Noch mehr Tipps gegen die Herbstmüdigkeit, Teil II
Ebikon, 25. Oktober 2019 – Zeitverschiebung, dieser Nebel – und die lange Dunkelheit. Wir fragen unsere DozentInnen, wie wir munter durch die kalten Monate kommen, hier die nächsten sieben Antworten.
Ist der Sommer vorüber, ziehen sie in den Süden. Wer nicht so leicht vor dem Herbst wegfliegt, übersteht die Herbstmüdigkeit mit einfachen Übungen, unsere DozentInnen wissen wie. Foto: https://pixabay.com/de/photos/wildg%C3%A4nse-vogelschwarm-winter-1149609
Welche Hausmittel holen mich da wieder raus?
«Trinke frischen Ingwertee: zwei bis drei Scheiben Ingwer mit heissem Wasser übergiessen, das wärmt und regt an. Wenn du magst, gib eine Limetten- oder Zitronenscheibe dazu. Ätherische Öle: Mein Favorit ist der Raumspray mit Eisenkraut und Rosmarin, er erfrischt den Kopf sowie den Raum, und ist ein natürlicher Bazillenkiller. Perfekt, jetzt wo die Erkältungen wieder kommen. Du kannst ihn auch auf deine Hände sprayen, ein bis zwei Sprüher, dann einreiben. Und aus der Kräuterkiste Johanniskraut-Tropfen. Sie bringen die Sonne zurück in den Körper, ins Gemüt.»
Heilpraktikerin und Drogistin EFZ Sarah Föhn, unterrichtet klinische Therapeutik
Und was bietet die Kräuterkraft?
«Nichts. — Es gibt kein Kraut gegen diese Müdigkeit, wir machen einfach zu viel! Die Natur wird im Herbst ruhiger. Und wir? Stürzen uns in den Weihnachtsstress, immer schneller, immer hektischer. Am besten sagst du gleich einige Feiern ab, nimmst dir ein Vorbild an der Natur.»
Naturheilpraktiker und dipl. Drogist HF Raphael Amhof, unterrichtet Phytotherapie
Einen Punkt drücken und weg geht die Müdigkeit?
«Qi wird oft mit Lebensenergie übersetzt. Wer das chinesische Schriftzeichen anschaut, sieht, dass es aus zwei Einzelzeichen besteht: Ein Zeichen für Luft, Dampf und Nebel und ein zweites für Reis. Daraus kann man schliessen, dass sich Qi aus Luft, aus dem Atem und der Ernährung zusammensetzt, also essen und trinken. Der Vergleich mit unserem westlichen Denken zeigt eine erstaunliche Ähnlichkeit: Glukose + O2 → Co2 + O2H + ATP; sprich, aus Glukose (Reis) und Sauerstoff (Luft) entsteht neben Co2 und H2O auch noch ATP, Adenosintriphosphat, was so viel wie Energie ist. Lange Rede kurzer Sinn: Um der Herbstmüdigkeit entgegen zu wirken, solltest du täglich an die frische Luft gehen und bewusst ruhig und tief atmen. Atemübungen aus dem QiGong oder Yoga helfen dabei. Eine ausgewogene Ernährung ist wesentlich. Aus TCM-Sicht heisst das, gerade im Herbst und Winter, warme und gekochte Speisen essen, dazu genügend frisches Wasser und Tee trinken. Ohjeh, das war jetzt gar nicht zu den Akupunkturpunkten, aber zu TCM. Ist das in Ordnung?»
Naturheilpraktiker mit eidg. Diplom Thomas Feer, unterrichtet TCM
Wie vermeide ich es, in eine depressive Verstimmung zu fallen?
«Leider habe ich die Frage zu spät gesehen, ich hätte sowieso nichts Tolles gewusst, ausser: Tanke so viel Licht und Sonne wie möglich.»
Dr. med., Dr. iur. Werner Scherf, unterrichtet Schulmedizin
Kann ich die Müdigkeit einfach wegessen?
