«Ich kann jetzt alle meine Kompetenzen, Werte und Gaben leben»
Ebikon, 21. September 2022 – Wie kommt man dazu, Shiatsu KT zu lernen? Wir haben vier unserer AbsolventInnen gefragt: Ist es Beruf oder Berufung. Inwiefern verändert man sich während der Ausbildung. Und ob es einen Lieblingsmeridian gibt. Wie’s weiter geht.
Das Foto, auf Facebook entdeckt: Vier unserer Shiatsu-KT-Absolventinnen feierten ihren Abschluss; v.l.n.r.: Franziska Uebelhart, Rosanna Nesvadba, Franziska Schelldorfer und Eveline Rothacher; Foto: zVg
Herzliche Gratulation zum Abschluss — was sind die nächsten Ziele? Ferien? Praxisaufbau? Schon in Vollzeit? Noch im vormaligen Beruf, teilzeit? Oder Familienbetreuung? Wie macht ihr das?
Eveline Rothacher: Seit letztem August, also seit über einem Jahr kann ich bei einer Kollegin, sie macht Cranio, den Praxisraum für einen Tag in der Woche mieten. Und seit diesem Frühling wohnen wir in einer grösseren Wohnung, und ich habe hier einen Raum einrichten können. Somit befinde ich mich noch im Aufbau. Zur Zeit findet am Dorfplatz in Sarnen ein Projekt statt: "Miär mechid Platz". Dort habe ich die Möglichkeit, mit anderen TherapeutInnen meine Berufung vorzustellen und dadurch der Gesellschaft näher bringen. Nebenbei arbeite ich in einem Altersheim im Nachtdienst, 40%. Und die restlichen Tage bin ich Mutter von einer bald anderthalbjährigen Tochter.
Franziska Schelldorfer: Mein Ziel ist es, die Praxistätigkeit auf 50-60% auszubauen. Da ich das Glück habe, neben Shiatsu ebenfalls als BSO- und OdA-KT-anerkannte Supervisorin und EMR-anerkannte Fussreflexzonentherapeutin tätig sein zu dürfen, habe ich ein breites Spektrum, damit mein Praxisalltag abwechslungsreich bleibt.
Franziska Uebelhart: Danke vielmals. Zwei Wochen nach meinem Abschluss hatte ich bereits die erste Weiterbildung in Baby- und Kinder-Shiatsu. Ich geniesse das Arbeiten ohne Lern-Druck und habe schon viele Ideen für Weiterbildungen – es gibt so viel Interessantes. Der Praxisaufbau läuft und daneben manage ich meine Familie, den Haushalt et cetera. Da ich in unserem Haus meinen Praxisraum einrichten konnte, kann ich die Zeit gut einteilen und um die Schulabwesenheit meiner Mädchen herumplanen. Ich liebe die Flexibilität!
Rosanna Nesvadba: Danke für die Gratulation, Martin, ich nehme sie gerne entgegen. Nachdem ich während Corona mit Coaching und Beratungen online gut beschäftigt war, arbeite ich nun wieder vor Ort am Shiatsu-Praxisaufbau. Zudem gebe ich Kurse in Lu Jong – tibetischem Heilyoga, 5-Elemente-Praktiken und Meditation an der VHSN, also der Volkshochschule Spiez-Niedersimmental. Etwas bilde ich mich immer noch weiter: in Ernährungsberatung nach TCM, auch an der Heilpraktikerschule. Im Weiteren bin ich noch als Teilzeit-Freelancerin tätig und in der Begleitung meines Teenagers in sein Leben ziemlich eingespannt. Je mehr mein Sohn nun seinen Weg findet und geht, umso mehr ist es für mich möglich, vermehrt in der eigenen Praxis zu arbeiten. Ein fliessender Übergang.
Ihr habt komplett unterschiedliche Vorberufe: FaGe, also Fachfrau Gesundheit, dipl. Coach, vormals Gärtnerin, Kaufmännische Angestellte, Soziokulturelle Animatorin, vormals Damen- und Herrencoiffeuse. Wie seid ihr zum Shiatsu gekommen bzw. auf die Idee, eine Shiatsu-Ausbildung zu machen?
