«Du nimmst die Veränderung sofort wahr»
Ebikon, 11. Februar 2021 – Touch for Health 1, der Einstiegskurs in die Kinesiologie – wie ist er so? Dozentin Claudia Schleiss erinnert sich, wie sie damals diesen Kurs erlebt hat. Und sie erzählt, wie sie mit zwei Therapien arbeitet: mit Shiatsu und Kinesiologie.
Claudia, du hattest damals, 2010, den Kurs Touch for Health 1 absolviert, bist seit vielen Jahren Kinesiologin. Kannst du dich erinnern, wie dieser Kurs für dich war? Was hatte dich am meisten begeistert?
Wie einfach das ist! Über Muskeltests die Ungleichgewichte herausfinden und sie sofort ausgleichen. Das hatte mich total fasziniert in diesem Touch-for-Health-1-Kurs. Du nimmst die Veränderung sofort wahr. Deshalb habe ich ja dann auch weitergemacht.
Wie bist du zur Kinesiologie gekommen?
Zunächst hatte ich die Shiatsu-Fachausbildung absolviert, anschliessend die Kurzausbildung Ernährung nach den 5 Elementen, alles hier an der Heilpraktikerschule. Und als Shiatsu-Therapeutin benötigte ich ja regelmässig Weiterbildung, und so habe ich etwas gesucht, das vor allem für Kinder gut ist.
Warum für Kinder?
Ich hatte damals viele Kinder in der Praxis, ich bin ja selber Mutter von vier Kindern, da kommen immer Anfragen von anderen Müttern: Es geht um Probleme mit dem Schlaf, der Verdauung, mit Migräne, auch Themen rund um Bewegung. Ich brauchte etwas, das mich näher an die Kinder bringt. Vor allem jüngere Kinder brauchen oft etwas mehr Action, als auf dem Futon zu liegen und ein Shiatsu zu erhalten. So bin ich zufällig im Angebot der Heilpraktikerschule auf Touch for Health gestossen, ich hatte vorher keine Ahnung von Kinesiologie, und dann bin ich da einfach einmal in diesen ersten Kurs.
Und das war also gut.
Ja. Das war spannend. Besonders überzeugt hatte mich, dass du da schon mit ganz einfachen Mitteln tatsächlich helfen kannst. Zum Beispiel Einfluss auf Schmerzen nehmen, sie lindern. Der Kurs war sogar ziemlich witzig, ich habe mich sehr wohlgefühlt, und dann habe ich zuerst die Kurzausbildung myKinesiologie gemacht. Dabei habe ich auch gemerkt, dass das sehr gut zu Shiatsu passt. Und als Ernährungsberaterin half mir die kinesiologische Austestmethode herauszufinden, welche Lebensmittel einer KlientIn gut tun.
Und die Kinder, wie ging es denen mit Touch for Health?
Die sprangen richtig darauf an! Kinder freuen sich, wenn sie aktiv etwas machen können. Es geht um Rückenprobleme, Schlafprobleme, auch von kleinen Kindern, Stress und Ängste, Überforderung in der Schule. Da helfen zum Beispiel die kinesiologischen Bewegungsübungen, die beide Hirnhemisphären aktivieren und interagieren lassen, das verbessert Verstehen, emotionale Stressgeschichten, Lernprobleme. Wichtig war auch, Nahrungsmittel zu identifizieren, die stärken oder schwächen. Das hilft auch bei Allergien. Das ist schon recht viel für den Einer.
In der Kinesiologie arbeitest du ja mit Muskeltests. Das hört sich nach Fitnessstudio an, ist aber nicht so?
Die Muskeltests sind ein Feedbacksystem des Körpers. Damit lassen sich Ungleichgewichte aufspüren. Du merkst zum Beispiel, dass bei gewissen, nennen wir es mal „Reizen auf das Nervensystem“ – das können Gedanken der KlientIn sein, Allergene auf der Haut oder auch Aktivierungen von Rezeptoren – gewisse Muskeln abschalten. Da sind also Dysbalancen. Und weil mit diesen Muskeln bestimmte Meridiane zusammenhängen, hast du dann auch die Mittel, um die Dysbalancen auszugleichen.
