«Dillsamentee bei Bauchkrämpfen»

Ebikon, 1. März 2022 – Was tun bei Menstruationsschmerzen? Wir haben Petra Eich-Mylo gefragt, sie ist unsere Ressortleiterin Ayurveda-Medizin und Dozentin der Rosenberg Europäischen Akademie für Ayurveda.

Foto von Petra Eich-Mylo, Heilpraktikerschule Luzern

Schlechte Ernährung, zu viel Stress und exzessiver Sport können sich nachteilig auf die Menstruation auswirken, so Petra Eich-Mylo, eidg. dipl. Naturheilpraktikerin in Ayurveda-Medizin. Bild: Rosenberg Health & Management GmbH & Co. KG

Petra, wie unterstützt du als Ayurveda-Medizinerin bei Menstruationsbeschwerden?

Es ist schwierig, pauschal darauf zu antworten, da unterschiedliche Beschwerden unterschiedlich behandelt werden. Zum Beispiel kann Dillsamentee Bauchkrämpfe beruhigen; bei Kreislaufproblemen empfehle ich Zimt und Honig; bei Migräne das Kauen von Nelken und ein tägliches Ghi Nasya*; extrem starke Blutungen können mit zusammenziehenden Kräuterpräparaten behandelt werden. Auch vorbeugend haben in der Ernährung Granatapfelsaft, unreife Bananen, Mungsuppe und Blattgemüse eine zusammenziehende Wirkung. Weitere individuelle Empfehlungen sind: Ölbehandlungen, Ölklistieren, Reinigungsverfahren und unterschiedliche Kräuterpräparate. Dazu kommen Ernährungstipps, um eine entspannte Periode vorzubereiten.

*Ghi Nasya: ayurvedische Nasenreinigung und Pflege der Nasenschleimhäute

Ein Ernährungstipp, zum Beispiel?

Empfehlenswerte Nahrungsmittel für die Gesundheit der Frau sind Weizen, Reis, Mungbohnen, rote Linsen, Hing Asafoetida, Kreuzkümmel, Ajwain, Kürbis, Zucchetti, Kohl und Blattgemüse, Bananen, Mangos, Trauben, Datteln, Granatapfel, Honig, Ghee und Kuhmilch. Und für Nicht-Vegetarier Geflügel, Lamm und Eier – in kleinen Mengen und bester Qualität konsumiert, fördern sie die Fruchtbarkeit.

Das ist ja einiges…

…ja, generell gilt: Zuträglich ist, was regelmässig, warm und gekocht ist und Säuren reduziert. Und unzuträglich all jenes, was zu schnell, zu viel, zu kalt, zu oft, zu spät oder zu sauer ist.

Spielen die drei Doshas eine Rolle?

Ja, alle drei Doshas spielen im Menstruationszyklus eine wichtige Rolle: Vata* zur Austreibung des Blutes, Pitta* für die Blutung an sich. Vata und Pitta gestalten auch den Ablösungsprozess der Schleimhaut von der Uteruswand. Und Vata und Kapha* sind für die Proliferation wichtig, für den Aufbau der Schleimhäute.

*Vata: Das Vata-Dosha ist dem Element Luft zugeordnet. Es ist verantwortlich für die Bewegungsabläufe im Körper und steht für das Prinzip der Leichtigkeit und Veränderung.

*Pitta: Das Pitta-Dosha ist dem Element Feuer zugeordnet. Es wird auch Stoffwechsel-Prinzip genannt und ist verantwortlich für die Umwandlung.

*Kapha: Das Kapha-Dosha ist den Elementen Wasser und Erde zugeordnet. Das Prinzip der Trägheit steht für Stabilität, das Nährende, Mütterliche und Fürsorgliche.

Was ist schlimmer für die Periode: zu viel Stress oder schlechte Ernährung?

Meist bringt Stress auch schlechte Ernährung mit sich und so wirkt sich beides nachteilig auf die Menstruation aus und kann zu Schmerzsymptomatik führen.

Gibt es andere Faktoren – nebst Ernährung und Stress – die sich nachteilig auf die Menstruation auswirken können?

Ja, beispielsweise psychische Probleme, exzessiver Sport, Leistungsdruck, Ängste et cetera.

Passt du deine Therapie dem aktuellen Zyklus deiner Patientin an? Wie?

Im Grunde ja, denn Ölmassagen, Schwitzbehandlungen, Ausleitungsverfahren wie Virecana oder Bastis* sind während der Menstruation kontraindiziert, daher haben regelmässige Abhyanga* und Svedana* und eventuell Bastis zwischen den Zyklen einen beruhigenden Einfluss auf das Nervensystem, was wiederum zu mehr Entspannung während der Periodentage führen kann.

