Muskelkater: So gibt’s ihn auf dem Doppelkanadier
Ebikon, 1. März 2024 – Wie es zu Muskelkater kommt und ob man trotzdem weitertrainieren soll, Nicole Arpagaus sagt es im Interview. Und wie sie als Physiotherapeutin sich auch mal einen Muskelkater holt.
So haben wir die Gelegenheit, ein Katzenbild zu posten: den gähnenden Muskelkater. Abgesehen von diesem etwas niedrig-pulsigen Wortspiel: Muskelkater einfach sein lassen, nehmt euch die Zeit, ihn einfach etwas zu streicheln, mehr nützt eh nichts. Bild: Unsplash
Nicole, wann hattest du deinen letzten Muskelkater?
Ich darf es kaum sagen: letzten Samstag.
Ha, da ist also eine Physiotherapeutin mit Muskelkater?
Oh ja. Aber es kam so: Ich fahre seit Jahren Doppelkanadier, und mein Kanufreund hatte im Herbst eine Knieoperation. Und endlich, letzten Samstag, da war es so weit, wir konnten das erste Mal wieder auf den Vierwaldstättersee. Auch die Sonne kam, und wir hatten eine solche Freude, dass wir die Zeit vergessen hatten. Drei Stunden waren wir unterwegs. Tja, am Abend konnte ich meine Arme kaum heben. Auch eine Physio ist vor Muskelkater nicht gefeit.
Naja, manchmal ist es ja einen Muskelkater wert.
Ja, schön war es wirklich.
Aber dann hast du ja jetzt für einen richtig guten Trainingsfortschritt gesorgt. Heisst es nicht, ohne Muskelkater kein Trainingsfortschritt?
Das stimmt nicht, im Gegenteil. Der Muskelkater zeigt, dass ich meine Muskeln überfordert habe. Der bringt keinen zusätzlichen Trainingseffekt und ist alles andere als wünschenswert.
Weil das schmerzt? Oder warum ist der Muskelkater nicht wünschenswert?
Der Muskel war ja die Belastung nicht gewohnt, und so sind winzige Risse in den Muskelfasern entstanden. Genauer gesagt, in einem kleinen Teil der Faser. Die Belastbarkeit des Muskels ist überschritten worden. Der Körper versucht das zu reparieren, mit einer Entzündung.
Wieso mit einer Entzündung?
Eine Entzündung ist ein Weg, zu einer Mehrdurchblutung zu kommen. Dadurch werden Arbeiterzellen für die Reparatur herantransportiert.
Und deshalb schmerzt es?
Der Schmerz kommt vor allem von der kleinen Schwellung im Muskel. Diese Dehnung des Gewebes löst ihn aus. Der Höhepunkt des Schmerzes wird etwa am zweiten Tag nach der Überlastung erreicht. Nach einer Woche sollte er aber abgeklungen sein. Übrigens spricht der Arzt von einem Muskelfaserriss, wenn die gesamte Faser gerissen ist. Beim Muskelkater kommt es nur zu Mikrorissen.
Was führt am meisten zu Muskelkater? Kraftübungen?
Jegliche ungewohnte Belastung, die wir zu lange ausführen, führt zu Muskelkater. Der Klassiker ist nach einer längeren Trainingspause. Da erinnern wir uns, auf welchem Stand wir waren, und gehen zu gäch rein.
Soll ich trotz Muskelkater weiter trainieren? Oder warten, bis er weg ist? Wie lange muss ich da warten?
Beim Muskelkater empfehlen wir Schonung und Ruhe. Leichte Aktivitäten sind erlaubt, aber wenn es zu stark schmerzt, hörst du lieber auf. Der Körper braucht Zeit und Ruhe, um zu reparieren.
Gibt es Nahrungsmittel, die das Auftreten von Muskelkater begünstigen oder verhindern? Bzw. zu schnellerer Heilung führen?
Nein, als Physiotherapeutin rate ich zu einen langsamen Trainingsaufbau. Das ist der beste Garant, ohne Muskelkater durchs Leben zu kommen. Auch Schmerzmittel und Aminosäuren sind nicht zielführend. Massagen und Kälteanwendungen bringen auch keinen Erfolg, leider. Also ist richtiges Trainieren angesagt. Und wer wirklich eine grössere Herausforderung anstrebt, kann auch das Laktat messen lassen, beim Joggen oder Velofahren. Dann bekommt man den idealen, individuellen Trainingspuls für seine Sportart. Das kann sich lohnen.
Wie merke ich eigentlich, ob es ein Muskelkater ist oder eine Verletzung?
Der Muskelkater hat keine Hämatome, also keine Bläuele, und sollte nach einer Woche abgeklungen sein. Bei Rissen in der Muskulatur oder einer Bandverletzung erscheint ein Hämatom. Und wenn der Schmerz länger anhält und heftig ist, rate ich sowieso zu einer Kontrolle bei der ÄrztIn.
Echt?
Ja, es kann sich da auch um einen Knochenbruch handeln. Den bemerkt man von aussen nicht immer.
Danke, Nicole, fürs Gespräch.
Gern, Martin.
Nicole Arpagaus ist Co-Ressortleiterin Massage-Praktiken und Massage-Dozentin. Zunächst war es die Töchterhandelsschule. Dann die Physiotherapie-Ausbildung. Plus ein Ausbildungs-Potpourri zur Cert. Integral Coach, zur Cert. Gesundheitsberaterin nach Dr. Rüdiger Dahlke, zur dipl. NPO-Managerin und APM Radloff Therapeutin. Ausserdem: Meditation, Quantenheiltechniken, Bewusstseinsschulungen, Energiearbeit, Persönlichkeitsentwicklung. Sie lebt mit ihrer Tochter und ihrem Partner in Adligenswil und reist ab und zu durch die Welt. Entweder richtig oder in einem guten Buch oder eben in einem Doppelkanadier. Bei uns ist sie Co-Ressortleiterin Massage-Praktiken und Massage-Dozentin. Ihre Praxis führt sie in Adligenswil, sie bietet auch Gesundheitscoaching für Firmen an:
www.kunsano.ch