«Such aus, was dir wohltut und dich stark und fit durch den Herbst bringt: Oft genügt ein Wochenende, an dem man sich ganz auf sich konzentriert und bewusst ernährt, um mittelfristig wieder Kraft zu tanken und das körperliche Wohlbefinden zu steigern. Entgifte jetzt deinen Körper mit basischer Ernährung: viel Obst, viel Gemüse. Das entlastet den Darm und den Stoffwechsel und gibt dem Körper die Möglichkeit, sich zu regenerieren. Trinke dazu reichlich, mindestens zwei Liter am Tag. Ideal sind ungesüsste Kräutertees. Verzichte möglichst auf Giftstoffe wie Alkohol und Koffein. Gehe spazieren, geniesse die frische Luft, tanke viele Sonnenstrahlen und stärke dich mit den bunten Herbstfarben. Jetzt ist die beste Zeit, um das Immunsystem herbstreif zu machen, und zwar mit der richtigen Ernährung. Du musst dazu nicht zu exotischen Superfoods greifen, viele unserer heimischen Obst- und Gemüsesorten besitzen wahre Superkräfte, um uns für die Erkältungswelle des bevorstehenden Winters zu rüsten. Dazu eignen sich Äpfel, Avocados, Grünkohl, Heidelbeeren, Himbeeren, Ingwer, Leinsamen, Meerrettich, Möhren, Nüsse, rote Bete, Salbei, Sauerkraut und Zitrusfrüchte. Koche mal wieder. Gekochte Speisen wärmen den Körper von innen und tonisieren unsere Energie.»
Dipl. Ernährungscoach und Ernährungsberaterin nach den 5 Elementen Bernadette Wandeler-Huber, unterrichtet Kochen Basis
Trotz Schal und Pulli fröstle ich tagsüber, manchmal friere ich sogar. Muss das sein?
«Füsse, Hände und Ohren. An diesen Stellen spiegeln sich all unsere Reflexzonen. Die Reflexzonen nutze ich, indem ich meine Füsse, Hände und Ohren mit einer Zimtsalbe aktiv wärme, anstatt sie nur vor Kälte zu schützen. Zimtöl, das lässt sich ganz leicht selber machen: 2-4 Tropfen Zimtrindenöl in einen Deziliter Trägeröl geben, zum Beispiel Sonnenblumenöl.»
KomplementärTherapeut mit eidg. Diplom und Heilpraktiker TEN Alex Inderkum, unterrichtet Fussreflexzonen und TEN
So viele Methoden, so viele Tipps. Reicht es auch, wenn ich oft an die frische Luft gehe und einigermassen vernünftig esse?
«Rausgehen und vernünftig essen, beides ist essentiell. Ja, diese Müdigkeit. Sie kommt gerade in dieser stiller werdenden Zeit, wenn die Tage kürzer werden. Wenn Wind und Kälte vermehrt an unserem Gerüst rütteln und ich mir und meiner Verletzlichkeit wieder mehr bewusst werde. Die Herbstmüdigkeit bringt die Chancen mit, sich wieder um die Essenz zu kümmern, um sich selbst. In der traditionellen chinesischen Medizin TCM erklären wir anhand des Dreifach-Erwärmers, wie wir gesund bleiben und unser Abwehr-Qi bilden und stärken: gute Ernährung, also ein gutes Nahrung-Qi (Gu-Qi), dazu gute frische Luft (Da-Qi). Ohne sie können wir kein gutes Abwehr-Qi (Wei-Qi) bilden. Dazu kommt das «sich Nähren», sich um sich kümmern. Die frische Luft als Auszeit, Durchatmen, sich Zeit und Raum geben, um im Hier und Jetzt zu sein, dann kann Gesundheit geschehen. In die Natur zu gehen, ist Stressprävention, das sagt auch die Wissenschaft: Wer sich dreimal pro Woche bei Tageslicht in der Natur aufhält, schon für 20 bis 30 Minuten, senkt so messbar seinen Pegel des Stresshormons Cortisol. Und hier noch ein Gedanke zur frischen Luft des Autors Alberto Villoldo aus seinem Buch One Spirit Medizin: ‘Lausche den verborgenen Lauten – mit deinen anderen Ohren. Sieh das Himmlische – mir deinen anderen Augen. Nimm wahr, was die gewöhnlichen Sinne nicht ermessen.’ Und, dann ist aber wirklich Schluss, hier das Rezept für eine Herbstsuppe, bei der einem die Sonne aufgeht: Kürbis-Curry-Karotten-Kokossuppe, für zwei Personen: 2 kleine Zwiebeln und ein kleines Stück Ingwer, fein hacken; 400 g Kürbis und 4 Karotten, in Würfel schneiden; 160 g rote Linsen, vorab gut waschen; 4 EL Olivenöl, 2 TL Currypulver, ½ TL Kreuzkümmel-Pulver, 4 dl Gemüsebouillon und 2 dl Kokosmilch. Das Gemüse im Öl andünsten, Gewürze, Bouillon und Kokosmilch beigeben und für 20 Minuten zugedeckt köcheln lassen. Abschmecken mit Salz, Pfeffer, wenig Zitronensaft und eventuell mit Muskatnuss, mit wenig Petersilie garnieren.»
Naturheilpraktikerin mit eidg. Diplom Petra Bossard, unterrichtet TCM