*Abhyanga: eine ayurvedische Ölmassage

*Svedana: ayurvedische Bezeichnung für eine Art Kräuterschwitzbad

*Bastis: reinigende und nährende Darmeinläufe

Kann Ayurveda bei Endometriose helfen?

Das ist ein grösseres Tridosha*-Problem, das je nach Schwere nur mit einer kompletten 4 bis 6-wöchigen Panchakarmakur zu therapieren ist.

*Tridosha: alle drei Doshas betreffend – Vata, Pitta und Kapha

Was ist eine Panchakarmakur?

Gemäss dem ayurvedischen Konzept können sich im Laufe des Lebens belastende Rückstände im Körper ansammeln, die das Milieu im Körper krankhaft verschieben. Diese potentiell schädlichen Stoffe werden über den natürlichen Ausscheidungsmechanismus nur unzureichend eliminiert. Daher empfiehlt der Ayurveda, den Körper regelmässig von diesen Rückständen zu befreien und ihm damit die Wurzel vieler Erkrankungen zu entziehen.

Und wie wirkt eine solche Kur?

Diese Panchakarma-Verfahren wirken in erster Linie reduzierend auf die Körpergewebe, werden jedoch individuell gemäss Beschwerden und der zur Verfügung stehenden Zeit ausgewählt und angewandt. Eine Panchakarmakur unterstützt die körperliche und psychische Gesundheit und sollte ausschliesslich in Kureinrichtungen unter der Begleitung von erfahrenem medizinischem Personal stattfinden.

Zu Eisenmangel – hast du einen Tipp?

Leichter Eisenmangel lässt sich mit einem selbstherzustellenden Eisenpräparat behandeln, Saptamrutloha Bhasma, dazu eine Paste aus Triphala Pulver und Wasser über Nacht in eine Roheisenpfanne geben, am nächsten Tag herauskratzen, mörsern und 2x2g mit Honig und Ghee, (mehr Honig als Ghee) vor dem Essen einnehmen.

Und bei PMS?

Generell gut, wie ich bereits erwähnt habe, sind Abhyanga und Svedana oder man therapiert gemäss individuellen Symptomen mit Kräutern und Ölen.

Welche Bedeutung hat die Menstruation im Ayurveda?

Physiologisch ist die Menstruation ein Reinigungsprozess, um den Uterus für eine Schwangerschaft vorzubereiten. Sie ist in der pitta-dominanten Lebensphase der Frau. Überforderungen im Alltag mit Kindern, Familie und Beruf können auf der psycho-mentalen Ebene schnell zu einer Rajas*-Erhöhung führen, was sich auf die Menstruation negativ auswirken kann. Daher empfiehlt der Ayurveda, sich mit Achtsamkeit den Rhythmen der Natur anzupassen und die täglichen Aufgaben gelassen, frei von Druck und Stress, in Freude zu gestalten. Klingt nicht ganz einfach, aber es ist der beste Weg von Rajas ins Sattva* zu kommen, was durchaus zur Gesundheitserhaltung beiträgt.

*Rajas: geistige Konstitution, die für die nötige Energie im Alltag sorgt, also zugleich Antrieb und Motivation. Ist Rajas zu hoch, kann das zu Ruhelosigkeit, Aggressivität und Rivalität führen.

*Sattva: steht für den geistigen Impuls und Wunsch, sich geistig weiterzuentwickeln und Neues zu entdecken, sowie Gelassenheit, Achtsamkeit, Toleranz, Mitgefühl und Weisheit zu kultivieren.

Danke, Petra.

Gern, Veronika.

 

Petra Eich-Mylo ist Naturheilpraktikerin mit eidg. Diplom in Ayurveda-Medizin. Sie hat drei Kinder, macht Weiterbildungen in Indien und ist begeistert von Literatur, Philosophie und buddhistischer Psychotherapie. Neben der eigenen Praxis in Zürich leitet sie seit mehr als 15 Jahren medizinische Kurprogramme am Rosenberg Ayurveda Gesundheits- und Kurzentrum Birstein. Seit Januar 2022 ist sie Ressortleiterin für Ayurveda-Medizin bei uns an der Heilpraktikerschule und Vertreterin unserer Partnerschule, der Rosenberg Europäischen Akademie für Ayurveda.

Die Naturheilpraxis von Petra Eich-Mylo: www.ayurveda-zuerich.com

 

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Ayurveda Diätetik, Nahrungsmittel, Reinigungen

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https://www.heilpraktikerschule.ch/newsroom/news-detail/news/2022/03/01/dillsamentee-bei-bauchkraempfen