Shiatsu, Blumenwiese
Ebikon, 14. Juni 2023 — Bald ist es wieder so weit: Shiatsu Basis. Christina Brunner, Chris genannt, unterrichtet es. Wir haben Fragen, Chris antwortet. Zum Beispiel, wie Zeit plötzlich keine Rolle mehr spielt. Und wie das erfreuliche Durcheinander einer Blumenwiese doch auch eine gewisse Ordnung hat.
Eine Blumenwiese, das ist Shiatsu, und es tut einfach gut. Auch wenn viele Leute Shiatsu nicht kennen: Shiatsu-Dozentin Christina «Chris» Brunner kannte es noch am Infoabend auch nicht. Das war damals. Foto: Pixabay
Du unterrichtest Shiatsu Basis, unter anderem. Wie ist das?
Alles in allem ist das immer wieder eine tolle Erfahrung zu sehen, wie sich die Studierenden ins Shiatsu geben. Ich unterrichte diesen Kurs besonders gern. Ich freue mich immer, weil er so bunt gemischt ist mit Studierenden.
Die einen TeilnehmerInnen kommen ja, weil sie Shiatsu lernen wollen. Und die anderen, weil Shiatsu Basis zu TCM-Ausbildungen wie Akupunktur und Arzneitherapie gehört. Wie ist das, sind die auch begeistert oder werden sie es erst?
Es erstaunt mich immer wieder aufs Neue zu sehen, wie viele davon bis zum Ende dieses Kurses ihre Aha-Erlebnisse haben. Einige StudentInnen wissen nachher einfach, was diese Methode bedeutet, und sie können sie sogar schon anwenden im Freundeskreis und dabei bleibt es. Dann hat es immer wieder viele, die die Faszination des Shiatsus durch die Kurs- und Übe-Erfahrung erkennen, und sie möchten es auf jeden Fall weiterverfolgen.
Und die, die sich schon für eine Shiatsu Ausbildung entschieden haben?
Für sie ist es der erste praktische Kurs und auch sie sind sehr wissensdurstig und begeistert. Natürlich nicht zu vergessen sind diejenigen, die einfach neugierig sind und sich angemeldet haben, um mal etwas Neues zu lernen und es dann nach diesem Basis-Kurs gezielt bei FreundInnen anwenden.
Das heisst, nach dem Basis-Kurs kann man schon einiges anwenden?
Ja, die Grundtechniken kannst du dann. Also, wenn du auch zwischen den Kurstagen gut übst.
Wie entwickeln sich deine StudentInnen während dieses Kurses? Was hast du da für ein Gefühl? Zum Beispiel ist die Arbeit am Boden etwas streng, wenn man sich das nicht gewohnt ist.
Viele sind immer wieder erstaunt, wie gut es sich anfühlt, auf dem Futon zu arbeiten und sich zu bewegen. Es braucht sicher ein gutes Körpergefühl, man entwickelt ein eigenes, beim Lernen dieser Methode. Für mich ist es immer wieder erstaunlich zu sehen, wie sich bei einigen zum Beispiel leichte Rücken- oder Kniebeschwerden zum Besseren verändern.
Bist du da nach einem Tag in der Praxis nicht total fertig?
Nein. Zum Glück hatte ich dieses Gefühl noch nie. Manchmal bin ich müde, aber gelöst und glücklich müde. Ich teile meine Shiatsu-Termine ein, sodass es meistens nicht zu viele sind am Tag. Und um ehrlich zu sein, kann es schon sein, dass ich mal Gedanken habe wie: Oh, wenn die letzte KlientIn nicht kommen würde, könnte ich jetzt nach Hause, das wäre auch schön. Wenn sie dann aber da ist und ich mit dem Shiatsu beginne, bin ich nach wenigen Augenblicken losgelöst, ich komme in das Hier und Jetzt. Zeit spielt keine Rolle mehr. Es ist für mich als Therapeutin immer wieder aufs Neue eine positive und glückliche Erfahrung.
Was braucht es eigentlich, um eine gute Shiatsu-TherapeutIn zu werden?
Das ist gar nicht einfach zu beantworten. Sicher sollte man offen für Neues sein und sich dadurch auf vieles einlassen können. Und man sollte sich gerne bewegen, gerne mit Menschen zu arbeiten, sie zu spüren, wahrzunehmen, sie weiter zu bringen, indem sie sich selber wahrnehmen und sich verändern wollen. Ihnen Raum lassen, wertfrei bleiben. Das sind nur einige Punkte, um diese Frage zu beantworten.
Kann man auch eine gute Shiatsu-TherapeutIn – und auch eine gute Shiatsu-KlientIn – werden, wenn man nicht an Meridiane und Akupunkte glaubt?
Ich bin der Meinung ja. Ob mit oder ohne Meridian- und Akupunkturanwendung; beide können ihren Platz haben. Doch ist in meinen Augen das Meridian- und Akupunkturwissen doch ein Grundgerüst, das wichtig ist. Vergleichen wir die Methode Shiatsu doch mal mit einer urtümlich bunten Blumenwiese.
Okay, spannend!
Beim Betrachten dieser Blumenwiese sehen wir ganz viele bunte Farben und Formen. Manchmal angeordnet und manchmal fast schon chaotisch. Trotzdem können wir beim Betrachten Struktur und Ordnung sehen. Fast nicht zum Sattsehen, es öffnet einem das Herz, es wird berührt und genährt, dadurch entsteht eine Veränderung. So auch in einer Shiatsu-Behandlung, ob mit oder ohne Meridianarbeit. Es passiert etwas. Beginn, Wachsen, Gedeihen und Verändern. Im Kurs «Shiatsu Struktur & Variation» befassen wir uns unter anderem auch mit meridianlosem Shiatsu, so haben wir beide Formen zum Vergleich.
Wie bist du selber zum Shiatsu gekommen?
Auf der Suche nach einer geeigneten Schule für eine Naturheilpraktiker-Ausbildung habe ich die Heilpraktikerschule Luzern auch angeschaut. Nachdem ich ein Treffen mit Ulrike und Peter von Blarer hatte, war für mich klar: Diese Schule, diese Ausbildung und mit dieser Therapieart Shiatsu wird es sein. Ich hatte bis dahin keine Ahnung, was Shiatsu war. Bis heute bin ich absolut fasziniert von der Methode Shiatsu und persönlich finde ich sie eine der besten Methoden in der Komplementär-Therapie.
Danke, Chris, für das Gespräch.
Gern, Martin
Christina ist KomplementärTherapeutin mit eidg. Diplom in Shiatsu und Naturheilpraktikerin mit eidg. Diplom in TCM; ihre Praxis führt sie in Küssnacht am Rigi: www.chbrunner.ch