TCM-Wirkungen von Schokolade
Luzern, 27. April 2011 – Zum Gespräch getroffen an einem April-Nachmittag im Garten der Heilpraktikerschule Luzern: Barbara Fendrich und Ulrike von Blarer Zalokar. Die beiden Mit-Autorinnen des «Praxisbuch Nahrungsmittel und Chinesische Medizin» sagen, was es mit der Schokolade auf sich hat – und was man tun kann, wenn man zu viele Schoggi-Osterhasen gegessen hat.
Ja, und wie ist es nun mit der Schokolade? Barbara Fendrich und Ulrike von Blarer Zalokar, die beiden Mit-Autorinnen des «Praxisbuch Nahrungsmittel und Chinesische Medizin», geben Antworten. Photo: Iva Balk (pixabay.com), Lizenz: CC0
Im Praxisbuch findet man ja fast alle Nahrungsmittel, die bei uns im Westen üblich sind. Wie kommt es, dass ausgerechnet die Schokolade fehlt?
Barbara Fendrich: Tatsächlich. Absicht ist das sicherlich nicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass wir darauf verzichtet haben, weil Schokolade ja aus Kakao und Milch hergestellt wird. Die Milch haben wir, natürlich, denn die wird in unseren Breitengraden ja im Übermass genossen. Den Kakao haben wir aber auch nicht erwähnt.
Ulrike von Blarer Zalokar: Es sind ja über 250 Lebensmittel drin, und Kakao ist ja eigentlich kein Lebensmittel, sondern eher wie ein Gewürz zu betrachten. Wahrscheinlich haben wir deshalb den Kakao ausgelassen.
Wir können das ja hier nachholen: Welches sind die Wirkungskategorien einer handels- üblichen Milchschokolade?
Ulrike: Milch-Schoggi tonisiert das Qi, und das wäre ja eigentlich sehr gut. Doch leider wirkt Milchschokolade auch verschleimend, und sie schwächt das Milz Qi. Ausserdem enthält sie sehr viele schlechte Fette, und so produziert sie pathogene Nässe und Schleim. Eine Schokolade mit mehr als 80% Kakaoanteil ist einiges besser, aber sie darf keine Milch oder andere Zusätze enthalten, ausser natürlich Vollrohrzucker, das sind dann die restlichen 20%. Dann beruhigt Schokolade den Shen/Geist, eliminiert Feuchte Hitze, tonisiert Blut, bewegt Blut, und sie tonisiert Qi.
Wie sieht es denn mit Kakao aus, welches sind seine Wirkungskategorien?
Barbara: Kakao wirkt stärkend und anregend für Herz, Blase und Niere, fördert das Wasserlassen und hat eine ganze Reihe von weiteren Wirkungen: Er ist sättigend und durststillend, öffnet den Magen, hellt die Stimmung auf, hilft, Wunden heilen, verbessert die Hautfunktion, bewegt das Blut und macht es flüssiger, wirkt antioxidativ und senkt den Blutdruck. Es ist unglaublich.
Da sprechen wir aber nicht über die normale Milchschokolade?
Barbara: Nein, da muss mindestens ein Kakaoanteil von 80% vorhanden sein. Und keine Milch oder anderen Zusätze. In welchen Situationen oder bei welchen Krankheitsbildern ratet ihr, komplett auf Schokolade zu verzichten?
Ulrike: Die herkömmliche Milchschoggi ist nicht nur bei Übergewicht und Diabetes zu meiden, sondern auch bei Erkrankungen wie Cellulite und bei Geschwüren und Tumoren, egal ob gut- oder bösartig.
Barbara: Auch bei vielen Verdauungsproblemen und Darmerkrankungen ist es empfehlenswert, auf Schokolade zu verzichten. Anders ist es, wenn sie einen hochprozentigen Kakaoanteil aufweist. Sie muss dann bei diesen Erkrankungen nicht gemieden werden, weil sie Feuchte Hitze eliminiert, also das, was bei den genannten Erkrankungen im Zentrum steht.
Kann Kakao also auch als Heilmittel betrachtet werden?
Barbara: Im Prinzip ja. Wie jedes Lebensmittel hat Kakao bestimmte Wirkungen auf den Stoffwechsel. Wir prüfen jedoch individuell, wie diese Lebensmittel zur Konstitution und zur Erkrankung passen und raten eventuell davon ab. Ulrike, dein Sauerkirsche-im-Schokokleid-Rezept auf Seite 30 deines Backbuches empfiehlt «hochprozentige Kakaoschokolade». Was ist der Unterschied zwischen dieser Schokolade und einer Milchschokolade?
Ulrike: Diese Schokolade ist ausschliesslich aus Kakaobohnen hergestellt. Sie ist also sehr bitter, und viel kann davon nicht gegessen werden. Als ganz feiner Überzug wie bei diesem Rezept mit der Sauerkirsche ist dieser bittere Geschmack jedoch traumhaft.
Wer jetzt über Ostern den einen oder anderen Milchschokoladen-Hasen gegessen hat, mit welchen Lebensmitteln könnten diese Sünden ausgeglichen werden?
Ulrike: Wirklich auszugleichen ist es nicht. Jedoch sind bittere und salzige Nahrungsmittel von Vorteil.
Barbara: Cicorino rosso und Zuckerhut sind sehr zu empfehlende Lebensmittel, sie sind schön bitter, auch Löwenzahn ist bitter. Bei salzigen Lebensmittel denkt man vielleicht an Chips und Erdnüsschen.
Aber das ist wohl nicht das, was euch vorschwebt?
Barbara: Nein, gesalzene Erdnüsse und dergleichen sind da nicht das richtige, auch wenn man oft Lust darauf hat, wenn man Schokolade gegessen hat. Besser sind Algen, z.B. in eine Misosuppe oder über den Salat gestreut.
Ulrike von Blarer Zalokar
Ulrike von Blarer Zalokar gründete 1985 die Heilpraktikerschule Luzern, damals als «Schule für energetische Körperarbeit». Sie ist Heilpraktikerin für TCM und TEN, spezialisiert auf Ernährung und Heilkräuter; und KomplementärTherapeutin mit eidg. Diplom in der Methode Shiatsu. Ihre Bücher «EssenZ aus der Küche», «EssenZ aus der Backstube» und «Baldrian macht munter» entwickeln sich zu regelrechten Longsellern.
Barbara Fendrich
Barbara Fendrich ist dipl. Heilpraktikerin TCM und Diplom-Pädagogin. In Luzern führt sie eine eigene Praxis für Chinesische Medizin und Shiatsu. An der Heilpraktikerschule Luzern unterrichtete Barbara Fendrich von 1997 bis 2018 Fächer der Chinesischen Medizin und sie war Prüfungsexpertin. www.barbarafendrich.ch