«Was ich da las, hat mich sofort begeistert»

Luzern, 4. November 2013 – Alles, was Francesca Unternährer zum Behandeln braucht, sind Herz und Hände. Seit 1996 schon behandelt sie ihre PatientInnen mit TuiNa.

Francesca, wie bist du zu TuiNa gekommen?

Francesca Unternährer: Also, es war so. Ich habe Heilpraktikerin gelernt mit Schwerpunkt auf TCM. Nach meiner Ausbildung habe ich ein Praktikum gemacht bei einem Heilpraktiker, der ebenfalls auf TCM spezialisiert war. Da kam mir eine Broschüre über TuiNa in die Hände, es faszinierte mich und ich habe mich in diese chinesische Massage vertieft. Ja, und dann wurde ja die Praxis geräumt.

Wie meinst du das?

Ja, heute ist das eigentlich gar nicht mehr vorstellbar, aber damals, als ich das Praktikum gemacht hatte, durfte man eigentlich noch keine Nadeln stechen, das wurde, naja, heimlich, also illegal gemacht. Und weil es heimlich ja nicht wirklich gibt, tauchte dann irgendwann einmal die Polizei in der Praxis auf. Die hat alles beschlagnahmt, nicht nur die Nadeln, einfach alles.

Da war alles noch in den Anfängen.

Ja, jetzt sind diese Dinge alle gut geregelt. Mir wurde aber damals, als da plötzlich die Polizei da war, klar, warum ich mich so für TuiNa interessierte: Mir soll niemand mein Werkzeug wegnehmen können.

Und TuiNa...

... genau, dazu braucht es weder Nadeln noch Kräuter noch sonst etwas. Nur die Hände, und die kann man nicht beschlagnahmen, die hat man immer dabei. Und so habe ich TuiNa gelernt, und auf diesem Weg bin ich bis heute geblieben. Das kann sich aber auch ändern, sobald mich etwas mehr fasziniert und interessiert.

Bei TuiNa bist du dann geblieben, seit 1996. Welches sind die Beschwerden, mit denen PatientInnen in deine TuiNa-Praxis kommen?

Mit allen funktionellen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Migräne, Verdauungsbeschwerden, Allergien, gynäkologischen Problemen, Energielosigkeit, Asthma und natürlich Beschwerden am Bewegungsapparat, auch mit degenerativen Erkrankungen, bei denen TuiNa als Ergänzung zur Schulmedizin sehr wertvoll sein kann.

Was sind degenerative Erkrankungen?

Dies sind Erkrankungen wie zum Beispiel Demenz, MS oder ALS, die in der Regel keine Hoffnung auf Heilung bieten. Vielmehr verlaufen sie kontinuierlich Richtung Verschlechterung. Als Therapeutin kann ich den Anspruch gar nicht haben, solche Erkrankungen zu heilen. Obwohl: Im Hinterkopf hat man diesen Wunsch ja immer oder besser gesagt im Herzen. Aber so gut wie nur irgend möglich zu begleiten, das will man auf alle Fälle.

Und das heisst?

Es geht darum, den Allgemeinzustand so positiv wie möglich zu beeinflussen, damit die Person grösstmögliche Lebensqualität erleben kann. Therapie alleine ist allerdings nicht alles. Je mehr sie selbst für ihr eigenes Wohlbefinden tut, desto besser.

Kommen deine PatientInnen von alleine oder werden sie dir zugewiesen, zum Beispiel durch SchulmedizinerInnen?

Die meisten PatientInnen gelangen durch Mund-Propaganda zu mir. Von ÄrztInnen hab ich selten Zuweisungen. Ich hab mich auch noch nie darum bemüht, mit Broschüren oder sowas, obwohl ich das eigentlich immer im Sinn hatte. Es wäre schon gut, sich bei den SchulmedizinerInnen ein bisschen mehr bemerkbar zu machen.

TuiNa sei sehr gut für Kinder. Inwiefern kannst du das bestätigen?

Kinder sind so leicht zu behandeln, weil sie noch so offen sind für Heilung. Und die Disharmoniebilder sind meist klarer. Sie überlappen sich nicht wie bei einem Erwachsenen. Da sind die Elemente vielleicht schon über Jahre und Jahrzehnte hinweg mehr oder weniger stark gefordert, durch die Art, wie die Person lebt, aber auch durch Umstände, die kaum zu beeinflussen sind. Dass da der Organismus in ein chronisches und manchmal sehr kompliziertes Ungleichgewicht geraten kann, ist nicht verwunderlich.

Das würde ja heissen, dass man so früh im Leben wie nur möglich in die Behandlung sollte, auch wenn man eigentlich das Gefühl hat, es gehe einem prächtig?

Alternativmedizin ist im Grunde genommen eine Präventivmedizin, also wär das sicher das Richtige, aber das machen natürlich die wenigsten. Ich selber ja auch nicht immer. Zwar lasse ich mir mit ziemlicher Regelmässigkeit TuiNa geben, aber nicht jede Woche, vielleicht einmal im Monat. Dabei probiere ich auch andere Massagen oder Methoden wie Kinesiologie. In regelmässigen Abständen konsultiere ich meinen Homöopathen, der gleichzeitig mein Hausarzt ist. Es kommt eigentlich nicht so darauf an, was man macht, Hauptsache, man macht stets früh genug etwas, das einen im Gleichgewicht hält oder wieder hinein bringt.

