«Ich habe geübt und gelernt, wollte einfach alles wissen»
Ebikon, 1. Februar 2023 – Die dipl. Pflegefachfrau Barbara Haas hat die Ausbildung zur Naturheilpraktikerin TCM absolviert. Im Interview spricht sie über Meridianverläufe, Körperarbeit als Prozess und ja, auch über die herausfordernde Selbständigkeit.
Barbara Haas, dipl. Pflegefachfrau HF, bietet in ihrer TCM-Praxis nebst Akupunktur, Diätetik und Phytotherapie auch die Fussreflexzonen-Massage an: «An den Füssen zu arbeiten ist eine wunderbare Ergänzung», so Haas. Foto: zVg
Barbara, du bist dipl. Pflegefachfrau HF, hast im Kantonsspital Uri und lange bei der Spitex Obwalden gearbeitet und dann die Ausbildung zur Heilpraktikerin der traditionellen chinesischen Medizin TCM absolviert. Wie kam es dazu?
Schon in der Ausbildung zur Pflegefachfrau HF interessierte mich der Mensch als Ganzes, das Zusammenspiel zwischen Körper, Geist und Seele. Deshalb lag es für mich auf der Hand, nach meinem Abschluss diesem Interesse vertieft nachzugehen.
Wie bist du dann auf die Heilpraktikerschule Luzern gekommen?
Eher per Zufall, durch eine Kollegin, die mir von der TCM und der Heilpraktikerschule Luzern vorschwärmte. Nach dem Infoabend und einem Gespräch mit der Schulleitung kam ich zum Entschluss, die Ausbildung als Naturheilpraktikerin TCM anzugehen. Berufsbegleitend habe ich die Schule während fast sieben Jahren besucht, verschiedene Praktika absolviert und 2018 mit dem eidgenössischen Diplom abgeschlossen.
Dein erster Kurs an der Heilpraktikerschule Luzern war im November 2006 «Shiatsu Basis». Wie war das? Und hat es dich da gleich gepackt?
Ja, die Körperarbeit am Boden hat mich von Anfang an begeistert und ich habe viel geübt, gelernt und wollte alles wissen. Ich war aber auch gefordert. Vieles war fremd, die anfänglich verwirrenden Meridianverläufe, das neue Denken mit Yin und Yang und die Arbeit mit meinem eigenen Körper. Mit der Zeit lernte ich, geduldig mit mir umzugehen und die Körperarbeit als Prozess zu betrachten.
Und war es schwierig, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen?
Ich arbeitete acht Jahre in einem Teilzeitpensum bei der Spitex. Das gab mir die Möglichkeit, nebenbei die Praxis aufzubauen. Der Abschied aus dem Team bereitete mir dann aber Mühe. Vor allem den regelmässigen fachlichen wie auch persönlichen Austausch schätzte ich sehr. Deshalb organisiere ich jetzt mit Kolleginnen der Heilpraktikerschule Fallbesprechungen, um das Arbeiten zu reflektieren und sich auch persönlich auszutauschen.
Lässt sich die chinesische Medizin einfach in unseren westlichen Alltag integrieren?
Ich denke schon, die TCM ist dafür sehr geeignet. Meine PatientInnen schätzen, dass ich mir Zeit nehme, ihnen zuhöre und sie ein Stück auf ihrem Weg begleite. Unterstützend arbeite ich mit westlichen Kräutern – aus Überzeugung – weil die Pflanzen, die uns guttun, ja direkt in unserer Umgebung wachsen. Seit einem Jahr kombiniere ich die Akupunktur mit Fussreflexzonenmassage.
Ach ja, du hast dich zur Fussreflexzonen-Therapeutin weiterbilden lassen. Ist das hilfreich für dich und deine PatientInnen?
Ja, an den Füssen zu arbeiten ist eine wunderbare Ergänzung. Nur schon das Halten der Füsse entschleunigt und beruhigt. Gezielt arbeite ich an entsprechenden Reflexzonen und setze so weitere Impulse. Für mich und auch für meine PatientInnen ist es eine angenehme und wohltuende Therapieform.
Und die Ernährung spielt in deinen Sitzungen auch eine Rolle?
Ja, die Ernährung ist natürlich auch in meinem Alltag regelmässig ein Thema. Hand aufs Herz: Koch- und Ernährungsmuster zu durchbrechen und nachhaltig umzustellen, verlangt schon sehr viel Eigenverantwortung. Gerne begleite ich Menschen und freue mich mit ihnen über kleinere und grössere Ziele, die erreicht werden.
Du hast eine eigene Praxis für traditionelle chinesische Medizin. Ein Traum? Oder manchmal auch eine grosse Herausforderung?
Die eigene Praxis zu haben ist ein Traum, den ich vor zehn Jahren verwirklichen und ausbauen konnte. Den Sprung in die Selbständigkeit habe ich mir gut überlegt. Die finanzielle Sicherheit und die Vorsorge sind eine Herausforderung. Natürlich sehe ich auch die vielen Vorteile: den Tag selbst zu gestalten und zu planen, Verantwortung zu tragen und für eine ausgewogene Work-Life-Balance zu sorgen.
Was sind deine nächsten Pläne?
Es ist so schön zu dürfen, ohne zu müssen. Interessen habe ich viele, konkret geplant ist jedoch noch nichts.
Danke für das Gespräch, Barbara.
Gern geschehen, danke dir, Veronika.
Barbara Haas
Sie ist dipl. Pflegefachfrau HF und Naturheilpraktikerin TCM mit eidg. Diplom. Ihre Ausbildung absolvierte Barbara Haas in Teilzeit, daneben arbeitete sie bei der Spitex. Seit zehn Jahren hat die überzeugte Frohnatur, wie sie sich selbst beschreibt, eine eigene Praxis in Sarnen: Barbara Haas – Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin