Das Gewitter im Kopf

Ebikon, 14. August 2023 – Epilepsie. Wenn der Körper manchmal nicht so will, wie er sollte. Im Interview mit Naturheilpraktiker Paul Hänni.

Eine übermässige Energieentladung im Gehirn löst einen epileptischen Anfall aus. Wie die Naturheilpraktik Betroffene unterstützen kann, verrät uns Paul Hänni im Interview. Foto: Unsplash.

Paul, Epilepsie und Naturheilkunde. Geht das zusammen?

Klar. Die Naturheilkunde kann bei der Epilepsie gut unterstützend wirken. Wir behandeln nicht eine Krankheit, sondern den individuellen Menschen. Es stellt sich schon mal bei dieser Energieentladung im Gehirn die Frage: Handelt es sich um eine Krankheit oder eine Reaktion?

Wie machst du das?

Bei einem epileptischen Anfall gilt es zunächst, die Art des Anfalls zu klären. Haben wir einen Grand mal, also einen generalisierten Anfall ohne tageszeitliche Ausrichtung und mit komplettem Bewusstseins- und Reaktionsverlust. Oder haben wir einen Petit mal, welcher eine Absence in Form von Aussetzern beschreibt. Oder eine Fokal-Epilepsie, wo der Anfall nur an einem umschriebenen Ort im Gehirn vor sich geht. Wichtig ist auch abzuklären, ob es sich um Gelegenheitskrämpfe als Reaktion auf einen Reiz, wie beispielsweise Schlafentzug handelt, oder als Erkrankung des Gehirns selber, wie durch Fieberkrämpfe. Neben den Gelegenheitskrämpfen, gibt es auch die chronisch rezidivierenden Anfälle, welche ohne Reiz ausgelöst werden.

Reaktion auf einen Reiz – Epilepsie kann man also auch ausreizen?

Ja, unter Umständen sehr sogar.

Wie erkennt man einen solchen Reiz?

In einem ersten Schritt muss die Ursache geklärt werden. Dies können vorgeburtliche Hirnschäden, CO₂-Vergiftungen, Schädeltraumata, Hirntumore, Sauerstoffmangel, Rhesus-Unverträglichkeit, Übersäuerungen, metabolische Störungen und Stoffwechselkrankheiten sein. Dann gibt es auch andere Gründe, wieso unser Hirn sensibler auf Reize reagiert, wie zum Beispiel ein Mangel an Spurenelementen wie Magnesium, Zink oder Selen, ein Mangel an Vitaminen wie E, B oder Folsäure, auch Schwermetalle aus Zahnfüllungen, versteckte Darmstörungen oder eine veränderte Darmflora, Alkohol und andere Nahrungstoxine, Nikotin, Müdigkeit und Übermüdung.

Wie bitte, Zahnfüllungen?!

Ja, Schwermetalle wie Quecksilber, Blei oder Kupfer lagern sich in den Nervenzellen ab und sorgen dafür, dass unser Hirn anfälliger auf Reize reagiert.

Die Nervenzellen spielen also eine zentrale Rolle.

Auf jeden Fall. Es gibt aber auch nicht nervale Reizfaktoren wie elektromagnetische und elektrostatische Felder, auch bei Computer und Handys, geographische Belastungen aus Wasseradern oder Erdstrahlen, Belastungen in Nasennebenhöhlen, Ovar oder Gallenblase, tote Zähne, Narbenbildungen im Gehirn, virale Entzündungen und neurotrope Viren wie Herpes simplex, Zecken-Enzephalitis oder Hepatitis B.

Ich merke schon, es gibt sehr viele Faktoren und Einflüsse. Wie schützt man sich dagegen?

Ja, an erster Stelle gilt: Reizstoffe weglassen. Alkohol, Kaffee, Drogen, Kuhmilch sind dabei die Vorreiter. Südfrüchte wie Orangen, Kiwi, Mandarinen und deren Säfte sollten von Betroffenen gemieden werden. Ebenfalls sollten die Betroffenen versuchen, auf Schweinefleisch zu verzichten, wegen der Übersäuerung. Weiter ist Stressabbau sehr wichtig. Die Betroffenen sollen sich möglichst keinen physischen oder psychischen Belastungen aussetzen, sondern ein gleichmässiges Leben führen.

Wie schafft man das, ein «gleichmässiges Leben» zu führen?

