Nah am Wasser gebaut
Manche Kinder brechen bei jeder Kleinigkeit in Tränen aus. Um im Leben zu bestehen, müssen sie Widerstandskraft entwickeln. Verständnis und Trost unterstützen sie dabei.
Je selbstsicherer ein Kind ist, umso stabiler ist sein emotionaler Zustand.
Das Schuhebinden gelingt nicht, das Znünitäschli ist verschwunden, die Schwester rückt das Puzzle nicht raus, und die Zeichnung ist auch nicht richtig gut geworden – für manche Kinder reichen Kleinigkeiten, um sofort in Tränen auszubrechen. Wenn Kinder häufig weinen, obwohl es anscheinend gar keinen Grund dafür gibt, dann leiden Eltern mit, sind aber häufig auch genervt und fragen sich, warum ihr Kleines so «nah am Wasser gebaut» ist. «Jeder Mensch hat einen anderen Umgang mit Emotionen», erklärt die Psychologin Franziska Bischof-Jäggi aus Zug. «Was als normal gilt, ist unter anderem von Faktoren wie dem Alter oder der Kultur abhängig.» Eine grosse Rolle spielt aber auch das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl. «Je selbstsicherer ein Mensch – nicht nur ein Kind – ist, desto stabiler ist auch sein emotionaler Zustand. Entsprechend besser erträgt er Kritik und kann mit Misserfolgen umgehen. Oder über peinliche Situationen lachen, die für weniger selbstsichere Menschen belastend sind.» Resilienz nennt man diese psychische Widerstandskraft, die uns hilft, die kleineren und grösseren Schwierigkeiten des Alltags und des Lebens zu meistern. Sich diese Fähigkeit anzueignen, gelingt nicht von heute auf morgen.
Lesen Sie den Artikel in der Schweizer Familie:
Nah am Wasser gebaut
Schweizer Familie 6/2020, Seiten 31-33
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