Du hast schon gesagt, dass Kinesiologie gut zu Shiatsu passt. Inwiefern?
Zum Beispiel wegen des Qi. Das ist ein Begriff der chinesischen Philosophie, übersetzen liesse er sich mit Lebensenergie. Dieses Qi spielt sowohl im Shiatsu wie auch in der Kinesiologie eine wesentliche Rolle, ebenso die Meridiane: Über den Muskeltest können wir Meridiane testen, ist da Über- oder Unterenergie. Und oft setze ich Shiatsu ein, um die Dysbalancen auszugleichen, die ich über die kinesiologischen Muskeltests gefunden habe, statt mit kinesiologischen Ausgleichmethoden zu arbeiten wie zum Beispiel mit Klanggabeln oder Blütenessenzen.
Wann entscheidest du dich für Shiatsu?
Shiatsu regt die Selbstregulation an, Kinesiologie macht das ebenfalls. Was bei der Kinesiologie halt ist, und das ist effektiv so: Kinesiologie wirkt schnell, fast sofort. Im Shiatsu natürlich auch, aber es dauert etwas länger. Shiatsu ist sehr ruhig, bringt eine tiefe Entspannung, fördert die Selbstregulation, und man spürt, es kommt etwas in Bewegung. Besonders, wenn eine KlientIn unter Stress steht, dann nehme ich sie auf den Futon, gebe ein Shiatsu. Sie kann einfach sein, komplett loslassen, eintauchen. Das bringt Tiefenentspannung, das ist wunderbar. Und je nach dem wechsle ich dann auf die Liege, also zur Kinesiologie.
Und wann entscheidest du dich für Kinesiologie?
Kinesiologie ist viel aktiver. Da ist die KlientIn aufgefordert mitzumachen, mitzudenken, Bezüge herzustellen. Zum Beispiel ist Selbstreflexion sehr wichtig: Was passiert im Moment? Je besser eine KlientIn versteht, was passiert, desto besser kommt sie in die Selbstregulation. Es kommt mehr in Gang. Das, was mit der KlientIn passiert, wird über Selbstreflexion ins Prozessgeschehen integriert. Das wiederum verstärkt die Kraft und den Erfolg der Ausgleichsmethoden. Und das macht es, dass Kinesiologie dann auch sehr schnell wirkt, oft ja sofort.
Gibt es einen Fall, der dir besonders viel Freude bereitet hat? Magst du etwas dazu erzählen?
Ja, da kommt mir dieser ältere Herr in den Sinn, über 70, er hatte Schmerzen im unteren Rücken und der Hüfte. Schulmedizinisch war er abgeklärt, es wurde nichts gefunden. Dieser Herr war hier in den Ferien, und weil er zuhause regelmässig ins Shiatsu geht, kam er zu mir, eigentlich wollte er ein Shiatsu. Er fragte dann nach, weil ich auch mit Kinesiologie arbeite, und wollte das ausprobieren. Wir hatten eine einzige Balance, es ging ihm sofort besser. Und nach einigen Tagen rief er an und sagte, er könne die Schmerzmittel seither weglassen. Das war schon sehr erfreulich. Aber so etwas passiert nicht jede Woche. Eine einzige Balance – eine Pitch-Roll-Yaw-Zentrierung – und es war gut. Und jetzt kommt er immer einfach so, präventiv, die Thematik ist ja nicht ganz weg, aber er lebt ohne Schmerzmittel. Gestern war er auf der Klostermatte schlitteln mit seinem Enkel.
Du hast deine Praxis in einem touristisch geprägten Bergdorf, in Engelberg. Kommen auch TouristInnen in deine Praxis?
Ja, manchmal kommen auch Feriengäste, dieser ältere Herr ist ein Beispiel, aber eher selten. Hauptsächlich sind es Personen, die fest hier leben. Über die Zeit sogar ganze Familien, meine Praxis habe ich ja seit fast zwanzig Jahren.
Dein Tipp, wenn ich noch unentschlossen bin, Touch for Health 1 zu besuchen?