Eveline Rothacher: Mit 16 Jahren ging ich in die Shiatsu-Therapie, auf Empfehlung meiner Mutter. Mich hat es da von Anfang an fasziniert, wie man mit wenig so viel erreichen kann, auch diese Ruhe und das Nichts-Tun während der Körperarbeit fand ich toll. Mit 20 informierte ich mich über die Akupunktur-Ausbildung, entschied mich dagegen wegen der Lebenserfahrung, und weil ich mich als Patientin selber sehr selten entspannen konnte. Dann, mit 25, hatte ich einen Unfall und ging wieder in die Therapie. Während dieser Behandlung bekam ich das Gefühl, dass ich dies jetzt machen möchte, es war fast wie eine Erleuchtung. Vielleicht etwas doof, dieses Wort, aber da ist schon etwas dran. Etwa ein halbes Jahr später habe ich gestartet. Für mich war von Beginn an klar, dass ich es an der Heilpraktikerschule machen möchte, da sie mir am nächsten war, aber ich fand diese Schule schon immer sehr sympathisch.
Franziska Schelldorfer: Ich war sehr viel im Büro und administrativ tätig und habe mir schon lange gewünscht, als Ausgleich wieder eine Tätigkeit zu finden, die ich mit meinen Händen und mit Körpereinsatz ausüben kann. Komplementärtherapie interessierte mich schon lange und ich habe selber als Klientin sehr positive Erfahrungen gemacht. Da passte Shiatsu am besten zu meinen Bedürfnissen.
Franziska Uebelhart: In einer privaten Krise habe ich Shiatsu kennen und lieben gelernt. Als der Wiedereinstieg nach der Baby-Pause kam, wusste ich, dass ich nicht zurück ins Büro wollte. Der Wunsch, als Shiatsu-Therapeutin zu arbeiten, schlummerte schon länger in mir, doch erst jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Ausschlaggebend war dann auch der Info-Abend an der Heilpraktikerschule sowie das Gespräch mit Hein. Gestartet hatte ich erst einmal mit dem Basis-Kurs, und danach wusste ich, dass ich die ganze Ausbildung in Angriff nehmen wollte.
Rosanna Nesvadba: Vor etwa sieben Jahren suchte mich ein Klient auf, weil er nach einer schief gelaufenen Fastenkur nicht mehr wirklich zurück zu einem gesunden Körperempfinden und Essverhalten fand. Obwohl ich mich zu dieser Zeit noch kaum eingehend mit Shiatsu befasst hatte, stellte sich in der Beratung heraus, dass Shiatsu ein möglicher Lösungsschritt sein könnte. Etwas später, nach der ersten Sitzung, erfuhr ich, dass mein Klient sich geradewegs für eine Shiatsu-Ausbildung angemeldet hatte. Ich begleitete ihn weiterhin mittels Coachings und Beratungen während seiner Shiatsu-Ausbildung und stellte eine grosse Verwandlung mit ihm und in seinem Leben fest. Sein Prozess zurück zu einem gesunden Körperempfinden und Essverhalten war beeindruckend und Shiatsu faszinierte mich von da an... Eines Morgens bin ich aufgewacht und wusste, dies wird nun auch mein weiterer Weg. So verglich ich während einem Jahr die verschiedenen Shiatsu-Schulen in der Schweiz und habe mich dann für die Heilpraktikerschule entschieden. Ende 2017 startete ich meinen Studienlehrgang zur KomplementärTherapeutin, Methode Shiatsu.
Shiatsu KT – Beruf oder Berufung?
Eveline Rothacher: Berufung, absolut. Das teilen mir auch meine KlientInnen mit. Es macht mir einfach riesige Freude, die KlientInnen zu begleiten und ihre Fortschritte zu sehen, physisch und psychisch, sowie ihnen ihre Ressourcen hervorzuheben.
Franziska Schelldorfer: Ich würde sagen, es ist eine Möglichkeit, meine Berufung zu leben. In meinen Berufen habe ich schon immer Menschen unterstützt. Sei es als Coiffeuse, in der Jugendarbeit, in der Beratung oder in der Erwachsenenbildung. Shiatsu ist eine zusätzliche Methode, die ich nun auch einsetzen kann.
Franziska Uebelhart: Beides. Es macht mich stolz, in Formularen meinen Beruf „Shiatsu-Therapeutin“ eintragen zu können. Die Arbeit sehe ich als Berufung und ich könnte mir nichts anderes mehr vorstellen. Jetzt macht Arbeiten richtig Spass.
