Leinöl, so geht’s
Ebikon, 4. August 2022 – Es ist ausgesprochen gesund. Doch ist der Umgang damit nicht ganz leicht: Schulgründerin Ulrike von Blarer Zalokar im Interview zu Leinöl – nach einem Schwumm im Vierwaldstättersee.
Kennt sich aus mit Shiatsu und TCM – und mit Nahrungsmitteln und Kräutern nach West-TCM und TEN: Schulgründerin Ulrike von Blarer Zalokar beantwortet Fragen zu Leinöl, nach einer Erfrischungsrunde im Vierwaldstättersee. Foto: Peter von Blarer
Warum Leinöl gesund ist, das wissen wir. Zum Beispiel aus dem Interview mit Dr. med. Fritz Grossenbacher: Leinöl hat das wohl gesündeste Fettsäuren-Profil. Und wir wissen es aus dem Buch, das Schulgründerin und -leiterin Ulrike von Blarer mit TCM-Therapeutin Sascha Inderbitzin zu Baby-Ernährung verfasst hat: Zum Beispiel ist Leinöl wegen der vielen Omega-3-Fettsäuren im dritten Trimester der Schwangerschaft besonders wichtig.
Jetzt, Ulrike, stellen sich noch ein paar Fragen zum Umgang mit Leinöl. Wie behandle ich Leinöl optimal – und wie besser nicht?
Leinöl ist sehr licht-, wärme- und sauerstoff-empfindlich. Deshalb sollte man nur kleine Fläschchen kaufen, von 100 bis 200 ml. Die Menge Sauerstoff in der Flasche nimmt ja mit dem Verbrauch zu, und das ist dem Öl nicht zuträglich. Und eben immer im Kühlschrank im Dunkeln lagern, am besten in der Karton-Verpackung, und schnell verbrauchen.
Wie ist es im Geschmack? Muss man sich erst daran gewöhnen?
Gutes Leinöl schmeckt nussig und braucht vielleicht bei manchen Leuten eine kleine Eingewöhnungszeit. Deshalb ist es auch gut, mit kleinen Mengen zu starten.
Wie merke ich, dass es nicht mehr gut ist?
Wenn du das Öl kostest und es einen bitteren Nachgeschmack hat, dann hat der Oxydationsprozess schon begonnen, und das, bevor ein ranziger Geruch entsteht. Das Öl sollte dann nicht mehr verwendet werden. Leider ist dies schon häufig der Fall, wenn das Öl frisch gekauft wird. Leinöl sollte unter einer kontrollierten Atmosphäre, die mit Stickstoff sauerstofffrei gemacht wurde, gepresst werden. Leider machen das noch nicht alle Ölpressen bzw. Hersteller.
Wie und womit nehme ich es am besten zu mir?
Leinöl darf nie fest erhitzt werden, also am besten nur in der Rohküche verwenden. Im Salat, mit Quark, oder z.B. den gekochten Fisch oder das Risotto direkt auf dem Teller noch mit Leinöl beträufeln.
Dein Lieblingsrezept mit Leinöl?
Der Klassiker, nach Johanna Budwig: Als Grundlage mische ich etwas 100 Gramm Magerquark mit zwei Esslöffel Leinöl, nehme auch etwas Zitronensaft dazu. Das Leinöl bildet mit dem Quark eine Emulsion, wird also wasserlöslich, und kann so sehr leicht verdaut werden. Diese Creme kannst du dann weiter mit z.B. Curry und Salz würzen. Oder auch mit Honig, oder Ahornsirup süssen und mit frischen Beeren oder auch Konfitüre vermischen. Und es schmeckt mir ausgezeichnet auf den Fischröllchen auf Gemüsebett, siehe das Rezept im Therapeutika. Das ist ein super schnelles, leichtes Sommerrezept mit einheimischen Felchenfilets. Statt Leinöl könnte man sonst vor allem fetten Fisch aus Wildfang essen, die haben auch sehr viele Omega-3-Fettsäuren. Doch sind diese Fische ja stark bedroht. So macht Leinöl auch ökologisch Sinn, als eine sehr gute und günstige Ergänzung und, was für viele ja immer wichtiger wird: erst noch vegan. Echt top!
Könnte ich auch einfach ein paar Leinsamen kauen, statt Leinöl zu essen? Kommt das nicht auf dasselbe hinaus?
Die Leinsamen haben noch andere Wirkungen als das gepresste Öl. Da bilden sich aus der Schale der Samen sehr viele Schleimstoffe, die bei Magen-Darm-Verstimmungen giftige Stoffwechselprodukte binden können. Dazu müssen die Samen vor dem Schlucken gut gekaut werden. Die Menge an den seltenen Omega-3-Fettsäuren ist natürlich viel geringer. Du kannst auch zusätzlich einen bis zwei Esslöffel geschrotete Leinsamen in den Leinöl-Quark geben. Gut kauen!
Du bist Expertin für Diätetik nach West-TCM. Wie ist das mit Leinöl?
Leinöl ist von der TCM-Temperatur her neutral, vom TCM-Geschmack her süss, und es wirkt auf die Funktionskreise Herz, Gedärme, Milz und Lunge. Eine seiner Hauptwirkungen ist es , Nässe und Feuchtigkeit aufzulösen bzw. zu transformieren. So dient es zum Beispiel der Vorbeugung von Herz- und Kreislauferkrankungen, hilft bei hohem Blutdruck und erhöhtem Cholesterin. Ausserdem bewegt es Blut, was Thrombosen, Schlaganfällen und Arterienverengungen vorbeugen kann. Und es befeuchtet den Darm, das hilft bei Verstopfung und hartem Stuhl.
Gibt es eine einigermassen gleichwertige Öl-Alternative? Walnussöl?
Walnussöl ist in der Zusammensetzung sehr ähnlich und auch sehr lecker. Leider genau wie Leinöl auch häufig sehr schnell ranzig, was auch da am bitteren Nachgeschmack und natürlich am Geruch erkennbar ist.
Worauf achte ich beim Kauf von Leinöl?
Kleine Flaschen, auf gar keinen Fall im Klarglas. Hochqualitatives Leinöl wird sogar nur in 100ml-Violettglasflaschen verkauft. Persönlich schätze ich Naturkraftwerke.
Danke, Ulrike!
Noch ein Tipp, Martin: Leinöl kannst du mit der Zugabe von Paprikapulver ein wenig besser haltbar machen. Es bekommt dadurch auch eine wunderbare orange Farbe.
Ulrike von Blarer Zalokar hat 1985 die Heilpraktikerschule Luzern gegründet, damals noch als Shiatsu-Schule. Sie ist Heilpraktikerin für TCM und TEN, spezialisiert auf Ernährung und Heilkräuter nach West-TCM, und sie ist KomplementärTherapeutin mit eidg. Diplom in der Methode Shiatsu; mehr Beiträge mit Ulrike.