«Ich habe das Gefühl, dass ich mit der TCM ein grosses Puzzleteil von mir gefunden habe»

Ebikon, 22. Juli 2024 – Susanne Käser, Eidg. Dipl. Fitnessinstruktorin und Eidg. Dipl. Naturheilpraktikerin in TEN und Dipl. Naturheilpraktikerin in TCM, behandelt ihre PatientInnen in ihrer eigenen Naturheilpraxis in Lütschbach sowie in der Gemeinschaftspraxis «Medicare Luzern» Integrative Medizin in Luzern. Ihren Werdegang und wie TCM die Arbeit in ihren beiden Praxen bereichert, hier im Interview.

Trotz ihrer Ausbildung als Eidg. Dipl. Naturheilpraktikerin TEN hat Susanne Käser noch die Ausbildung zur dipl. Heilpraktikerin der Chinesischen Medizin in Akupunktur und TuiNa absolviert. Foto: freepik

Susanne, du hast eine beeindruckende Karriere im Gesundheits- und Fitnessbereich hinter dir. Was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, eine Laufbahn als Fitnessinstruktorin und später als Naturheilpraktikerin einzuschlagen?

Als ich ein Kind war, habe ich ganz tolle Dinge mit Naturheilkunde erlebt. Einmal, als ich etwa elf Jahre alt war, hatte ein Familienmitglied kalte Füsse. Da habe ich die Füsse mit meinen Händen gewärmt. Dabei habe ich bemerkt, dass eine Stelle am Fuss schmerzt. Ich habe in einem Buch nachgeschaut und dort stand „Blase”. So habe ich mein Familienmitglied gefragt, ob etwas mit der Blase sei. Daraufhin bekam ich die Antwort, dass die Person damals eine Blasenentzündung hatte. So entfachte mein Herz für die Naturheilkunde immer mehr.

Hast du dein Interesse dann weiterverfolgt?

Mit 14 Jahren ging ich zur Berufsberaterin und wollte Naturheilpraktikerin werden. Leider war es frisch nach der Oberstufe nicht möglich, diesen tollen Beruf zu erlernen. Mir wurde empfohlen, einen nah verwandten Beruf zu wählen. Ich begann die Lehre als MPA, also Medizinische Praxisassistentin, stellte jedoch fest, dass der Umgang mit Medikamenten nicht ganz meinen Vorstellungen entsprach. Ich erkannte, dass meine Prioritäten in meiner Freizeit lagen, und brach meine Lehre ab.

Wie ging es dann weiter?

In einem Sportgeschäft erlernte ich den Beruf einer Sportkonfektions-Verkäuferin. Nach der dreijährigen Lehre half ich ab und zu im Fitnesscenter aus. Da kam das Interesse auf, die Ausbildung zur eidg. Fitnessinstruktorin zu machen.

Aber die Naturheilkunde hast du nie ganz vergessen?

Richtig. Nach bestandener Prüfung in Magglingen, mit viel Anatomie-Lernen, war ich hoch motiviert, meinem Traumberuf ins Auge zu schauen. Der Weg war zuerst noch unklar, ob Traditionelle Europäische Naturheilkunde TEN oder Traditionelle Chinesische Medizin TCM. Ich habe mich schliesslich für TEN entschieden, weil es das war, was meine Vorfahren auf diesem Boden früher angewendet haben.

Du hast deine eigene Praxis bereits seit 2006. Welche Herausforderungen und Erfolge hast du in den Anfangsjahren deiner Praxis erlebt?

Zu Beginn meiner Laufbahn arbeitete ich noch 80 % ausserhalb des Gesundheitsbereiches, um eine zu grosse Abhängigkeit von PatientInnen zu vermeiden. Nach und nach, als ich immer mehr PatientInnen hatte und ich meine Fixkosten immer mehr durch das Therapieren decken konnte, reduzierte ich das Arbeitspensum. Bis ich eines Tages gar nicht mehr angestellt war und ganz in die Selbständigkeit wechseln konnte. Dabei habe ich in der Schule gelernt, dass es bis sieben Jahre dauern kann, eine Praxis aufzubauen, die selbsttragend ist.

Was treibt dich an?

