«Wir machen den Online-Unterricht noch besser»
Ebikon, 31. März 2022 – Die Pandemie der letzten beiden Jahre hat den Unterricht auch für die Zukunft verändert: Viele Kurse bleiben online, unabhängig von der Pandemie. Schulleiter Hein Zalokar im Interview.
Vor zwei Jahren haben Hein Zalokar (hier im Bild, im Beratungsgespräch) und Peter von Blarer von der Schulleitung ruckzuck auf Online umgestellt. Mit Erfolg: Die StudentInnen sind gemäss Umfrage letzten Herbst sehr zufrieden und die Bestehensquote bei externen Prüfungen ist ausgezeichnet: zwischen 85 und 97 Prozent. Auch in Zukunft spielt der Online-Unterricht eine tragende Rolle. — Foto: Christoph Schumacher
Hein, bevor wir die Online-Frage stellen – folgende Frage, aus aktuellem Anlass: Vor sieben Jahren, Ostern 2015 war das, da seid ihr mit der Heilpraktikerschule hierher nach Ebikon gezogen – in euer damals frisch erstelltes Schulhaus, eigens für die Naturheilkunde und euren Unterricht gebaut. Wie ist das so, rückblickend? Auch jetzt, während sich die pandemische Lage beruhigt?
Nun ja – es war wohl eine der besten Entscheidungen, die wir getroffen haben. Denn das Schulhaus, ein Holzbau, ist voll auf die Bedürfnisse der Naturheilkunde ausgelegt. Grosszügige Räume, hell, modern, gute Lage und bei den Studierenden sehr beliebt. Dieses Gebäude vermittelt das Gefühl, an einer professionellen Fach- oder gar Hochschule zu studieren, zusammen mit vielen Gleichgesinnten. Das merkt man übrigens besonders jetzt, da sich das Schulgebäude oft wieder sehr gut füllt, mit vielen gut gelaunten Leuten.
Wo steht ihr heute, also im Frühling 2022?
Aktuell sind wir stark damit beschäftigt, die Qualität der Ausbildungen nochmals zu verbessern. Zum einen führen wir künftig viele theoretische Kurse online durch, während praktische Kurse weiterhin vor Ort stattfinden werden. Und zum anderen wollen wir prüfen, inwiefern unsere Ausbildungen und Studiengänge noch zu verbessern sind.
Fangen wir mit Online-Unterricht an. Was sind da eure Absichten, Ziele?
Zu Beginn der Pandemie haben wir sehr schnell auf Online-Unterricht umgestellt, was uns gut gelungen ist.
Zur Erinnerung für die LeserInnen: Der Unterricht lief bereits eine Woche vor dem Lockdown komplett online. Das war schon sehr vorausschauend.
Ja, tatsächlich, und jetzt sind wir dran, das zu professionalisieren, basierend auf unserer Umfrage letzten Herbst. Und wir merken: Für professionalisierten Online-Unterricht, da steckt mehr Entwicklungsarbeit dahinter, als man auf den ersten Blick vermutet, und es braucht entsprechend mehr Ressourcen.
Was sind da die Aufgaben?
Ein ganzer Strauss – es gibt Themen wie ein LMS, also ein Lernmanagementsystem, das auch wirklich gut eingebunden ist. Ziel des LMS ist, dass jede StudentIn eine Art Online-Lerncockpit hat. Da findet sie alles, da steuert sie alles: zum Beispiel Kursdaten und Unterlagen, Zugang zu ihren Online-Kursen. Weitere Themen sind guter Onlineunterricht, also interaktiv, auch mit Applikationen wie Padlet, Quizlet et cetera, Schulungen von MitarbeiterInnen und DozentInnen. Auch das Thema des hybriden Unterrichts beschäftigt uns.
Was genau ist Hybrid-Unterricht?
Hybrider Unterricht bedeutet, dass die Studierenden wahlweise bei uns vor Ort teilnehmen oder online bei ihnen zuhause per Livestream. Konkret sieht das so aus, dass die DozentIn sowie ein Teil der StudentInnen bei uns in einem Unterrichtsraum sind; der andere Teil der StudentInnen nimmt von zuhause aus über den Livestream teil.
Das ist ja sehr toll, denn dann kann ich mir jeweils überlegen, ob ich anreise oder ich mir die Anreise spare.
Ja, aufs Erste klingt das sehr interessant, es ist aber oft gar nicht so einfach umzusetzen: Es bedeutet nämlich, dass die DozentIn gleichzeitig zwei Lernräume bedienen muss: Es wollen ja die StudentInnen in beiden Lernräumen – also vor Ort bei und online bei sich zuhause – gut unterrichtet werden. Das ist herausfordernd, und da sind wir eben momentan dran. Bei Kursen, die wir für geeignet halten, unterrichten wir hybrid und evaluieren, ob sich dieses Konzept als tragfähig erweist.
Was sind die Kriterien, damit ein Kurs sich für einen solchen Hybrid-Test eignet?
