«Es braucht beides: Schulmedizin und Komplementär-Therapie»

Ebikon, 5. August 2024 – Yvonne Schumacher, Pflegefachfrau HF, hat sich nach einem gesundheitlichen Rückschlag beruflich neu orientiert. Im Interview spricht sie über ihren Weg zur Craniosacral-Therapie, die Eröffnung ihrer eigenen Praxis und ihre bewegendsten Momente mit ihren KlientInnen.

Mit über 30 Jahren Erfahrung als Pflegefachfrau und dem Branchenzertifikat als KomplementärTherapeutin der OdA KT für Craniosacral-Therapie führt Yvonne Schumacher nun ihre eigene Praxis für Craniosacral-Therapie in Nottwil. Foto: zVg

Von der Pflegefachfrau zur Craniosacral-Therapie. Gab es ein Schlüsselerlebnis oder eine besondere Inspiration, die dich zu dieser Entscheidung geführt hat?

Ja, das kann man wohl sagen! Durch ein unerwartetes gesundheitliches Problem wurde ich regelrecht ,,flachgelegt'', aus dem Nichts heraus. So benötigte ich eine sofortige Intervention, einschliesslich einer Operation. Nach der Rehabilitationszeit versuchte ich, wieder als Pflegefachfrau zu arbeiten, doch durch körperliche Einschränkungen funktionierte es trotz grossem Einsatz nicht mehr. Daher orientierte ich mich schweren Herzens neu.

Wie hast du den Weg zur Craniosacral-Therapie schlussendlich gefunden?

Durch eine Laufbahnberatung stiess ich dann auf die Ausbildung an der Heilpraktikerschule Luzern, die mir ein neues berufliches Tor öffnete. Die bisherige Tätigkeit dient mir weiter als gute Basis, nun im komplementär-therapeutischen Bereich.

Wie sieht deine aktuelle berufliche Tätigkeit aus?

Aktuell arbeite ich noch im LUKS-Kinderspital als Study Nurse an einer befristeten Studie des Bundesamts, die die Ernährung der Kinder in der Schweiz untersucht. Diese Tätigkeit ermöglichte es mir dank flexibler Arbeitszeiten, meine Ausbildung erfolgreich abzuschliessen. Seit meinem Diplom in Craniosacral-Therapie arbeite ich sowohl im Spital Wolhusen als auch in meiner eigenen Praxis in Nottwil.

Diese Praxis hast du seit 2023. Was hat dich dazu motiviert diesen Schritt zu gehen?

Da wir während der Ausbildung ein grosses Pensum an Praktika vorweisen mussten und dann auf Empfehlung meines Freundeskreises plötzlich neue KlientInnen kamen, wollte ich dies nicht mehr zu Hause anbieten. Also suchte ich mir 2023 extern einen Praxisraum.

Und wie war der Weg bis zur Praxis-Eröffnung für dich?

Das letzte Ausbildungsjahr, mit all den Prüfungen und der Fallarbeit, war für mich neben der beruflichen Tätigkeit sehr intensiv, sodass ich den Praxisaufbau auf 2024 plante. So kreierte ich freudig mein Logo, die Homepage und weiteres für die Praxis. Kürzlich lud ich Interessierte und Bekannte zum ,,Tag der offenen Tür'' ein. Nun bin ich startklar für meine neue berufliche Tätigkeit, die mir sehr viel Freude bereitet.

Du hast erwähnt, dass du auch im Spital Wolhusen Craniosacral-Therapie anbietest. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Die Craniosacral-Therapie ist schon seit längerem Bestandteil vieler Therapien in der Physio- und Ergotherapie, so auch am Spital Wolhusen. Gegen Ende des ersten Ausbildungsjahres erkundigte ich mich, ob ein Praktikum dort möglich sei. Die damalige Leitung verneinte dies, bot mir jedoch an, mal eine Tageshospitation zu machen, was ich dann im letzten Ausbildungsjahr auch machte. 

Wie ging es dann weiter?

Dadurch traf ich zufällig auf eine ehemalige Pflegefachfrau des Kinderspitals. Mir war nicht bekannt, dass sie neu als CraniosacralTherapeutin dort tätig war. Ein paar Monate später kontaktierte sie mich, da mehr Stellenprozente zur Verfügung standen.

Toller Zufall. Welchen Bereichen deckt ihr jetzt im Spital ab?

Wir sind hauptsächlich im stationären Bereich der Rehabilitation tätig, unterstützen bei Bedarf auch im Wochenbett und betreuen darüber hinaus ambulante PatientInnen.

Hilft euch eure Pflegeerfahrung in dieser Tätigkeit?

Absolut. Das Knowhow als frühere Pflegefachpersonen dient uns beiden sehr, um uns im integrierten Setting des Spitalalltags interdisziplinär auszutauschen und keine Berührungsängste im Umgang mit den handicapierten, kranken KlientInnen und PatientInnen zu haben.

Was war der bewegendste Moment in deiner bisherigen Tätigkeit als KomplementärTherapeutin für Craniosacral-Therapie?

Da gab es schon viele Momente und es fällt mir schwer, mich auf einen Moment zu beschränken. Ich finde es immer wieder berührend und bewegend, wenn ich den doch oft sehr betagten Reha- KlientInnen die Craniosacral-Therapie näherbringen darf.

Was berührt dich genau?

Ihre Reaktionen! Ihr Erstaunen über die körperlichen Veränderungen und ihre tiefen emotionalen Reaktionen, wie Tränen der Rührung, sind sehr berührend. Meist hatten sie noch nie eine Therapieform in Anspruch genommen und sind so erstaunt, wie unterstützend, wohltuend, schmerzlindernd, entspannend und wirksam die Cranio nach einer Operation ist.

Deine abschliessenden Worte?

Die Komplementär-Therapie ist eine hervorragende Unterstützung, gerade auch im Spital- und Rehabereich, und darf aus meiner Sicht noch weiter integriert werden. So möchte ich ermutigen, weitere solche Arbeitsbereiche zu schaffen, Vorgesetzte anzusprechen, das Gespräch zu suchen und es auszuprobieren. Denn es braucht aus meiner Sicht beide Bereiche: die Schulmedizin und die Komplementär-Therapie – ein gemeinsames Miteinander für PatientInnen bzw. KlientInnen.

Danke, Yvonne.

Bitte, gern.

 


Yvonne Schumacher ist Pflegefrau HF und hat bei uns die Ausbildung zur KomplementärTherapeutin Craniosacral-Therapie abgeschlossen. Seit 2023 führt sie ihre eigene Praxis in Nottwil:

www.cranio-schumacher.ch

 

https://www.heilpraktikerschule.ch/newsroom/news-detail/news/2024/08/05/es-braucht-beides-schulmedizin-und-komplementaer-therapie