Mein Motto, dass mich bis jetzt begleitet hat ist: «Ich bin erfolgreich, wenn die PatientInnen gesund werden und nicht mehr zu mir kommen müssen und mich dafür weiterempfehlen.»

Was hat dich dazu bewogen, dich noch der Gemeinschaftspraxis Medicare Luzern anzuschliessen?

Ich habe über einen Zeitraum von 15 Jahren eine eigene Praxis geführt. Im Verlauf dieser Zeit wurde mein Wunsch, mit anderen TherapeutInnen und ÄrztInnen zusammenzuarbeiten, immer grösser. Ich bin nun Teil eines Teams, das aus einer Kinderärztin mit homöopathischer Ausbildung, einem Arzt mit Schwerpunkt Innere Medizin und TCM-Fachwissen, einer Yogalehrerin sowie zwei weiteren TCM-Therapeutinnen besteht.

Sehr spannend. Arbeitest du noch mit anderen Fachkräften zusammen?

Mein Netzwerk umfasst nicht nur das Team in der Praxis, sondern auch andere TherapeutInnen und ÄrztInnen aus verschiedenen Praxen, zu denen ich die PatientInnen bei Bedarf weiterleiten kann.

Du warst bereits Eidg. dipl. Naturheilpraktikerin im Fachgebiet TEN. Was hat dich dazu motiviert, bei uns die Ausbildung zur dipl. Heilpraktikerin der Chinesischen Medizin in Akupunktur und TuiNa zu machen?

Nach Abschluss der Höheren Fachprüfung in TEN absolvierte ich eine dreijährige Zusatzausbildung in Aurikulomedizin, also Ohrakupunktur. Die Methode vereint TEN- und TCM-Methoden. Da ich mein Wissen über TCM vertiefen und diese Methode langfristig über das Krankenkassensystem anbieten möchte, habe ich mich für die tolle Ausbildung in TCM entschieden.

Bist du zufrieden mit deiner Ausbildung bei uns? Oder bereust du sie?

Nein, im Gegenteil. Ich bin sehr dankbar, dass ich mich vor vielen Jahren für diesen Weg entschieden habe. Auch wenn ich nächstes Jahr nochmals eine Höhere Fachprüfung absolvieren muss, bin ich sehr glücklich darüber, denn ich habe das Gefühl, dass ich mit der TCM ein grosses Puzzleteil von mir gefunden habe. Die Liebe zur Naturheilkunde lässt mich nochmals so einen riesigen Schritt machen. Zurzeit absolviere ich noch an der HPS die Zusatzausbildung der Chinesischen Arzneimittel.

Wie hat diese Ausbildung deine bisherige berufliche Laufbahn ergänzt und bereichert?

Zuerst hat es bei den PatientInnen in der Praxis etwas Verwirrung gegeben, da ich sie schon 18 Jahre mit TEN und manuellen Therapieverfahren behandelte. Plötzlich stand eine Akupunktur-Puppe im Praxisraum und sie hatten eine Therapeutin, die mit Freude andere manuelle Therapien namens Tuina und Akupunktur durchführte.

Konnten sich die PatientInnen schnell mit der Akupunktur-Puppe anfreunden?

Zum Glück ja. Die PatientInnen haben sich daran gewöhnt, dass ich mich im Laufe der Jahre ständig weitergebildet und fortgebildet habe. Mittlerweile ist es für die PatientInnen normal, dass ich anders behandle. Und bei Neuanmeldungen ist es sowieso kein Thema.

Gibt es auch PatientInnen, die aufgrund deiner TCM-Ausbildung abgesprungen sind?

Es gibt einige PatientInnen, die nicht mehr kommen, weil ihnen die alte Variante«nur Massage» besser zugesagt hat. Aber für mich ist es eine grosse Bereicherung, auch im Alltag mit TCM zu arbeiten.

Was praktizierst du mittlerweile mehr, TCM oder TEN?

Es ist so, dass ich mittlerweile mehr TCM als TEN praktiziere. Wie es später sein wird, lasse ich mich überraschen. Vielleicht kann ich einmal eine Übersetzerin der verschiedenen Methoden sein. Oder ich treffe noch mehr TherapeutInnen, die denselben Weg gehen wollen, die ich eines Tages dann begleiten kann.