Rosanna Nesvadba: Ich habe meine Berufung im Shiatsu gefunden, weil ich alle meine Kompetenzen, Werte und Gaben in meiner Arbeit leben kann.
Inwiefern hat euch Shiatsu bzw. die Shiatsu-KT-Ausbildung auch persönlich verändert? Oder gab es etwas sehr Bedeutsames, das ihr in eurer Ausbildung gelernt habt?
Eveline Rothacher: Ich habe mich von einer anderen Seite kennengelernt. Für mich und meine Gesundheit sehe ich nun viele Zusammenhänge und ich versuche diese im Alltag einzubauen. Ich habe gelernt, dass jeder Mensch selber schon sehr viel für seine Gesundheit tun kann. Als Therapeutin kann ich aufzeigen, wo das Problem liegen kann, und dann können wir wirklich gemeinsam daran arbeiten. Mein Ziel ist es, nach jeder Behandlung die KlientIn gestärkt nach Hause zu lassen.
Franziska Schelldorfer: Allen voran natürlich das Fachwissen über TCM, Shiatsu, Meridiane und alles, was dazu gehört. Da ging eine neue Welt auf, die mir vorher verborgen war. Viele KT-Kompetenzen habe ich schon in meinen früheren Weiterbildungen zur Supervisorin und zur Soziokulturellen Animatorin kennengelernt und integriert. Nun kann ich sie nochmal mit einer neuen Methode anwenden.
Franziska Uebelhart: Ich habe einen besseren Zugang zu mir selber gefunden und gelernt, mich wahr- und ernstzunehmen. Es hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, bei mir zu bleiben und auch auf meine eigenen Wünsche einzugehen. Der fordernde Alltag und auch meine Kinder zeigen mir immer wieder auf, ob ich mich kurzerhand wieder verloren habe oder mir treu bin. Die Ausbildung war auch eine Arbeit an meiner Persönlichkeit und hat mich selber weitergebracht.
Rosanna Nesvadba: Durchs Shiatsu hat sich viel in meinem eigenen Körperempfinden gewandelt. Achtsamer wahrnehmend, was mir gut und was mir weniger gut tut, haben sich einige Lebensmittel wie Zucker, Milchprodukte und Brot während der Ausbildung fast gänzlich aus meinem Leben geschlichen. Das wurde mir erst bewusst, als ich eines Tages feststellte, dass ich schon Monate keine Milch, kein Brot und keinen Zucker mehr eingekauft hatte. Dafür nehme ich jetzt mehr Suppe und Reis in verschiedensten saisonalen Variationen zu mir.
Darf ich fragen: Wie war der Unterricht bei uns? Vielleicht möchte ja jemand, der dieses Interview liest, selber Shiatsu lernen. Inwiefern könnt ihr uns weiterempfehlen?
Eveline Rothacher: Das Bildungskonzept fand ich super, ich war dadurch flexibel und konnte meiner Arbeit nachgehen. Für das Finanzielle fanden wir stets eine Lösung, wenn ich aktiv danach gefragt habe. Am Ende meiner Ausbildung war ich schwanger und trotzdem ging es, obwohl ich die Abschlussprüfung nach der Geburt durchgeführt habe. Ich fühlte mich von den DozentInnen stets unterstützt und fand es spannend, verschiedene kennenlernen zu dürfen. Auch die M4-Fächer mit anderen Studierenden waren sehr wertvoll und öffneten meine Ansichten noch mehr.
Franziska Schelldorfer: Die Praxismodule waren sehr persönlich und man kannte die Dozierenden und Mitstudierenden gut. Entsprechend war die Zuammenarbeit und der Austausch sehr wertvoll. Auch gefallen hat mir, dass wir gleich von Anfang an immer alles praktisch ausprobiert haben. Mir ist zudem die zeitliche Flexibilität der Ausbildungsplanung sehr entgegengekommen. Die Theoriemodule wurden eher in grossen Gruppen durchgeführt, den Online-Unterricht gegen Ende der Ausbildung fand ich vor allem dafür sehr toll. So musste man sich nicht in den Verkehr stürzen und ich konnte mich gleich zu Hause mit alle den Büchern und Heften einrichten. Das war sehr praktisch.