Unsere Kernkriterien sind zum einen, wie gut uns der Unterricht für beide Lernräume gelingt. Anders gesagt, wie zufrieden unsere Studierenden damit sind. Und zum anderen, wie rege die beiden Lernräume genutzt werden. Es hat sich zum Beispiel schon mehrmals gezeigt, dass wir Kurse hybrid angeboten haben, dass aber nur etwa fünf bis zehn Prozent der Studierenden vor Ort waren und somit der grösste Teil von zuhause aus teilnahm, bis zu neunzig Prozent. Und da stellt sich natürlich die Frage, ob wir diesen Kurs doch besser rein online unterrichten sollten statt hybrid. Und so die Unterrichtsqualität voll auf online richten können. Die beiden Lernräume sind ziemlich unterschiedlich.
Und gibt’s auch noch Kurse vor Ort?
Ja klar, wir bilden ja TherapeutInnen aus, HeilpraktikerInnen, da steckt der Begriff Praxis drin. Dabei sind Hands-On-Fähigkeiten wie Massage-, Akupunktur- oder Shiatsu Techniken sowie soziale Kompetenzen zentral, also Kommunikation und Umgang mit anderen und sich selbst. Und all diese Fähigkeiten lassen sich richtig optimal kaum anders als vor Ort unterrichten. Das heisst, dass die meisten unserer Ausbildungen immer noch einen recht grossen Anteil Präsenz-Unterricht haben.
Was bedeutet das konkret?
Mittlerweile schreiben wir bei unseren Ausbildungen aus, wieviel Prozent davon Online-Unterricht sein wird, ungefähr. So finden zum Beispiel die Studiengänge zur Komplementär-TherapeutIn zu ca. 30 Prozent online im Livestream statt. In diesen 30 Prozent enthalten sind auch Kurse der schulmedizinischen, sozialwissenschaftlichen und berufsspezifischen Grundlagen.
Du hast oben gesagt, dass ihr prüft, ob eure Ausbildungen verbesserbar sind?
Unser zweiter Fokus ist die Entwicklung unserer Ausbildungen und unserer Studiengänge. Das heisst, dass wir prüfen, wie gut unsere aktuellen Studiengänge unsere Studierenden auf die Berufsprüfungen respektive die Höheren Fachprüfungen vorbereiten. Unsere Bestehensquoten bei den externen Prüfungen liegen zwischen 85 und 97 Prozent, sind also top.
Der Online-Unterricht ist sicher die grösste Herausforderung?
Ja, diese digitale Transformation bringt sehr viele Herausforderungen mit sich. Schon, dass wir es schaffen, ein richtig gutes LMS zu implementieren, und dass es uns und unsere Studierenden gut begleitet, ist sehr anspruchsvoll. Dazu passt es gut, dass wir auch unsere Ausbildungen weiterentwickeln, denn genau das ist das Allerwichtigste: tolle Ausbildungen. Da wollen wir à jour bleiben. Und dazu wollen wir, dass die Heilpraktikerschule Luzern in allen Bereichen nicht nur als absolut professionell auftritt, also professioneller sogar als so manche Fach- bzw. Fachhochschule, sondern dass unsere Studierenden unsere Schule auch so erleben. Also durch und durch professionell – sowohl im Unterricht vor Ort wie auch online. Und auch in allem, was dazu gehört: Kursdaten, Unterlagen, Administratives.
Persönlich – hast du dir da noch die Zeit nehmen können für Familie, Singen, Tanzen und Shiatsu?
Ja, das sind wichtige Pfeiler in meinem Leben und geben mir einen guten Ausgleich zu den beruflichen Herausforderungen. Zudem schaue ich, dass ich jeden zweiten Tag nach der Arbeit dreissig, vierzig Minuten joggen gehe. Das tut auch wirklich gut.
Danke, Hein, und weiterhin viel Erfolg.
Bitte, gern.
Hinweis – Neu steht bei den Kurz- und Fachausbildungen sowie den Studiengängen eine Prozentzahl, zum Beispiel bei Shiatsu KT: ~30 Prozent online. Diese Zahl besagt, wie viel Unterricht in etwa per Online-Unterricht stattfindet. Das ist abhängig von der Anzahl Theorie-Module sowie von der Vorschrift der betreffenden Organisation der Arbeitswelt (OdA). So hat zum Beispiel Diätetik West-TCM einen Online-Anteil von ca. 70 Prozent. Die Gründe: Es gibt viel Theorie; und dazu ist die OdA AM (Alternativmedizin) online-affiner, erlaubt also mehr Online-Anteil als die OdA KT (KomplementärTherapie); die OdA KT bestimmt die Online-Anteile von Ayurveda-Therapie, Craniosacral KT, Kinesiologie KT und Shiatsu KT. Die OdA AM bestimmt die Online-Anteile von Ayurveda-Medizin, Traditioneller Chinesischer Medizin TCM und Traditioneller Europäischer Naturheilkunde TEN.
Hein Zalokar, Schulleitung
Die Heilpraktikerschule Luzern ist ein Familienunternehmen: Hein Zalokar führt es in zweiter Generation, zusammen mit Schulgründerin Ulrike von Blarer Zalokar und Peter von Blarer. — Als Hein in Adligenswil aufwuchs, gingen bereits die ersten Shiatsu-StudentInnen ein und aus: Ulrike unterrichtete die ersten Kurse im Privathaus. Hein hat in Wien Wirtschaft studiert und bringt seit 2003 sein betriebswirtschaftliches und unternehmensstrategisches Wissen in den Familienbetrieb. Mit seiner Familie wohnt Hein in Adligenswil.