplementärtherapeut mit eidg. Diplom. Ursprünglich war Peter Elektroniker, doch dann war Shiatsu für ihn «Liebe auf den ersten Blick».