Foto-Rückblick: Ayurveda-Talk

Ebikon, 12. Okotber 2022 – Das war der Talk vom 1. Oktober 2022 — mit Prof. Dr. S. N. Gupta und Oliver Becker.

Oliver Becker, links im Bild, begrüsst seinen freundlichen und humorvollen Gast: Prof. Gupta vermag es, sein umfangreiches Wissen verständlich und bestens gelaunt weiter zu geben. Er sieht es als «cosmic destination», dass er Arzt geworden ist, er wollte schon immer «Healer» werden. — Dieses und alle anderen Fotos: Jakob Ineichen

Ein regnerischer Samstagnachmittag. Prof. Dr. S. N. Gupta erlebt Ebikon also direkt von der herbstlichen Seite. Und ist bestens gelaunt: Zusammen mit Heilpraktiker Oliver Becker hat er bereits einen Tag Unterricht hinter sich, eine halbe Stunde Pause und weiter geht's. Prof. Gupta freut sich auf den Ayurveda-Talk, Oliver Becker übersetzt.

Foto von Oliver Becker, Prof. Gupta und Hein Zalokar

Schulleiter Hein Zalokar, rechts im Bild, begrüsst Oliver Becker, links, und Prof. Gupta, Mitte – und etwa 30 Personen vor Ort und 80 online. — Dann übergibt Hein Zalokar an Heilpraktiker Oliver Becker, auch er begrüsst die TeilnehmerInnen: Es sei eine Ehre – und eine besondere Situation, wieder zusammen in der Schweiz zu sein. Das letzte Mal war das vor vier Jahren. Und seither habe er hier oft und viel von Prof. Gupta erzählt. Jetzt also habe man endlich auch den Live-Beweis, dass Prof. Gupta existiert.

Die erste Frage: Was hat Sie dazu gebracht, Ayurveda zu studieren? Prof. Gupta: Das ist nicht einfach zu sagen, das ist eine lange Geschichte. Geboren bin ich in eine Unternehmerfamilie. Seit Kind habe ich den Wunsch, Heiler zu werden, also Schulmedizin zu studieren. Aber zuerst habe ich Naturwissenschaft studiert. Und dann bin ich als Teil des kosmischen Wunsches – der «cosmic destination» zu Ayurveda geführt worden. — Bei Oliver waren es zunächst die Bundeswehr und die Geisteswissenschaften, also die Pädagogik, die dann über die kosmische Destination zum Ayurveda geführt haben.

Wie war es im Ayurveda – als Naturwissenschaftler? Ist das nicht ein Gegensatz? Prof. Gupta: Das war am Anfang als Wissenschaftler nicht so einfach. Vata, pitta, kapha, als Inder kennt man das ja schon. Aber das anstelle von Molekülen? Das habe er als Herausforderung genommen. Und da habe er gelernt, dass die modernen Wissenschafts-Konzepte bereits seit Tausenden Jahren im Ayurveda vorhanden seien. Das habe noch mehr Interesse generiert. – Als Teil des kosmischen Wunsches habe er immer schwierige, sogenannt austherapierte Fälle genommen. Die Schulmedizin sagte: unheilbar. — Doch er betrachtete die Fälle als Rätsel. Und er therapiert immer noch die schwierigen Fälle, zum Beispiel Autoimmun-Erkrankungen, Leberzirrhosen, Niereninsuffizienten. «Und so weiter.»

Was macht eine gute Ayurveda-TherapeutIn, eine gute Ayurveda-MedizinerIn aus? Prof. Gupta: In der klassischen Schriften gibt viele Kriterien, aber essentiell findet er: Selbstvertrauen. Und Vertrauen in das, was man gelernt hat, und Vertrauen in die Therapien, die man anwendet. Dem allen liegt ein Gedankenprozess zugrunde. Man gibt nicht nur eine Tablette. Die Therapien sind auch ein Medium, um mit den PatientInnen zu kommunizieren. «Wenn ihr Zweifel habt, wird das die Wirksamkeit reduzieren.» Der Zweifler erreiche nichts, steht im Yoga-Buch. Statt Zweifel; Vertrauen. Zum Beispiel 1993. Da war er zum ersten Mal in Europa, es fehlten da die einfachsten Ayurveda-Medikamente. Also habe er mit dem gearbeitet, was da war.

Welche Rolle spielen Ernährung und Lebensstil? 40% lassen sich darüber wesentlich verbessern, so Prof. Gupta. Vor einigen Jahre hatte eine Studentin, sie hat Multiple Sklerose, ein Seminar mit Prof. Gupta, und sie sagte, sie habe ein akutes Problem, Obstipation. «Ich sagte, du hast eine extreme Trockenheit, du solltest dich mehr ölen, innerlich ölen, 30, 40 ml Sesamöl, dazu 30 Gramm Ghee, täglich.» Sie zögerte, sie habe eine Fettstoffwechselstörung. «Mache es trotzdem, wir sind ja zwei Wochen da, du erreichst mich hier.» ...

