«Weg mit der Angst – Sie können ja nichts verlieren»
Ebikon, 24.11.2017 – Über «radikalen inneren Frieden» sprach Don Joseph Goewey an seinem öffentlichen Vortrag an der Heilpraktikerschule Luzern. Wie einige Minuten pro Tag das Gehirn verändern und wie es uns gelingt, die Furcht vor den eigenen Ängsten abzulegen.
«Die Welt können wir nicht kontrollieren. Doch unsere Einstellung können wir verändern – und so unser Verhältnis zur Welt.» Don Joseph Goewey zeigt, dass innerer Friede unabhängig davon ist, was um uns herum geschieht. Photo: Monique Wittwer
Donnerstagabend, 2. November, der grosse Saal im Erdgeschoss füllt sich. 180 Stühle sind aufgestellt, der Saal ist voll. Don Joseph Goewey, der Verhaltensforscher aus Kalifornien, ist zurück. Sein Thema heute: radikaler innerer Friede. Es geht nicht um Weltfrieden oder Politik. Es geht um den inneren Frieden. Die Fähigkeit, Probleme ohne Angst anzugehen.
Als Einstieg leitet Don eine kurze Meditation an: «Lasst eure Gedanken gehen. Nicht einen nach dem anderen, sondern alle auf einmal.» Es wird still im Raum. «Spürt ihr einen Funken Frieden in euch? Unterstreicht diesen Moment.» Don nennt es «Gefühle unterstreichen» und meint damit, dass wir uns dieses Gefühl bewusst machen. Es achtsam wahrnehmen. So gelänge es uns, Gefühle zu etablieren. Der innere Friede zum Beispiel würde so zu einer Gedankenkraft, die das Gehirn stärke. Radikal, sagt Don, sei die Idee, dass man im Inneren im Frieden sein könne, unabhängig davon, was aussen geschehe. «Ja, in dem Sinne möchte ich euch radikalisieren.»
Keine einfache Entscheidung
Dieser Friede in uns ist also unabhängig davon, was aussen läuft. Der erste Schritt zu innerem Friede sei der Glaube daran, dass man in Frieden sein könne. Dann folge die Entscheidung für den Frieden. «It’s not easy if you choose peace», sagt Don. Es sei nicht immer einfach, wenn man sich für den Frieden entschieden hat, übersetzt Martin Frischknecht, Redaktionsleiter vom Magazin Spuren, der an diesem Abend kurzfristig als Dolmetscher eingesprungen ist. «It’s not fun to face your fear», nein, innerer Friede sei tatsächlich nicht nur angenehm, denn es hiesse, sich seinen Ängsten zu stellen. «Wer sich vor seinen eigenen Ängsten fürchtet, hat keine Wahl.» Deshalb sei es so wichtig zu erkennen, dass man sich selber wählen könne, ob man in Friede oder Angst lebe. Die Hürden? Angst vor Versagen, Selbstzweifel wie «das schaffe ich nie».
Sechs Minuten pro Tag
Doch wenn wir uns dafür entschieden haben, wie gelingt es, diesen inneren Frieden aufzubauen? Don kennt viele Übungen. Zum Beispiel: Beginnen Sie jeden Tag positiv, seien Sie dankbar. «Gerade den Eltern unter Ihnen rate ich: Stehen Sie am Morgen vor Ihren Kindern auf. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst.» Zum Beispiel für eine kurze Meditation. «Das ist wirklich eine kleine Investition mit grosser Wirkung. Das einzige was sie brauchen: ein paar Minuten pro Tag.». Meditieren könne man überall: «Meine Frau meditiert, während sie kocht. Ich erlebe diese Glücksmomente beim Wandern in den Bergen.» Dankbarkeit stimuliere die positiven Gefühle.
Ein weiterer Tipp: Denken Sie an drei Personen, die Sie mögen, denen gegenüber Sie jedoch Vorbehalte haben. Die Vorbehalte können Kleinigkeiten sein. Und dann: Lassen Sie diese Vorbehalte los, nur einen kurzen Moment. Dieses Loslassen bringe Freude. «Unterstreichen Sie die Freude.»
Zwölf Prinzipien die helfen
«Darüber, was in der Welt passiert, hat niemand die volle Kontrolle», sagt Don, «doch unsere eigene Einstellung können wir ändern.» Dabei helfen zum Beispiel die zwölf Prinzipien von «Attitudinal Healing», aufgestellt von Gerald Jampolsky, einem Berufskollegen von Don und Gründer des ersten Zentrums für Attitudinal Healing in Kalifornien. Diese Grundsätze unterstützen uns dabei, alles zu überwinden, was dem inneren Frieden im Weg steht:
- Der Kern unseres Wesens ist Liebe.
- Gesundheit bedeutet inneren Frieden. Heilen bedeutet Angst loszulassen.
- Geben und Empfangen sind eins.
- Wir können Vergangenheit und Zukunft loslassen.
- Das Jetzt ist die einzige Zeit, die es gibt, und jeder Augenblick ist da, um zu geben.
- Wir können lernen, uns selbst und andere zu lieben, indem wir vergeben statt zu verurteilen.
- Anstelle von Fehlern können wir im Gegenüber Liebe entdecken.
- Wir können wählen und uns darauf ausrichten, im Inneren friedlich zu sein, unabhängig davon, was aussen geschieht.
- Wir sind gleichzeitig Schüler und Lehrer für einander.
- Wir können anstelle von Fragmenten die Ganzheit des Lebens wahrnehmen.
- Da die Liebe ewig ist, braucht der Tod uns nicht zu schrecken.
- Uns selbst und unser Gegenüber können wir immer entweder als liebend erleben oder nach Hilfe rufend wahrnehmen.
Ängsten keinen Raum lassen
«If fear is speaking, stop listening», sagt Don. Wenn immer Angst auftaucht, geben Sie ihr keinen Raum. Weshalb? Stress entstehe dann, wenn wir an Gedanken glauben, die uns ängstigen. «Doch 85 Prozent unserer Sorgen betreffen Dinge, die nie eintreffen werden.» Probieren Sie es aus, nehmen Sie sich täglich ein paar Minuten Zeit, seien sie achtsam. «Ich verlange ja nicht, dass sie fünf Wochen eine Auszeit nehmen und sich zurückziehen.» Dann will Don von den Zuhörern wissen: «Wer denkt, dass das schwierig ist?» Viele Hände gehen hoch. «Ihre Ängste, lassen Sie sie los. Lassen Sie sich überraschen, wie sich ihr Leben schon nach vier Wochen verändert hat.» /lpo
Anleitung zur Meditation «Start the Day Positive», englisch
Und hier einige Lesetipps, die Don am Vortrag gegeben hat:
- Brené Brown, zum Beispiel über das Thema Scham.
- Carl Rogers, über Kongruenz, Empathie und bedingungslose positive Zuwendung
- Gerald Gersham Jampolsky, zum Beispiel «Verzeihen ist die größte Heilung»