Franziska Uebelhart: Ich kann, ehrlich gesagt, nur positiv berichten. Die Unterrichtsstunden waren spannend, wir hatten tolle DozentInnen, und mit der Aufteilung der Module konnte ich mir einen flexiblen Ausbildungsplan zusammenstellen, welcher für mich familientauglich war. Auch die schnelle Umstellung auf Online-Kurse in der Corona-Pandemie haben mich sehr beeindruckt. Sowie technisch als auch von den DozentInnen her wurde diese „Krise“ hervorragend gemeistert. Da nun gewisse Kurse immer noch online angeboten werden, finde ich das Schulsystem noch viel flexibler. Man kann sich somit auch Anfahrtswege et cetera sparen. Obschon ich den Kontakt in den Pausen mit den MitstudentInnen schon auch vermisst habe, waren die Online-Kurse schön zeitsparend. Ich war aber auch froh, dass ich die praktischen Kurse noch vor Corona hatte, da hier der Kontakt sehr wichtig ist.
Rosanna Nesvadba: Als alleinerziehende Mutter und berufstätig war es für mich ein grosser Vorteil, dass der Unterricht an einzelnen Tagen stattfand. So konnte ich abends immer wieder nach Hause. Auch dass ich übers Jahr verteilt konstant meist wöchentlich Unterricht hatte, half mir, tiefer in die Materie des Unterrichtstoffs einzutauchen.
Vielleicht eine total blöde Frage: Habt ihr einen Lieblingsmeridian oder einen Lieblingspunkt?
Eveline Rothacher: Der Gallenblasen-Meridian, er passt zu den meisten KlientInnen, die Schulter-Nacken-Beschwerden haben. Durch den Meridianverlauf wird der Körper aus meiner Sicht schön umhüllt, was ein Geborgenheitsgefühl geben kann. Den Punkt Niere 1 drücke ich mir oft selber, aus reiner Intuition und dem Hörensagen.
Franziska Schelldorfer: Für mich ist es der Blasen-Meridian, wahrscheinlich weil es der erste war, den wir lernten, und die Arbeit am Rücken für mich selber sehr wohltuend ist.
Franziska Uebelhart: Perikard 8 – im Baby-Shiatsu wurde dieser als „Punkt der Gelassenheit“ betitelt, was ich sehr passend finde. Wenn man kurz vor dem Explodieren ist, soll man sich einen Ping-Pong-Ball zwischen die Handinnenflächen klemmen und rotierende Bewegungen machen. Perikard 8 wird damit stimuliert und man kann sich somit gut selbst beruhigen. Ideal ist das z.B. für gestresste Eltern. Bei den Meridianen finde ich das eher schwieriger, aber der Milz- und der Nieren-Meridian gehören sicher zu den Favoriten, da „Mitten“ und „Erden“ immer gut tun.
Rosanna Nesvadba: Der Leber-Meridian. Die Leber, also als Funktionskreis gesehen, besitzt die Fähigkeit, unser Leben zu planen, ihm eine Richtung zu geben. Sie verhilft zu Lebensträumen, zu Zielen, Visionen, Inspirationen und Kreativität. Viele meiner KlientInnen sind unzufrieden in ihrem Leben. Ich begleite sie gerne unterstützend mit einem Shiatsu, in dem ich den Lebermeridian behandle und gerne den Punkt Leber 3 einbaue. Dieser vermag die Emotionen zu balancieren, indem er Verstand, Emotionen und Gefühle verbindet. Das hilft, wieder mehr Entfaltungsspielraum im Leben zu eröffnen. So finden Lebensträume, Ziele, Visionen, Inspirationen und Kreativität wieder Platz.
Herzlichen Dank euch allen und weiterhin viel Freude und Erfolg!
Eveline Rothacher
Hubelweg 12
6060 Sarnen
und:
Brünigstrasse 61
3860 Meiringen
www.praxis-shiatsu-zeit.ch
Franziska Schelldorfer
lifeflow gmbh
Pelzgasse 4
5000 Aarau
www.shiatsu-lifeflow.ch
Franziska Uebelhart
praxis omnia
Franziska Uebelhart
Chalofe 444
5054 Moosleerau
www.praxis-omnia.ch
Rosanna Nesvadba
Praxis für KomplementärTherapie
Gemeinschaftspraxis Therapie Plus
Gartenstrasse 1
3063 Ittigen bei Bern
www.rosanna-nesvadba.ch