... Prof. Gupta erzählt weiter: Nach zwei Wochen kam das Email, sie, also die Studentin, schrieb: «Ich habe es tatsächlich gemacht. Die Ergebnisse sind super, keine Verstopfung, besserer Schlaf, mehr Konzentration, mehr Libido.» «Ich riet ihr, damit weiter zumachen. Westmedizinisch wurde sie auch gecheckt, die Läsionen gingen nicht weiter. «Sesamöl und Ghee sind ihre Lebenspartner geworden, schrieb sie.» Achtung, sagt Prof. Gupta: Das ist keine MS-Therapie. Es zeigt nur, dass etwas Kleines viel bewirken kann.

Foto vom Saal und von Oliver Becker und Prof. Gupta

Wenn jemand es nicht schafft, die Ernährung anzupassen? Ist Ernährung so stark im Zentrum? «Ja, of course!» Wichtig ist, dass die PatientIn die Empfehlung akzeptiert. Sich einlässt. Offen ist. Sagt: «Yes, I want to change.» Man fragt: Are you happy with the lifestyle you re living? Bist du mit deinem Lebensstil zufrieden? Nein, ich bin nicht zufrieden, ist die Antwort, sonst würdest du ja nicht kommen. Und bist du nicht glücklich, musst du ändern. Und wir haben ja keinen Zauberstab, der Wille muss schon da sein, in kleinen Schritten, langsam, langsam. Wir erklären ja auch, wie und warum. — Oliver Becker hatte noch nie ein Problem mit der Compliance, die PatientInnen kommen ja freiwillig, «wir fangen sie ja nicht ein». Ernährung und Routine sind wirklich wichtig, ja entscheidend, denn beides wirkt täglich auf uns ein.

Selbstvertrauen ist wichtig. Auch die, die 20 Jahre Erfahrung haben, haben mal mit Zero angefangen. «Starte mit dem ersten Tag.» Auch Prof. Gupta hat bei Null angefangen. «Nothing is easy.» Auch Fahrradfahren ist nicht ganz einfach. Eine Empfehlung für StudentInnen: Geduld. — Prof. Gupta erinnert an sein erstes Panchakarmaseminar in Deutschland, da hatte er keine Massagebänke, auch keine Schwitzkästen. Wir lagen auf den Dining tables und massierten da. Und als Schwitzboxen nutzen wir die Betten. Unter die Matratzen legten wir Herdplatten, da schwitzte man. Setzt dich vor die Heizung, hüll dich in Decken, und du schwitzt. Man braucht Geduld, manchmal auch Improvisationskunst. Mit Entschuldigungen und Rechtfertigungen wirst du nichts erreichen.

Was ist mit homogenisierter Milch? — Nun, nichts sei noch rein, heutzutage. Prof. Gupta gibt uns ein Mantra auf den Weg, kostenlos: Nehmt immer das beste von allem. Und wenn es das nicht gibt, nehmt das, was besser ist. Das betrifft nicht nur die Milch. Auch den Job, die PartnerIn, das Haus. Sonst muss man Kompromisse machen. Auch beim Partner. Das Beste gibt's nur einmal. — Man kann alles man als Herausforderung nehmen, wenn man denkt, dass es eine Herausforderung ist. Oder, viel besser: Man denkt nicht darüber nach und macht es einfach. Und: No challenge, no fun.

Anwesend sind auch Sabine Anliker, Ayurveda-Medizinerin und -Dozentin, in der Mitte, und rechts davon, Sigrun Laepple Haake, Ayurveda-Therapeutin und -Dozentin. Gefragt wurde soeben nach dem kosmischen Wunsch: «How do you recognize a cosmic destination, a cosmic wish?» «Weil bestimmte Dinge passiert sind, die man nicht anders erklären kann als dass da die kosmische Destination ist. Es muss etwas Höheres sein.

Bald ist Feierabend für heute. Das noch: Ama ist schlecht verdaute Nahrung. Überessen ist nicht gut. Wir können auch nicht alles sagen, und möchten jetzt Schluss machen. Das, so Prof. Gupta, war ist ein appetizer.

Prof. Gupta – seit mehr als 25 Jahren Referent und Leiter des akademischen Beirats unserer Partnerschule, der Europäischen Akademie für Ayurveda, Birstein – ist Vicechancellor der Mahagujarat Ayurveda University, begehrter Professor und ehemaliger Leiter für Innere Medizin und Panchakarma am angeschlossenen P. D. Patel Ayurveda Hospital in Nadiad, Indien.

Gemeinsam mit Heilpraktiker Oliver Becker unterrichtet Prof. Dr. Gupta an der Heilpraktikerschule Luzern den Kurs AyurvedaMed: Psychiatrie, Neurologie, Schmerztherapie; dies im Rahmen des Studienganges Ayurveda-Medizin (eidg. Diplom).

Oliver Becker ist renommierter Ayurveda-Mediziner, Modulleiter am Master-Studiengang MSc Ayurveda-Medizin an der Rosenberg Europäische Akademie für Ayurveda.

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