Genug Schlaf ist das Wichtigste. Neben dem Schlaf ist auch ein geregelter Tagesablauf bedeutend. Dazu gehört die regelmässige Nahrungsaufnahme. Beim Essen immer darauf achten, gut und lange zu kauen und über den ganzen Tag genug Wasser zu trinken. Bewegung darf nicht fehlen aber bitte aufpassen, keine zu grosse Anstrengung. Vor übermässiger Sonne sollten sich die Betroffenen auch schützen. Bei Kindern gilt: Kein Fernsehen und keine Computerspiele. Stattdessen gilt für alle Betroffenen Ausgeglichenheit, Ruhe und Selbstkontrolle zu gewinnen. Das verringert die Zahl der Nervenimpulse. Stabilisation und Harmonisierung helfen dabei, elektrische Impulsströme besser umzuleiten. Selbstkontrolle erlangt man mit autogenen Entspannungsübungen, wie beispielsweise Zwerchfellatmung, Musik oder die Nähe von Haustieren.

Kann man auch mit der Ernährung nachhelfen?

Eine Entsäuerung des Körpers kann den Betroffenen enorm helfen. Dafür kann man eine basische Diät über mehrere Monate durchführen. Dabei ist die Zufuhr von hoch-ungesättigten Fettsäuren, Glutaminsäure, Fisch, Weizenprodukten, Soja, Kartoffeln, Kastanien und leicht gedämpftem Gemüse optimal. Pflanzen können auch gut eingesetzt werden. Früchte sollten nur bis mittags eingenommen werden. Auf Südfrüchte bitte ganz verzichten, ausser Avocados und Bananen, die wirken sich aufgrund ihres Thyrosins basisch auf den Körper aus. Vorsicht ist bei Aspartam, dem künstlichen Süssstoff von Light-Getränken geboten. Es scheint, dass er epileptische Anfälle auslösen kann, vor allem bei Kindern.

Du erwähnst Pflanzen, an welche denkst du dabei?

Pestwurz ist die wichtigste entkrampfende Pflanze. Beifusswurzelpulver, 1-2 gestrichene Teelöffel täglich davon einnehmen, kann auch sehr unterstützend gegen Anfälle wirken. Baldrian, Passionsblume und Escholtzie. Cannabinoide aus Cannabis schalten bei einem Anfall überaktive Synapsen ab. Ansonsten wirkt alles, was sich beruhigend auswirkt. Beispielsweise ein Kräuterkissen mit Lavendelblüten, dabei die Betroffenen in der Nacht drauf schlafen lassen.

Gibt es noch andere naturheilkundliche Ansätze, ausser Pflanzen?

Die Beratung hinsichtlich der Lebensführung ist in der Behandlung sehr wichtig. Weiter kann man auch mit Massnahmen gegen Angstzustände helfen. Dabei verschreibt man Nierenmittel. Die Betroffenen müssen sich vegetativ stabilisieren, dafür helfen oft die Schüssler Salze 2, 5 und 7. Bei der Akupunktur eignet sich die Reflex-Therapie besonders gut. Mit Farb-Therapie kann man auch gut arbeiten, besonders mit den Farben Orange und Gelb. Weiter kann auch eine Atem-Therapie Hilfe leisten oder die Lymphdrainage im Kopfbereich.

Inwiefern kann man mit Akupunktur bei der Epilepsie helfen?

Bei Betroffenen besteht oft eine Leber- oder Nierenleere. Dann kann man die Leber- und Nierenpunkte am Schädel stechen. Ganz im Sinne der Schädel-Akupunktur nach Yamamoto. Dies hilft besonders als Massnahme gegen Angstzustände.

Das mit der Leber verstehe ich nicht ganz?

Die Leber wird durch Darmtoxine, Gärungsstoffe und durch freie Radikale aus dem Bakterienstoffwechsel stark belastet. Daher die Lebertherapie, um ihr bei der Entgiftung zu helfen.

Ach so. Klingt alles vielversprechend.

Ja, aber Vorsicht. Unsere naturheilkundlichen Mittel sind viel schwächer und können ein Medikament auf keinen Fall ersetzen. Wir haben wirksame Ergänzungen zur Therapie, aber keinesfalls einen Ersatz. Daher sollten den Betroffenen ihre Mittel, um Krämpfe zu unterdrücken oder kontrollieren, auf keinen Fall weggenommen werden.

Paul, vielen Dank für diese wertvollen Tipps.

Sehr gerne, Nanda.

Paul Hänni ist Naturheilpraktiker mit eidg. Diplom, spezialisiert auf Humoralmedizin, Ausleitverfahren, Augendiagnose, Phytotherapie, Biochemie, Massage und Homöopathie. 
 

www.naturheilkunde-kehrsatz.ch

 

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