«Eigentlich ist die Craniosacral-Therapie zu mir gekommen»
Ebikon, 5. Januar 2022 – Teilzeit-MPA, Mutter, Hausfrau und jetzt in Ausbildung zur Craniosacral-Therapeutin: Nicole Vincent im Interview.
Nicole Vincent, MPA und Mutter von zwei Söhnen, wusste nach den drei Tagen des Craniosacral-Einstiegsmoduls, dass sie davon mehr will. Bild: zVg
Nicole, wie bist du als MPA zur Craniosacral-Therapie gekommen?
Eigentlich ist die Craniosacral-Therapie eher zu mir gekommen als umgekehrt. Vor einigen Jahren habe ich im Fernsehen mal etwas über Cranio gesehen. Durch eine Bekannte, welche damals Craniosacral-Therapeutin in Ausbildung war, habe ich die Therapieform dann wegen meiner jahrelangen Kopf- und Nackenbeschwerden ausprobiert. Ich konnte nach nur wenigen Behandlungen eine grosse Veränderung und Verbesserung meiner Lebensqualität erzielen, welche auch langfristig bestehen blieb.
Und dann hast du selbst einen Cranio-Kurs gebucht?
Ja, da ich schon länger auf der Suche nach einer beruflichen Veränderung war und mich diese Behandlungsform total überzeugt hatte, habe ich dann den Cranio-Basiskurs gebucht, um zu sehen, ob das etwas für mich sein könnte.
Ist da der Funken sofort übergesprungen? Wie war das Einstiegsmodul?
Ich kann mich erinnern, dass «Cranio: Basis» gerade am Wochenende der Luzerner Fasnacht stattfand. Dies fand ich anfänglich nicht ganz so toll. Nach ein paar Stunden war die Fasnacht dann allerdings vergessen und ich voll und ganz begeistert von der «Cranio-Sache». Und obwohl wir im Kurs lauter fremde Menschen waren, entstand sehr schnell eine Verbundenheit und eine wunderbare Energie unter uns Studierenden. Wir lernten bereits erste Techniken kennen und nach den drei Tagen wusste ich, dass ich noch mehr darüber lernen möchte, und buchte die nächsten drei Module für die Kurzausbildung myCranio.
War die Entscheidung einfach, anschliessend den ganzen Studiengang zu starten? Es ist ja immerhin eine ziemlich grosse Ausbildung – mit Ziel eidg. Diplom?
Nach dem Basis-Kurs buchte ich wie erwähnt die restlichen drei Module für das myCranio. Nach einem weiteren Kurs-Wochenende im Sommer war für mich schnell klar, dass ich die komplette KT-Ausbildung machen wollte. Normalerweise bin ein sehr durchgeplanter Mensch, der den Weg meist schon bis zum Ziel visualisiert hat. Bei dieser Ausbildung liess ich einfach mal alles etwas auf mich zukommen, so ganz nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. Diesen Weg gehe ich nun Stück für Stück, ich habe sehr viel dabei gelernt, auch für mich persönlich. Und das primäre Ziel, den KT-Abschluss zu machen, rückt täglich ein Stück näher.
Und der eidgenössische Abschluss?
Ja, auf lange Sicht ist für mich das eidg. Diplom erstrebenswert. Als Hausfrau, Mama von zwei Kids, Teilzeit-MPA und nun Cranio-Therapeutin, wird dies wohl noch eine Weile dauern.
Du arbeitest also noch Teilzeit als MPA?
Ja, bereits bevor ich die Ausbildung begonnen habe, arbeitete ich nebst Familie und Haushalt noch 40% als MPA in einer urologischen Praxis. Dies tue ich auch weiterhin, mittlerweile habe ich mein Pensum jedoch leicht reduziert.
Wie organisierst du dich?
Das ist oftmals schon eine Herausforderung und funktioniert nur, weil mein Mann mich voll und ganz unterstützt und unser Umfeld und die Familie flexibel bei der Kinderbetreuung mithelfen. Dass die Cranio-Module jeweils am Wochenende sind, ich die anderen Kurse selbst einteilen konnte und viele theoretischen Kurse wegen Corona online stattfanden, machte die gesamte Planung für mich etwas einfacher. Ausserdem wohne ich im Kanton Luzern, der Anfahrtsweg zur Schule ist also überschaubar.
Du arbeitest bereits in deiner eigenen Praxis, magst du uns etwas erzählen.
Ja, im September dieses Jahres konnte ich bei der wunderbaren Praxis «Körpergeflüster» in Sursee einsteigen. Ich bin dort jeweils freitags am Behandeln oder, wenn ich keine KlientInnen habe, dann lerne ich dort für die Schule oder schreibe an meiner Falldarstellung. Ich bin noch in der Startphase meiner Selbständigkeit, habe vor kurzem erst meine Website fertiggestellt. Zu mir kommen bis anhin hauptsächlich Bekannte oder Bekannte von Bekannten, welche von mir und meiner Arbeit gehört haben.
Was schätzt du an der Arbeit in deiner Praxis besonders?
An der Craniosacral-Therapie und am Selbständig-Sein schätze ich vor allem, dass ich alles frei einteilen und selber entscheiden kann. Ich bestimme, wie ich zeitlich arbeiten möchte und wie ich meinen Tag und die Begegnungen mit meinen KlientInnen gestalte.
Was ist es eigentlich, das dich an Cranio so fasziniert?
An Cranio fasziniert mich, dass durch eine solch sanfte Therapieform so viele körperliche, geistige und seelische Veränderungen entstehen können. Auch die ruhige Atmosphäre während der Behandlung, die Gespräche mit den Menschen und vor allem, dass ich den KlientInnen Raum und Zeit schenken kann, finde ich in unserer teilweise etwas hektischen Gesellschaft wunderschön.
Und wie findest du das Komplementärtherapeutische? Ist es hilfreich?
Anfänglich habe ich meist in der Stille behandelt. Die verbale Begleitung – das Komplementärtherapeutische – hat mich eher verunsichert. Mittlerweile habe ich verschiedene Tools kennengelernt, wie ich während der Behandlung kommunizieren kann. Es fühlt sich inzwischen auch immer vertrauter an und ich merke, dass es meine KlientInnen im therapeutischen Prozess unterstützt und ihnen sichtbar macht, welche Veränderungen im Körper stattfinden. Und auch mir gibt es eine gewisse Sicherheit, wie es meinen KlientInnen gerade geht.
Was machst du aktuell und was sind deine Pläne?
Bis im Sommer 2022 habe ich noch vereinzelt Schulkurse, vor allem liegt mein Fokus zurzeit jedoch auf dem Praktikumsteil. Ich muss noch einige Behandlungen mit Protokoll machen, Feedbacksitzungen, Termine mit meiner Mentorin und Dozentin wahrnehmen, Eigenbehandlungen empfangen und und und. Mein Plan sieht so aus, dass ich Ende 2022 meine Abschlussprüfungen absolviere und dann ab 2023 als anerkannte Craniosacral-Therapeutin KT tätig sein kann.
Alles Gute und danke fürs Gespräch, Nicole.
Die Praxis-Website von Nicole, hier.