Bei welchen Indikationen bist du bei Kindern erfolgreich?

Es kommt sehr auf den Hintergrund an: Ist das Kind alt genug? Kann es sich zu Hause selber behandeln? Machen die Eltern mit? Das sind die besten Bedingungen. Dann kann eine Schwäche im System gut wieder aufgebaut, ein Gleichgewicht wieder hergestellt werden. Bei einer Blockade genügt manchmal eine einzige Behandlung. Im Allgemeinen sind Verdauungsbeschwerden sehr gut zu behandeln, auch Allergien und allgemeine Immunschwächen. Oft können über die Behandlung des Verdauungssystems viele Probleme gelöst werden. Nicht umsonst wird das Verdauungssystem von der TCM «Mitte» genannt.

Das heisst, von der Verdauung hängen andere Beschwerden ab?

Ja, im Zusammenhang mit der Verdauungsenergie stehen zum Beispiel Immunschwäche, Hautkrankheiten, Antriebslosigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche.

Wie gehst du da vor? Hilft dir da deine Ausbildung als Kindergärtnerin?

Kindergärtnerin war ich ja nicht lange. Und wer Freude an Kindern und etwas Fantasie hat, bringt eigentlich alles mit, was es für den Umgang mit Kindern braucht. Natürlich hält ein Baby nicht einfach seine Glieder hin und du kannst daran arbeiten. Aber mit etwas Übung kann man auch bei einem recht lebhaften Kind einen Massageablauf durchführen. Auf keinen Fall darf man stur etwas durchziehen wollen. Am besten lässt man sich spielerisch auf das Kind ein. Dann klappt die Behandlung sehr gut.

Schaut man sich auf den Homepages von TuiNa-TherapeutInnen um, wird oft auch ADS und ADHS als Indikation genannt. Welche Erfahrungen hast du damit?

Für mich ist das etwas heikel, denn bei ADS-Kindern sind die Eltern oft an ihren Grenzen. Bei TuiNa, so finde ich, ist es ganz wichtig, dass die Eltern mitmachen, und das heisst, dass sie bei mir auch lernen, ihre Kinder selber zu massieren. Doch Eltern von ADS-Kindern sind oft selber ziemlich fertig, sie haben nicht die Ruhe, ihr Kind zu massieren. Die alte Weisheit ist in vielen Fällen völlig richtig: Zuerst müssten eigentlich die Eltern behandelt oder zumindest mitbehandelt werden. Wenn sich das Kind aber gerne selber massiert, kann es sich damit eventuell beruhigen. Deshalb empfehle ich ADS-Kindern lieber meine Kollegin, die mit Kinesiologie arbeitet.

Ist es nicht extrem anstrengend, den ganzen Tag TuiNa zu geben?

Es gibt Tage, da ist das so, und Tage, da ist es nicht so. Kommt meist auf meinen eigenen mentalen und körperlichen Zustand drauf an. Aber auch das ist keine Regel ohne Ausnahme. Eines ist sicher, wenn ich mich körperlich und mental nicht fit halte, komme ich schneller an meine Grenzen.

Zum Abschluss: Dein schönstes Erlebnis mit TuiNa?

Immer dann, wenn Heilung gelingt, was auch immer Heilung heissen mag, vielleicht: Immer, wenn man sich gegenseitig mit dem Herzen berührt.

Danke für das Gespräch, Francesca.

 

Francesca Unternährer entschied sich für das Kindergartenseminar in Luzern, arbeitete dann in den USA als Foto- und Laufstegmodell sowie als Fitnessinstruktorin, bevor sie in Zürich Naturheilkunde studierte. Doch erst als die Polizei in der Praxis, in der sie ihr Praktikum machte, die Akupunkturnadeln beschlagnahmte, wurde ihr klar, was ihr wirklich am Herzen liegt: TuiNa. Denn, so Francesca, ihr Werkzeug wolle sie sich nicht wegnehmen lassen. Mittlerweile ist das Arbeiten mit Akupunkturnadeln legal. Und Francesca ist immer noch davon überzeugt, dass man alles, was es braucht, mit sich führt: Herz und Hände. Seit 1996 führt sie ihre TuiNa-Praxis, die ersten beiden Jahre in Zürich, seither in Luzern.

Akupunktur- und TuiNa-Ausbildungen

Einführungsmodule

Folgende Module sind Einführungsmodule unter anderem zu Akupunktur wie auch zu TuiNa. Man kann sie also besuchen und erst später über die Fachrichtung entscheiden.

 

Akupunktur-Einführungsmodule

 

TuiNa-Einführungsmodule

  • TuiNa Basis
  • TuiNa für Kinder

 

Besuchen Sie einen Infoabend.

https://www.heilpraktikerschule.ch/newsroom/news-detail/news/2013/11/04/was-ich-da-las-hat-mich-sofort-begeistert