Ein Spezialgebiet von dir ist «Austherapiert - Wo die Schulmedizin nicht mehr weiterkommt!». Erzähl mehr darüber

Diese Fälle behandle ich sehr gerne, auch wenn dies auf den ersten Blick vielleicht ungewöhnlich erscheinen mag. Denn leider kommt von gewissen Seiten der Schulmedizin mitunter der Hinweis, dass keine weiteren Massnahmen möglich seien, ausser die Verschreibung von Medikamenten. Dies führt meistens bei den PatientInnen zu Verzweiflung und Ohnmacht.

Möchtest du eine besondere Erfolgsgeschichte hierzu teilen?

Sehr gerne. Eine Patientin mit chronischen Kopfschmerzen und starker Müdigkeit suchte mich auf. Während der Anamnese stellte ich den Verdacht auf EBV, also Pfeiffersches Drüsenfieber fest. Ihr behandelnder Arzt hatte keine Ursache für die Symptome gefunden, jedoch erhöhte Entzündungswerte festgestellt. Eine erweiterte Blutuntersuchung war geplant, und die Patientin war sehr besorgt, dass sie etwas Schlimmes haben könnte.

Wie hast du deinen Verdacht auf EBV erhärtet?

Ich führte eine Aurikulomedizin-Untersuchung mittels RAC-Pulsdiagnostik durch, die zeigte, dass der Puls stark auf EBV reagierte. Wie ich es von meiner Lehrerin gelernt habe, erkannte ich, dass das EBV erst vor kurzem aktiv war. Ich empfahl der Patientin, ihren Arzt um einen EBV-Test zu bitten. Nach einer Woche erhielt ich die Nachricht, dass der Arzt überrascht war, wie meine Beobachtungen mit den Bluttestergebnissen übereinstimmten.

Wie hast du die Patientin anschliessend behandelt?

Wir führten daraufhin intensive Sitzungen mit Ohrakupunktur durch, und die Patientin nahm ein pflanzliches Präparat ein. Seit der ersten Therapiesitzung ist sie nahezu kopfschmerzfrei und kommt nur noch in grossen Abständen zu mir. Diese Symptome, Kopfschmerzen, behandle ich dann erfolgreich mit der Akupunktur TCM-Methode.

Apropos TCM, hast du hierzu auch noch eine Erfolgsgeschichte?

Ja, klar. Ein Patient, der früher eine Katzenhaarallergie aufwies, liess diese erfolgreich von einem anderen Therapeuten behandeln. In der Folge äusserte er den Wunsch, einen Hund zu besitzen. Bei den ersten Besuchen mit dem Hund manifestierte sich jedoch eine Hundehaarallergie. Der Patient suchte daraufhin unsere Praxis auf, um das Thema anzugehen. Zunächst habe ich sein Immunsystem gestärkt. Nach einigen Sitzungen mit diesen Methoden und der Unterstützung einer weiteren Therapeutin, die chinesische Kräuter verschrieb, konnte der Patient den Hund schliesslich bei sich zu Hause aufnehmen, ohne dass es zu einer erneuten allergischen Reaktion kam.

Ein toller Behandlungserfolg. Was sind deine abschliessenden Worte?

Mein Ziel ist es, noch viel mehr mit anderen TherapeutInnen und SchulmedizinerInnen zusammenzuarbeiten. Jede TherapeutIn hat ihre eigene Art und Weise. Wir sind keine Konkurrenz zueinander. Im Gegenteil, wir ergänzen uns wunderbar. Das oberste Ziel ist, auf sich selbst zu achten und seine Grenzen zu kennen, das Bestmögliche für die PatientInnen zu erzielen und gegebenenfalls das Krankenkassensystem etwas zu entlasten.

Danke Susanne.

Sehr gerne, Nina.


 

Susanne Käser ist dipl. Naturheilpraktikerin im Fachgebiet TEN und hat dieses Jahr bei uns die Ausbildung zur dipl. Naturheilpraktikerin der Chinesischen Medizin in Akupunktur und TuiNa abgeschlossen. Seit 2006 führt sie ihre Praxis; zudem hat sie sich der Gemeinschaftspraxis Medicare Luzern angeschlossen.

Susannes eigene Praxis:
www.naturheilpraxis-sk.ch

Die Gemeinschaftspraxis Medicare:
www.medicare-luzern.ch

 

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