Naja, dieser Kurs besteht aus zwei Tagen. Das ist überblickbar, und so weiss ich sofort, ob das etwas ist für mich. Das war ja auch meine Überlegung damals, und so hatte ich es einfach ausprobiert. Heute kann ich sagen: Auch wenn man dann nicht weiter macht, hat man einiges gelernt, das man privat anwenden kann, zum Beispiel, um den Kindern zu helfen. Wichtig: Die beiden Tage nach diesem Kurs freihalten. Falls man Feuer und Flamme ist, kann man da nämlich gleich Touch for Health 2 machen.*
*Achtung: Das ist nicht immer so (Anmerkung 5. April 2022).
Danke, Claudia, für das Gespräch.
Bitte, Martin, gern.
Oh, doch noch eine Frage. Shiatsu, wenn ich das richtig verstehe, hat mit Absichtslosigkeit zu tun, mit Im-Hier-und-Jetzt-Sein, ohne Ziel. Im Gegensatz dazu ist Kinesiologie doch sehr zielorientiert. Wie siehst du das? Und wie wirkt sich das auf deine Behandlungen aus?
Ich würde nicht sagen, dass wir im Shiatsu ohne Ziel, ohne Zweck unterwegs sind. Shiatsu, genau wie die Kinesiologie, hat zum Ziel, gesundheitsfördernde, nachhaltige Prozesse auszulösen. Mit den jeweiligen methodenspezifischen Mitteln. Also beispielsweise Bewegung, Berührung, Atem und Energie. Durch die Behandlungen beider Methoden wird die Selbstregulation, die Selbstwahrnehmung und die Genesungskompetenz der KlientInnen gefördert.
Gibt es nicht doch einen Unterschied im Behandeln: Shiatsu eher intuitiv, mehr im Hier und Jetzt; und Kinesiologie eigentlich sehr rational?
In der Kinesiologie führen wir ein Problem- und Zielfindungsgespräch oder ein Anamnese- und Problem- und Zielfindungsgespräch. Auf dieser Grundlage wählen wir die Balance, also die Art der Behandlung aus, bei der wir verbal, also über Worte, den besten Bezug zum Thema der KlientIn herstellen können. Du musst dir diese verschiedenen Möglichkeiten, eine KlientIn zu behandeln, vorstellen wie einen grossen Werkzeugkasten mit vielen unterschiedlichen Werkzeugen. Wir schauen dann welches Werkzeug, also welche Balance, am besten zum Thema der KlientIn passt. Das ist schon ziemlich rational.
Und beim Shiatsu?
Einer Shiatsubehandlung geht eine energetische Befunderhebung voraus, basierend auf Gespräch, Beobachtung und Berührung der energetischen Zonen. Die darauf folgende, prozesszentrierte Shiatsuarbeit mit meinen Händen ist dann sehr intuitiv, dem Qi entlang, wie es sich zeigt. Vielleicht kann man sagen: sehr im Moment, im Hier und Jetzt. Für die KlientIn ist das ein tiefes, zentriertes Berührt-Werden.
Theoretisch liesse sich ja Shiatsu sozusagen auch als kinesiologische Ausgleichsmöglichkeit einbauen? Machst du das auch oder geht das gar nicht?
Doch, tatsächlich, das bietet sich manchmal an, meine Erfahrungen damit sind sehr gut. Ich habe sogar einen «Mode» für Shiatsu kreiert, also eine nonverbale kinesiologische Sprache.
Jetzt aber: Danke!
Claudia Schleiss, verheiratet, vier erwachsene Kinder, ist in Belgien aufgewachsen, direkt an der Grenze zu Deutschland, wo sie das Gymnasium abgeschlossen hat; sie ist gelernte Notariatsassistentin, hat aber lieber viel, oft und gern in der Gastronomie gearbeitet. Claudia hatte damals Bachblüten für ihre Kinder angewandt, und als ihr Mann zufällig zur Ausbildungsbroschüre der Heilpraktikerschule Luzern kam, sagte er ihr: Schau, das wäre was für dich. Zuerst hat Claudia in einzelne Module geschnuppert, Bachblüten und Shiatsu, und dann ging es los: Sie ist Shiatsu-Therapeutin, Kinesiologin und Ernährungsberaterin nach den 5 Elementen.