Zum Artikel «Coronakritischer Naturheilpraktiker muss Praxis schliessen» der Solothurner Zeitung vom 9. April 2021
Ebikon, 9. April 2021 – Die Schulleitung wurde gestern um eine Stellungnahme gebeten. Es geht um einen Naturheilpraktiker in Solothurn, der in seiner Praxis die Maskenpflicht nicht einhält und Verschwörungstheorien verbreitet. Er arbeitet bei uns als Dozent. Hier ist die Stellungnahme der Schulleitung.
Die Anfrage von der Solothurner Zeitung kam am Donnerstagnachmittag, 8. April per Mail, verbunden mit der Bitte, zu drei Fragen Stellung zu beziehen. Hier sind die Fragen und Antworten, wie sie die Schulleitung verschickt hat, sowie zwei Nachträge. Der Name des Naturheilpraktikers ist uns bekannt; weil jedoch der Name im Artikel nicht genannt wird, machen wir das auch nicht.
Die Schulleitung hat sich entschieden, die Stellungnahme im Sinne der Transparenz und zur Verdeutlichung der Haltung der Heilpraktikerschule Luzern hier zu veröffentlichen.
Die drei Fragen und Antworten:
Haben/Hatten Sie Kenntnis der Website des Naturheilpraktikers und den Botschaften, die er darüber verbreitet?
Wir wissen, dass einige unserer DozentInnen skeptisch sind, was das Virus, Covid-19 oder die Massnahmen betrifft. Auch deshalb weisen wir unsere DozentInnen bei Stellenantritt darauf hin, dass persönliche Ideologie im Unterricht keinen Platz hat, das tun wir aber schon immer. Tatsächlich hatte aber ein Dozent im Unterricht Verschwörungstheoretisches verbreitet. Das haben wir mit diesem Dozenten aber geklärt. Der Fokus ist das Fachliche. Das sollen und wollen die StudentInnen lernen, sie zahlen ja auch dafür. Seither gibt es keine Reklamationen mehr. Die fraglichen Botschaften auf der Website haben wir erst wegen Ihrer Anfrage gesehen. Natürlich, wenn wir jemanden einstellen, schauen wir uns die Website an, doch damals gab es auf der fraglichen Website dieses Verschwörungstheoretische noch nicht. Wir prüfen aber nicht jede Aktualisierung jeder Website, wir haben über hundert DozentInnen.
Wie schätzen Sie als Arbeitgeber des Mannes und als Ausbildungsstätte für künftige Fachleute dieses Verhalten ein?
Unsere Schule ist im Bereich der Erwachsenenbildung, unsere StudentInnen können persönliche Meinungen und fachliche Inhalte unterscheiden. So hatten die StudentInnen ja auch reklamiert. Das sehen wir als positives Zeichen dafür, dass Verschwörungstheorien bei uns sehr kritisch betrachtet werden. Das finden wir sehr wichtig, denn unsere Schule ist sehr Schulmedizin-orientiert: Wir sehen keinen Konflikt zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde, unsere Vision ist die Integration beider Systeme.
Hat das Verhalten des Mannes Konsequenzen auf seine Anstellung bei Ihnen?
Wir stehen hinter der fachlichen Qualität dieses Dozenten, wir stehen aber nicht hinter dem Verschwörungstheoretischen. Ihre Frage ist jetzt nicht leicht zu beantworten, wir hatten eine solche Situation noch nie. Das Verschwörungstheoretische geht natürlich nicht. Andererseits unterrichtet dieser Dozent seit unserem Gespräch, ohne seine persönliche Ideologie kund zu tun. Ausserdem braucht es für dieses Fach sehr spezifisches Wissen, und es gibt nur wenige Personen, die darüber in dieser profunden Weise auch verfügen. Und eben, es ist Erwachsenenbildung, die StudentInnen können zwischen fachlicher Qualität und persönlicher Meinung unterscheiden. Wir können Ihre Frage zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten, wir müssen erst abwägen und mit diesem Dozenten sprechen.
Nachtrag 1
Bei Frage 1 hatte die Schulleitung geschrieben: «Wir wissen, dass einige unserer DozentInnen skeptisch sind, was das Virus, Covid-19 oder die Massnahmen betrifft.» Mittlerweile präzisiert die Schulleitung, sie habe nur Kenntnis von insgesamt zwei.
Nachtrag 2
Schulleiter Peter von Blarer hat in der Zwischenzeit mit dem Dozenten gesprochen. Der Dozent hat versichert, dass er seit dem Gespräch damals keine persönliche Ideologie im Unterricht kund getan habe und dass er das auch weiterhin nicht tue. Der Dozent kann unter diesen Bedingungen bis auf Weiteres unterrichten, seine Fächer finden selten statt.
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Der Artikel in der gedruckten Ausgabe liegt uns nicht vor.
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