«Die therapeutische Arbeit bekommt mehr Tiefe»
Ebikon, 1. Juni 2021 – Konstitution, Lebensphase, Ressourcen und mehr – erst wenn eine TherapeutIn alle Indikatoren verbindet, erarbeitet sie sich ein ganzheitliches Patientenbild und einen individuellen Therapieplan. Rolf Backenecker, TEN-Referent und Naturheilpraktiker mit eidg. Diplom, im Interview.
«Habe ich es verstanden, die Indikatoren aus unterschiedlichen TEN-Diagnosen miteinander zu vernetzen, entsteht ein fundiertes, therapeutisches Vorgehen», sagt Rolf Backenecker, TEN-Referent und -Therapeut. (Photo: zVg)
Rolf, du hast die Weiterbildung «TEN-Diagnostik: Vernetzung» entwickelt. Was wird vernetzt?
In zwei Tagen fügen wir die einzelnen Diagnosebausteine der TEN zu einem grossen Ganzen zusammen: also Zungen-, Augen-, Gesichts-, Körper- und Puls-Diagnose. Dabei berücksichtigen wir die Prinzipien der Humoralmedizin und weitere individuelle Merkmale wie zum Beispiel die aktuelle Lebensphase des Menschen. Es entsteht ein ganzheitliches, eben vernetztes Bild der PatientIn. Anhand von Praxisfällen und unter Einbezug des bestehenden TEN-Wissens erweitern die TeilnehmerInnen ihre diagnostischen Fähigkeiten in Richtung vernetztes Denken.
Wie zeigt sich vernetztes Denken in einer Therapiesitzung?
Die Fähigkeit, eine komplexe Problematik unter Einbezug aller möglichen Indikatoren zu verstehen, ermöglicht erst eine ganzheitliche und zugleich individuelle Therapie. Nur wenn wir die zum Teil gegenläufigen Hinweise aus den verschiedenen diagnostischen Bereichen miteinander in Bezug setzen, dazu die individuelle Konstitution und den aktuellen Lebensabschnitt berücksichtigen, können wir einen ganzheitlichen Therapieansatz wählen.
Hast du ein Beispiel?
Nehmen wir Arthrose: Eine chronische Arthrose eines älteren, torpiden Melancholikers muss anders behandelt werden als die Arthrose eines älteren, erethischen Melancholikers. Die Aspekte Prognose, Dauer der Behandlung, Mittelwahl und die Therapieanwendungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Habe ich es verstanden, die Indikatoren aus unterschiedlichen TEN-Diagnosen miteinander zu vernetzen, entsteht ein fundiertes, therapeutisches Vorgehen.
Welchen Vorteil hat das für mich als TherapeutIn?
Meine therapeutische Arbeit bekommt mehr Tiefe. Das heisst: Für die Behandlung kann ich bei Bedarf auf unterschiedliche Wege zurückgreifen, die ich zusammen mit meiner PatientIn umsetzen kann.
Und das ergibt schliesslich ein gutes Therapiekonzept?
Genau. Ein gutes Therapiekonzept ist ein individueller, zeitlich strukturierter, humoraler Behandlungsplan, der unter Berücksichtigung der Konstitution und der Ressourcen der PatientIn, adäquate diätetische, innere und äussere Massnahmen vorschlägt.
Inwiefern bereitet mich dieser Kurs auf die M2-Prüfung bzw. die HFP vor?
Es ist eine Übungsmöglichkeit, den humoralen roten Faden zu erfassen, Fälle zu analysieren und schlüssig zu begründen und Argumente der humoralen Pathophysiologie mithilfe der TEN-Prinzipien zu trainieren. Diese Fähigkeiten sind in der Basis bereits an der M2-Prüfung gefragt, sicher aber an der HFP.
Schlussfrage: Wie bist du als dipl. Wirtschaftsingenieur zur Naturheilkunde TEN gekommen?
Ich habe die Naturheilkunde schon früh kennengelernt, da meine Mutter bereits eine komplementärmedizinische Praxis führte. Ich habe dann aber erst meine technischen und weiterführend meine wirtschaftlichen Interessen ausgebildet. Dort habe ich die Werkzeuge des vernetzten Denkens kennengelernt, die ich heute im TEN-Unterricht anwende. Ich habe also sozusagen mit einem kleinen Umweg den Weg in die therapeutische Tätigkeit gefunden.
Danke, Rolf.
Gern, Veronika.
Rolf Backenecker war ursprünglich in der technisch-betriebswirtschaftlichen Welt zuhause. Seit über 20 Jahren widmet er sich schon der Naturheilkunde. Seinen Fokus legt er auf das Miteinbeziehen aller möglichen Indikatoren, um den Menschen als Ganzes zu sehen und zu behandeln. Ihm ist es wichtig, vielschichtige Probleme ganzheitlich vernetzt zu erfassen. Heute ist er Naturheilpraktiker mit eidg. Diplom und zertifizierter Mentor. Seine Praxis ist in Meilen, Zürich: www.therapiehaus.ch